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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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auf: »Das Blut macht den Haien Appetit. Kennt man den Trick auf den Philippinen nicht?«
    Er knurrte etwas. Kalapano pinselte ihn seelenruhig weiter ein, vom Hals abwärts.
    Dann zerrte er ihn an dem Seil hinter sich her zur Reling.
    Â»Sie können noch reden«, ermunterte ich Mano. »Wir wollen Sie nicht unbedingt an die Haie verfüttern, wir wollen aber den Namen Ihres Auftraggebers erfahren. Wenn Sie ihn sagen, ersparen wir Ihnen die Haie. Den Auftraggeber und die Zielperson ...«
    Als wieder keine Antwort kam, gab ich Kalapano ein Zeichen. Sagte, um die Sache scharf erscheinen zu lassen: »Tauch ihn ein!«
    Zu Mano bemerkte ich: »Sie brauchen nicht etwa um Hilfe zu schreien. Es hört Sie hier niemand. Aber bis zum ersten Hai haben Sie immer noch die Chance, zwei Namen zu rufen. Laut und deutlich. Wenn wir die hören, ziehen wir Sie wieder hoch.«
    Kalapano hätte einen blendenden Pokerspieler abgegeben. Er hob den Filipino an, ohne das Gesicht zu verziehen. Er hätte mit keinem gleichgültigeren Gesicht Abfall über Bord kippen können, als er es machte, während er Mano langsam über die Reling gleiten ließ.
    Der Körper des Filipinos tauchte ins Wasser. Ich hielt Ausschau nach Haien.
    Kalapano bemerkte zu mir gewandt gelassen: »Es dauert eine Weile.«
    Dabei bemühte er sich, Mano, der sich nicht bewegen konnte, gerade noch mit dem Kopf über Wasser zu halten. Eine Weile geschah nichts. Dann hatte Kalapano plötzlich den Einfall, laut zu rufen: »Da ... der erste kommt!«
    Gleichzeitig wies er mit dem ausgestreckten Arm aufs Meer hinaus. Dramatische Geste. Sie tat den Trick.
    Â»Bitte!« krächzte Mano von unten. Sein Gesicht war verzerrt. Eine alte Erfahrung bestätigte sich für mich: Killer, so abgebrüht sie sich auch geben, sind von Natur Feiglinge. Bei Gefahr für ihr eigenes Leben werden sie ziemlich kleinlaut und zittern vor Angst.
    Â»Ich sage alles! Bitte!«
    Kalapano heizte seine Angst an, indem er mich anbettelte: »Ach, laß ihn doch noch ein bißchen unten! Bitte, bitte! Es ist ein solcher Prachtkerl von einem Hai, der da kommt. Und es ist immer ein so schönes Bild, wenn so ein edles Tier halb aus dem Wasser schießt, um zuzuschnappen! Er legt sich etwas schräg dabei ...«
    Ich konnte die Verzweiflung Manos förmlich riechen. Zu Kalapano sagte ich: »Zieh ihn hoch. Wenn er lügt, bleibt dir der Spaß immer noch.«
    Henry Kalapano hatte bessere Augen als ich, er hatte tatsächlich eine Rückenflosse gesehen, und als wir Mano gerade über die Reling zogen, schoß der erste Hai unten durch das Wasser, vom Geruch des Hühnerblutes angelockt.
    Der Filipino schloß gottergeben die Augen, als wir ihn oben an die Reling lehnten. Wenn er Christ ist, wie die meisten Leute auf den Philippinen, dachte ich, wird er jetzt beten. Ich ließ ihm eine Weile Zeit dafür. Dann meldete ich mich: »Ich höre!«
    Er schluckte. Seine Stellung an der Reling war nicht gerade bequem. Und immer noch war sein Gesicht rot vom Hühnerblut. Zögernd rang er sich dazu durch, zu sagen: »Der mit dem Schnurrbart ...«
    Â»Und weiter?«
    Â»Der Japaner.«
    Â»Na also! Was zahlt der Japaner?«
    Er sah mich verwirrt an. Stotterte, mit einem scheuen Seitenblick über die Reling hinweg, wo unten der Hai seine Kreise zog: »Der Japaner, den sollte ich ja ...«
    Ich horchte auf. Wollte der Kerl uns selbst angesichts des auf ihn lauernden Hais noch belügen?
    Â»Nochmal!« forderte ich. »Und ganz laut und deutlich.«
    Er holte tief Luft. Dann sagte er: »Der Japaner ist die Zielperson. Name ist Imai. Auftrag gibt Schnurrbart. Name ist Osborn.«
    Das war eine Wendung, die mich völlig überraschte. Zumal ich nicht damit rechnete, daß der Filipino angesichts des schon auf ihn lauernden Hais etwa log. In solchen Situationen pflegen Ganoven die Wahrheit zu sagen.
    Ich blickte verblüfft auf Kalapano. Der verzog die Mundwinkel. Alle Denkmuster, die wir gehabt hatten, waren Schrott. Wohl auch die von Detective Tamasaki, wenn ich mich nicht sehr irrte.
    Â»Wiederholen!« forderte ich Mano auf. Er wiederholte folgsam, er sei von Mister Osborn engagiert worden, um Imai zu beseitigen. Das wollte erst verdaut werden. Ich stellte mir vor, was für Augen Tamasaki jetzt da unten im Salon machte. Wie hing das nur zusammen? Wie hatten wir uns so irren können?
    Ich machte den

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