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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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verbranntem Tabak stinken. Risse haben. Großartiges Geschäft ...«
    Auch er war im Mutterland gewesen, an der Küste. Und ihm ging es ähnlich wie mir, er bedauerte, daß trotz der reichlich verbliebenen alten Viertel in den großen Städten die Wolkenkratzer wohl doch unaufhaltsam ihren Siegeszug angetreten hatten.
    Später nahmen wir uns ein Wallah Wallah und kurvten hinaus zu seinem Boot. Ich besah mir das Produkt, das er herstellte, und ohne Rücksicht darauf, daß es ihn vielleicht übermäßig stolz machen könnte, lobte ich die verschiedenen Muster von Opiumpfeifen. Sie waren in der Tat den echten, die noch vor Jahren in guten Kramläden angeboten worden waren, so täuschend ähnlich, daß selbst ein Fachmann seine Schwierigkeiten haben würde, sie von ihnen zu unterscheiden.
    Als ich auf meine Uhr sah, wollte Elvis wissen, ob ich es eilig hätte. Ob mich dienstliche Angelegenheiten drückten. Ich hätte doch so ausgeruht da drüben auf der steinernen Bank gesessen.
    Ich sah keinen Grund, ihm nicht zu erzählen, weshalb ich überhaupt in dieser Gegend war. Dabei begann er bald zu grinsen, und als er meine Verwunderung darüber bemerkte, eröffnete er mir freimütig: »Weißt du, Wong ist ein guter Mann, was Karate angeht. Einer der besten. Er hat das, was von den Shaolin-Mönchen stammt, ganz raffiniert mit dem vermischt, was die Koreaner in ihrem Kung Fu praktizieren und die Japaner in ihrem Aikido. Auf diese Weise lehrt er eigentlich nichts rein Überliefertes, sondern eine neue Mischung von Verteidigungstechnik. Tödlicher allerdings als alle einzelnen Elemente für sich. Aber ...«
    Als er zögerte, ermutigte ich ihn: »Was ist? Nicht ganz sauber?«
    Â»Kann man über ihn selbst nicht sagen. Aber er hat jetzt ein paar Leute vom Mutterland angestellt, die haben mir von Anfang an nicht so recht gefallen. Ich habe mich daraufhin etwas zurückgezogen.«
    Â»Ach, du hast mit ihm zu tun gehabt?«
    Â»Ich habe Anfänger trainiert. Lockerungsübungen und sowas.«
    Das war eine echte Überraschung. Aber natürlich war Elvis in solch einer Schule nicht ganz fehl am Platze gewesen, fiel mir ein. Die Polizei bildete ihre Leute auch in Selbstverteidigung aus, also beherrschte er einiges, das man Anfängern ganz gut vermitteln konnte.
    Â»Ist dir da eine Miß Silva untergekommen?«
    Er überlegte nicht lange. Sagte: »Ist mir. Liegt noch nicht lange zurück.«
    Â»Hübsches Wesen, wie?« tippte ich ihn vorsichtig an.
    Er nickte. »Aparte Dame, ja. Kennst du sie näher?«
    Ich gab unverbindlich zurück: »Hatte beruflich mit ihr zu tun. Ist sie drüben noch im Training?«
    Er bewegte die Schultern. »Wahrscheinlich. So genau habe ich allerdings in der letzten Zeit die Sache nicht verfolgt. Obwohl, ab und zu sehe ich Wong noch. Wie ich sagte, es sind nur die Neuen ... die gefallen mir nicht. Schrott aus dem lieben Mutterland. Haben meist unter Verschluß gelebt. Stellen das natürlich politisch hin. Haben aber von Politik keine Ahnung. Im Gegensatz zu allen möglichen Tricks – die beherrschen sie. Man weiß aus der Polizeierfahrung noch, woher sie die haben! Unsere Ganoven hatten die auch. Nun gut, ich betreibe ja inzwischen sowieso mein Geschäft mit den Pfeifen ...«
    Ich nahm mir vor, bei passender Gelegenheit noch einmal auf Miß Silva zurückzukommen, aber das hatte Zeit. Wir fuhren wieder an Land, und er begleitete mich bis zu meinem Auto. Nahm mir das Versprechen ab, daß ich bald wieder einmal käme. Zum Schluß wollte ich nur noch wissen, was es gewesen war, das er mir vorhin auf der Bank am Wasser ins Genick gedrückt hatte: »Pistole?«
    Er lachte. Zog aus der Rocktasche ein Handy hervor und hielt es mir hin: »Schreib dir die Nummer auf. Kann nie schaden!«
    Ich folgte seinem Rat.
    In diesem Augenblick sah ich Miß Silvas koreanischen Straßenflitzer mit dem Stoffverdeck an Wongs Karateschule vorfahren. Ich zog Elvis zu mir ins Auto, und wir beobachteten, wie die Lady ausstieg, wie sie mit zierlichen Trippelschritten zur Tür ging und in dem Bau verschwand.
    Alles was Elvis zu sagen hatte, war: »Bodenübungen mit der, mein lieber Junge, da kann dir schon aufgehen, warum die Götter das Weib schufen!«
    Damit verabschiedete er sich.
    Während ich westwärts fuhr, ärgerte ich mich noch eine Weile, daß ich auf seinen

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