Schwarze Blüte, sanfter Tod
Trick mit dem Handy hereingefallen war. Doch dann gewann der Gedanke an meinen Auftrag wieder die Oberhand. Ich hatte die unangenehme Pflicht vor mir, Onkel Stan mitzuteilen, daà seine Nichte nicht mehr lebte. Daà ich keine direkte Spur zu ihrem Mörder vorweisen konnte. Allerdings eine mich selbst langsam quälende Ahnung, die mit der Erbfolge zusammenhing. Ob ich die äuÃern sollte?
Der König der Spielsalons empfing mich wie einen guten alten Freund. Wir saÃen in seinem Chefzimmer im Palace . Er hatte Rotwein eingegossen und sah mich erwartungsvoll an. Als ich ihm so rücksichtsvoll wie möglich mitteilte, was geschehen war, stellte er das schon erhobene Glas auf den Tisch zurück, ohne getrunken zu haben. Schwieg. Starrte vor sich hin. Es dauerte eine Weile, bis er die erste Frage an mich richtete.
»Was, um Himmels willen, kann der Grund dafür sein?«
Ich erzählte ihm, daà die Tote ihren teuren Brillantring am Finger gehabt hatte: »Raubmord scheint auszuscheiden.«
»Aber â sie hatte keine Feinde, soweit ich weiÃ!«
»Mià Silva meinte das auch. Die dritte Teilhaberin der Firma ...« Das war sehr vorsichtig gesagt.
Stanley Haw kannte die Eigentumsregelung, die vom Ehepaar Ronaldo und Mià Silva getroffen worden war. Als ich mich dezent danach erkundigte, äuÃerte er sich auch ohne Hemmungen dazu, weshalb er nicht in das Geschäft investiert hatte. »Wenn es nötig gewesen wäre, hätte ich das selbstverständlich getan. Es war nicht erforderlich, bisher. Und es machte mir SpaÃ, zu beobachten, wie meine Nichte die Sache meisterte. Ich glaube, sie wuÃte schon, daà ich im Falle eines finanziellen Engpasses sofort eingegriffen hätte ...«
»Jetzt bleibt nur noch Mià Silva«, erinnerte ich ihn.
»Eine tüchtige Frau!«
Ich stimmte ihm zu. Daà sie auch eine steinreiche Frau war, verkniff ich mir zu sagen.
Wir riefen Nelson Quok an, und Mister Haw erkundigte sich, ob er seine Nichte noch einmal sehen könne. Das sagte Nello zu, er versprach auch, dem Pathologen sogleich Bescheid zu geben. Dann richtete er an mich die etwas eigenartige Aufforderung, ich solle ihn über mein Handy anrufen, sobald ich auf der Fähre sei, im Augenblick habe er viel zu tun.
»Was hast du so Geheimnisvolles zu vermelden, das Mister Haw nicht hören sollte?« erkundigte ich mich, sobald die Jet-Foil abgelegt hatte.
Nello kicherte: »Keine Panik, bitte, ich wuÃte nur nicht, ob dieser Onkel Stan vielleicht einen Lautsprecher angeschaltet hatte. Wollte ihm den Schock ersparen. Gruà an dich von Nooki, dem Leichenschänder. Er hat die Brilliantenlady auseinander genommen. Ich soll dir ausrichten, sie ist mindestens schon eine Stunde tot gewesen, als sie ins Wasser kam. Keine Spur von Vergewaltigung. Und die Todesursache ist ein Genickbruch, der so sachgemäà ausgeführt wurde, daà ein Mediziner seine helle Freude daran haben könnte. Genau nach dem Buch. Und wahrscheinlich mit der bloÃen Hand. Eh ... Kante der Hand wohl. Keine Spuren eines harten Gegenstandes ...«
»Danke, Nello«, sagte ich. Er erinnerte mich noch: »Wenn deine Mutter wieder einmal diese gewickelten Dinger machen sollte ...«
Ich drückte das Aus-Knöpfchen und überlieà mich meinen Gedanken, während die Fähre in Richtung Hongkong zischte. Mit der bloÃen Hand ... Kante ...
Einen ganzen Tag tat ich nichts. Ging nicht mal in mein »Büro«. Faulenzte auf meiner Dschunke herum und beschäftigte mich, um mir selbst nicht ganz asozial vorzukommen, gelegentlich mit ein paar kleinen Reparaturen. Bis alle losen Bretter angenagelt und alle EÃschalen gewaschen waren. Dann fiel mir ein, daà es vielleicht nützlich wäre, Bobby Hsiang anzurufen. Eigentlich wollte ich ihn fragen, ob er inzwischen das Haus der Ronaldos in Augenschein genommen hatte. Und dann wollte ich ihm mitteilen, was »Ti. Wo.« hieÃ. Schon weil er über den Computer herausfinden könnte, ob es über den Mann und seine Schule etwas gab, das für die Polizei genauere Beschäftigung mit beiden aussichtsvoll machte.
Beides blieb mir im Hals stecken, weil Bobby mich sofort rüde anbellte: »Höchste Zeit, daà du dich meldest! Wo bist du?«
»Aberdeen«, sagte ich, »da wo der Stadtteil Honolulu anfängt.«
»Spar dir den Quatsch! Machst Innendienst, wie? Währenddessen stirbt
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