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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Trick mit dem Handy hereingefallen war. Doch dann gewann der Gedanke an meinen Auftrag wieder die Oberhand. Ich hatte die unangenehme Pflicht vor mir, Onkel Stan mitzuteilen, daß seine Nichte nicht mehr lebte. Daß ich keine direkte Spur zu ihrem Mörder vorweisen konnte. Allerdings eine mich selbst langsam quälende Ahnung, die mit der Erbfolge zusammenhing. Ob ich die äußern sollte?
    Der König der Spielsalons empfing mich wie einen guten alten Freund. Wir saßen in seinem Chefzimmer im Palace . Er hatte Rotwein eingegossen und sah mich erwartungsvoll an. Als ich ihm so rücksichtsvoll wie möglich mitteilte, was geschehen war, stellte er das schon erhobene Glas auf den Tisch zurück, ohne getrunken zu haben. Schwieg. Starrte vor sich hin. Es dauerte eine Weile, bis er die erste Frage an mich richtete.
    Â»Was, um Himmels willen, kann der Grund dafür sein?«
    Ich erzählte ihm, daß die Tote ihren teuren Brillantring am Finger gehabt hatte: »Raubmord scheint auszuscheiden.«
    Â»Aber – sie hatte keine Feinde, soweit ich weiß!«
    Â»Miß Silva meinte das auch. Die dritte Teilhaberin der Firma ...« Das war sehr vorsichtig gesagt.
    Stanley Haw kannte die Eigentumsregelung, die vom Ehepaar Ronaldo und Miß Silva getroffen worden war. Als ich mich dezent danach erkundigte, äußerte er sich auch ohne Hemmungen dazu, weshalb er nicht in das Geschäft investiert hatte. »Wenn es nötig gewesen wäre, hätte ich das selbstverständlich getan. Es war nicht erforderlich, bisher. Und es machte mir Spaß, zu beobachten, wie meine Nichte die Sache meisterte. Ich glaube, sie wußte schon, daß ich im Falle eines finanziellen Engpasses sofort eingegriffen hätte ...«
    Â»Jetzt bleibt nur noch Miß Silva«, erinnerte ich ihn.
    Â»Eine tüchtige Frau!«
    Ich stimmte ihm zu. Daß sie auch eine steinreiche Frau war, verkniff ich mir zu sagen.
    Wir riefen Nelson Quok an, und Mister Haw erkundigte sich, ob er seine Nichte noch einmal sehen könne. Das sagte Nello zu, er versprach auch, dem Pathologen sogleich Bescheid zu geben. Dann richtete er an mich die etwas eigenartige Aufforderung, ich solle ihn über mein Handy anrufen, sobald ich auf der Fähre sei, im Augenblick habe er viel zu tun.
    Â»Was hast du so Geheimnisvolles zu vermelden, das Mister Haw nicht hören sollte?« erkundigte ich mich, sobald die Jet-Foil abgelegt hatte.
    Nello kicherte: »Keine Panik, bitte, ich wußte nur nicht, ob dieser Onkel Stan vielleicht einen Lautsprecher angeschaltet hatte. Wollte ihm den Schock ersparen. Gruß an dich von Nooki, dem Leichenschänder. Er hat die Brilliantenlady auseinander genommen. Ich soll dir ausrichten, sie ist mindestens schon eine Stunde tot gewesen, als sie ins Wasser kam. Keine Spur von Vergewaltigung. Und die Todesursache ist ein Genickbruch, der so sachgemäß ausgeführt wurde, daß ein Mediziner seine helle Freude daran haben könnte. Genau nach dem Buch. Und wahrscheinlich mit der bloßen Hand. Eh ... Kante der Hand wohl. Keine Spuren eines harten Gegenstandes ...«
    Â»Danke, Nello«, sagte ich. Er erinnerte mich noch: »Wenn deine Mutter wieder einmal diese gewickelten Dinger machen sollte ...«
    Ich drückte das Aus-Knöpfchen und überließ mich meinen Gedanken, während die Fähre in Richtung Hongkong zischte. Mit der bloßen Hand ... Kante ...
    Einen ganzen Tag tat ich nichts. Ging nicht mal in mein »Büro«. Faulenzte auf meiner Dschunke herum und beschäftigte mich, um mir selbst nicht ganz asozial vorzukommen, gelegentlich mit ein paar kleinen Reparaturen. Bis alle losen Bretter angenagelt und alle Eßschalen gewaschen waren. Dann fiel mir ein, daß es vielleicht nützlich wäre, Bobby Hsiang anzurufen. Eigentlich wollte ich ihn fragen, ob er inzwischen das Haus der Ronaldos in Augenschein genommen hatte. Und dann wollte ich ihm mitteilen, was »Ti. Wo.« hieß. Schon weil er über den Computer herausfinden könnte, ob es über den Mann und seine Schule etwas gab, das für die Polizei genauere Beschäftigung mit beiden aussichtsvoll machte.
    Beides blieb mir im Hals stecken, weil Bobby mich sofort rüde anbellte: »Höchste Zeit, daß du dich meldest! Wo bist du?«
    Â»Aberdeen«, sagte ich, »da wo der Stadtteil Honolulu anfängt.«
    Â»Spar dir den Quatsch! Machst Innendienst, wie? Währenddessen stirbt

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