Schwarze Blüte, sanfter Tod
Silva.
Ob das mir nun bei der Aufklärung von Mrs. Ronaldos Verschwinden und ihrem Tod half, oder nicht â meine Neugier würde befriedigt sein. Jerome Blondel, an den ich da kurz dachte, war mir nicht etwa zufällig in den Sinn gekommen. Wie ich wuÃte, hatte er die besten Beziehungen zu seinen Kollegen vom gesprochenen Wort und gefilmten Unsinn, bei denen ich mich nicht so gut auskannte. Wenn jemand etwas über gelaufene Reportagen erfahren konnte, und dabei vielleicht über »Ti. Wo.«, dann war er das ...
Ich buddelte das Telefon aus einem Haufen Knüllpapier und Zeitungsausschnitten über die Theorie gefährdeter Ersttäter und wählte, nachdem ich sie gefunden hatte, Blondels Nummer.
Er hatte inzwischen die gleichen Sicherheitsvorkehrungen gegen unliebsame Anrufer getroffen, wie sie schon sein Vorgänger Louis Montgomery Fung zu praktizieren pflegte.
Eine Sekretärin sagte mit reizender Stimme: »Sie haben den Anschluà des bedeutendsten Zeitungsmannes in Hongkong gewählt, leider ist er unterwegs, um neue Geschichten zu entdecken. Er bittet Sie deshalb, nach dem Piepston Ihre Botschaft zu hinterlassen. Der Rückruf kann in weniger als einer halben Stunde erfolgen ...«
Weil ich wuÃte, daà es keine Bandaufnahme war, sondern eine Sekretärin, die tatsächlich den Hörer in der Hand hatte und sich nur als Bandstimme tarnte, um unangenehme Fragen nicht beantworten zu müssen, knurrte ich so unfreundlich es ging: »Für jede Sekunde, die es länger dauert, werde ich Ihnen höchstpersönlich ein Büschel Haare an der empfindsamsten Stelle ausreiÃen ...!« Dann folgten mein Name und die Handynummer. Noch bevor ich den guten Wu getröstet hatte, es habe schon schlimmere Sünder als den kleinen Bo gegeben, einige hätten es sogar zu Politikerwürden gebracht, jaulte es in meiner Jackettasche.
»Hier ist Jerome Blondel«, kam forsch die Stimme des Island Guardian -Machers. »Ich grüÃe das Auge Hongkongs und sein frischgewaschenes Ohr! Bin bereit zum Mitschreiben!«
Als ich ihn fragte, wie lange er noch in seiner Redaktion zu erreichen wäre, lachte der Bursche und eröffnete mir: »Da bin ich gar nicht, sondern ganz in der Nähe Ihrer Wohngegend. Auch auf dem Wasser. Beruflich. In der Redaktion bin ich morgen vormittag. Worum geht es?«
»Sie sind in Aberdeen?«
»Getroffen. Auf dem Musikdampfer Yangtse .«
Das Schiff lag drauÃen vor Anker. Eins von mehreren schwimmenden Restaurants. War jeden Abend knallvoll mit Touristen und neugierigen Mutterländlern, die ihr Geld lieber auf einem dieser schaukelnden Scherzartikel loswerden wollten als an Land.
»Bleiben Sie dort!« verlangte ich. »Welcher Salon?«
Aber er protestierte: »No, no! Ich habe diesen schwankenden Eimer satt! Wenn überhaupt treffen wir uns an Land. Ich habe da drüben vor dem Steg die Spelunke mit dem Vogelbauer über der Tür gesehen ...«
Er meinte die Silberne Nachtigall , in der hauptsächlich ältere Herren verkehrten, die nicht besonders komfortabel wohnten. Sie pflegten ihre Vogelbauer mit den kleinen Sängern mitzubringen. Ein Teehaus mit Gezwitscher, sozusagen, das nicht berechnet wurde. Lum hatte dort in der Nähe seinen Standort, auch einer dieser Bengels, die sich unter MiÃachtung so manchen Gesetzes hier durchschlagen, ähnlich wie der von Wu betreute Bo. Nur daà Lum sich, wie er es nannte, »im ungehemmten Welthandel« betätigte und meines Wissens in den letzten Jahren nicht bei der Polizei aufgefallen war. Er verhökerte aus seinem Bauchladen so ziemlich alles, was die Hand eines gutgläubigen Zeitgenossen in Richtung Taschengeld bewegen konnte.
»Halbe Stunde«, sicherte ich Jerome Blondel zu, und der war sofort einverstanden. Machte mich nur aufmerksam: »Wenn ich nicht drin sitze, hänge ich vorn am Wasser über das Geländer
und kotze den Fischen Delikatessen hin â es gab amerikanisches Essen ...«
Lum sah ich schon von weitem. Er verhandelte gerade mit einem Japaner über den Preis eines Amuletts, wobei er mit ungewaschenen Händen und FüÃen redete. AuÃerordentlich überzeugend, wie ich fand. Aber das schaffte er ja immer.
»... Es wirkt eben einfach gegen alles, angefangen von schlechter Laune, über das Gefühl der Einsamkeit oder säuerlichen Mundgeruch bis zu vorzeitigem SamenerguÃ, wenn Sie wissen, was
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