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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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und fragte scheinheilig: »Zu wem sprechen Sie? Ich bin nicht hier! Es ist überhaupt außer Ihnen und Ihrem Helfer und dem Filipino kein Mensch an Bord!«
    Ich entschloß mich, das Spiel mitzumachen und gab im gleichen Tonfall zurück: »O.K., Sir. Wir werden unser Bier allein trinken. Wenn Sie Durst kriegen, läuten Sie nach der Bedienung für Gespenster!«
    Er knurrte etwas, sagte aber dann versöhnlich: »Ich bin amtlich nicht hier. Aber ich muß verhindern, daß der Mann nach eurer Behandlung nicht mehr lebt. Weil – er wird noch als Zeuge gebraucht ...«
    Â»Wenn er gesprochen hat?«
    Er wiederholte: »Ja, wenn er gesprochen hat. Aber auch, wenn nicht!«
    Ich bemerkte: »Vielleicht weiß er ja sogar, wo sich Mister Imai aufhält, falls wir den brauchen!«
    Â»Das weiß ich!« teilte mir Tamasaki feixend mit. »Aber das erfahren Sie erst, wenn Sie den Filipino zum Reden gebracht haben.«
    Â»Oder nicht?«
    Â»Oder nicht.«
    Â»Ohne Zeugen?«
    Er tat erstaunt: »Was wollen Sie? Ich bin nicht hier! Kenne Sie überhaupt nicht. Glaube auch nicht, daß Sie mich kennen ... sollten!«
    An Deck hörte ich Kalapano den Gefangenen anpöbeln. Vorsichtshalber stieg ich hinauf und flüsterte ihm zu: »Wir haben Besuch. Mann des Gesetzes. Aber er ist taub, stumm und blind.«
    Â»Sind die das nicht immer?« erkundigte sich Kalapano grinsend. »Und außerdem dumm?«
    Â»Wir können ablegen«, schlug ich vor, um weitere Beamtenbeleidigungen zu vermeiden. Kalapano übernahm es, den Motor zu starten. Bevor er im Ruderhaus verschwand, rief er mir noch zu: »Mach die Leinen los! Wir halten auf Diamond Head zu. Da hinten, in der Mauna Lua Bay haben wir Ruhe. Da können wir ihn dann über Bord schmeißen, dort gibts mehr Haie als meine Großmutter Haare auf dem Kopf hat!«
    Dabei warf er einen Seitenblick auf Mano, der hilflos die Zähne fletschte. Sie waren ziemlich braun vom Rauchen. Ich ging auf das Spiel Kalapanos ein: »Meinst du, die mögen so ein Stück Aas, das andere Leute für Geld umbringt?«
    Todernst wies mich Kalapano an: »Mach endlich die Leinen los! Wir werden ihn so zurechtmachen, daß er eine Delikatesse ist, für jeden Hai, auch für jeden satten!«
    Ich nahm, als die Leinen los waren, den Karton mit den Bierbüchsen unter den Arm und stieg in den Salon hinunter. Tamasaki, als er mich sah, schüttelte grinsend den Kopf und meinte: »Da sagen die Leute, die Hawaiianer wären ein gemütlicher Menschenschlag! Könnten niemandem auch nur ein Haar krümmen!«
    Ich machte ihn aufmerksam: »Irrtum, die haben auch den alten Cook schon gemeuchelt. Noch bevor ihre Frauen Mumus tragen mußten. Wir in Hongkong wissen das!«
    Er goß das Bier aus der Büchse, wie es feine Leute zu tun pflegen, in das Glas auf dem Tisch, und dann trank er es auf ein Ansetzen aus. Schmatzte. Wischte sich die Lippen mit einem Taschentuch ab, das mir ziemlich düster aussah.
    Â»Sie haben für jemanden, der gar nicht da ist, einen bemerkenswerten Zug«, konnte ich mir nicht verkneifen festzustellen.
    Es war, als habe er gewartet, bis wir im tiefen Wasser waren, ehe er sachlich wurde. Der Motor brummte gleichmäßig, und das Boot wiegte sich genau in der Art, in der sich ein gediegenes Seefahrzeug dieser Größe im ganz leichten Wellengang zu wiegen hat.
    Â»Also«, sagte er bedeutungsvoll, nachdem er eine zweite Büchse Bier geleert hatte, »ich habe über das Verschwinden Blairs, das nun schon eine Weile zurückliegt, heute seine Sekretärin vernommen ...«
    Â»Miß Hall?«
    Â»Ich dachte mir beinahe, daß Sie schon die Ehre mit der Dame hatten. Sie kennen wohl inzwischen jede Blondine auf der Insel?«
    Ich stritt das anstandshalber ab, obwohl ich sehr gut weiß, wie schön sich Legenden machen. Aber als er weitersprach, wurde mir klar, daß ich vergessen hatte, eben jener Miß Hall eine wichtige Frage zu stellen, die nicht ihren Chef betraf, sondern dessen Widersacher Imai. Jetzt bewies mir Tamasaki, daß er cleverer gewesen war als ich, und daß die Dame über Imai etwas zu sagen gehabt hatte, was uns helfen konnte. Zunächst einmal, ihn zu finden.
    Â»Kennen Sie Chinamans Hat? « wollte der Detektiv wissen.
    Ich hatte auf dem Weg nach dem Polynesischen Kulturzentrum diesen Namen gelesen, auf einem Wegweiser, und erinnerte mich.

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