Schwarze Blüte, sanfter Tod

der Welt ein Glied nach dem anderen ab!«
    Â»Interessanter Vorgang«, bemerkte ich, »hat die Welt mehrere Glieder?«
    Er ging nicht darauf ein. Zischte: »Komm her, los!«
    Â»Und wohin, bitte?«
    Â»Kowloon. Am alten Bahnhof. Freizeitzentrum.«
    Â»Aber ...«, warf ich verdutzt ein, »das dauert, bis ich das geschafft habe ... von Aberdeen aus ...«
    Â»Mach dich auf, ich habe hier sowieso noch zu tun!«
    Â»Bei diesem Bai Liu etwa? Dem Modeonkel?«
    Er hatte schon aufgelegt. Ich gab mir Mühe, keine Rotsignale zu überfahren, aber im Rahmen der Möglichkeiten meines Toyotas fuhr ich eine Geschwindigkeit, die allein schon sträflich war. Anscheinend hatte ich Glück, es hielt mich niemand in Uniform an. Als ich in den Parkplatz einbog, nach einer Fahrt, von der ich mich am liebsten erst einmal eine Stunde ausgeruht hätte, beschlich mich angesichts mehrerer Polizeifahrzeuge die Ahnung, daß es hier eine Überraschung gab, die nicht ausgesprochen freudig war.
    Ich behielt recht. Bobby Hsiang, ganz Offizieller, schoß auf mich zu, als ich ausstieg, warnte mich mit einem zugekniffenen Auge, weil es Kollegen in der Nähe gab, und fuhr mich an: »Was willst du hier?«
    Â»Der Polizei helfen«, gab ich zurück, wie ich es in solchen Fällen meist tat, um Bobby möglichst nicht zu kompromittieren. Dann warf ich einen Blick über seine Schulter. Da lag, auf einer Bahre, der Parkplatzwächter.
    Â»Tot?«
    Gerade noch verständlich knurrte Bobby: »Genickbruch. Sonst keine Verletzung.« Er winkte mir, in die inzwischen von den Spurensuchern geräumte Bude des Mannes zu treten, und hier eröffnete er mir: »Der Genickbruch ist absolut fachmännisch ausgeführt. Ganz wie bei Mrs. Ronaldo. Sagt dir das was?«
    Es sagte mir eine ganze Menge.
    Â»... Er sah, wie Mrs. Ronaldo in einem fremden Wagen von hier wegfuhr. Keine Nummer. Kein Name. Nicht viel wert, die Beobachtung. Ich wollte, daß er mich benachrichtigt, falls der Wagen etwa wieder einmal hier auftaucht ...«, äußerte ich mich.
    Â»Mich sollte er auch anrufen«, brummte Bobby gallig. Ich wollte wissen: »Wie lange ist er tot?«
    Â»Nach meiner Schätzung seit dem frühen Morgen. Hast du mit jemandem über seine Beobachtung gesprochen, die er dir mitteilte?«
    Ich hatte. Mit Miß Silva. Als ich das Bobby eröffnete, schien es ihn nicht sonderlich zu erschüttern. Ich ergänzte meine Beichte, indem ich ihn aufmerksam machte: »Mir ist da auf dem Anrufbeantworter von Mrs. Ronaldo etwas aufgefallen, darauf sollte man vielleicht etwas Aufmerksamkeit ...«
    Er unterbrach mich: »Du meinst den Anruf von diesem Mister Liao Tu?«
    Als ich nickte, wischte er die Sache mit einer Handbewegung weg: »Ich habe das Band abgehört. Nachdem der Wagen der Toten untersucht war, habe ich es sicherstellen lassen. Fand es zuerst nicht so wichtig. War, wie ich jetzt begreife, ein Irrtum von mir. Ist im Zusammenhang mit diesem Toten hier schon ganz interessant ...«
    Â»Gibt es einen solchen Mann? Liao Tu?« Ich spielte auf den Polizeicomputer an.
    Bobby schüttelte den Kopf. »Nichts zu finden.« Unvermittelt wollte er wissen: »Hast du eine Waffe dabei?«
    Das irritierte mich. Wir befanden uns nicht in einer Schieß-Unternehmung. Deshalb erinnerte ich ihn: »Du weißt, ich nehme das Ding bloß in schweren Fällen mit!«
    Er deutete nach draußen, während er sich eine Bastos aus der Packung fischte. »Ist das nicht schwer genug?«
    Â»Wie meinst du das?«
    Er blies mir eine Wolke ekelhaften Gestanks ins Gesicht und dozierte seelenruhig: »Ich meine, dem Mann wurde das Genick gebrochen, weil er gesehen hat, mit wem Mrs. Ronaldo wegfuhr.«
    Kleinlaut warf ich ein: »Aber – das hieße, Miß Silva ...«
    Ungerührt machte Bobby mich aufmerksam: »Sie könnte es einem Dritten weitererzählt haben, einem Vierten, Fünften ... unabsichtlich, eben so ...«
    Â»Ich werde sofort hinfahren und sie fragen«, erbot ich mich. Aber Bobby pfiff mich an: »Das genau wirst du nicht! Wirst dir deinen Chiefs Special einstecken, als erstes. Wenn nämlich dieser Karate-Künstler, der die Ronaldo und den Wächter so fachmännisch ausgeschaltet hat, den Verdacht hegt, daß du erfahren hast, wie er aussieht, ist dein zartes Genick in Gefahr. Begriffen?«
    Ich nickte abwesend. War plötzlich nicht