Schwarze Blüte, sanfter Tod
Als ich es ihm jetzt sagte, nickte er: »Zehn Minuten hinter Kaneohe gibts eine Station mit Booten, die Ausflügler nach Chinamans Hat bringen. Das ist eine kleine Insel da oben. Glasbodenboote fahren auch dahin. Rundherum Korallenriffe, da gibts was zu sehen, für die Touristen, die Korallen ohnehin eher für ein Zahlungsmittel halten.«
»Wollen Sie andeuten, Imai ist auf dieser Insel abgetaucht?«
Er lachte. »Er macht dort Pause. Besitzt auf der Insel einen luxuriösen Bungalow.«
»Und den kennt Mià Hall?«
»Mià Hall hat von Wesley Blair mal gehört, daà Imai mit seiner Jacht Shikoku nach Chinamans Hat ausweicht, wenn er seine Ruhe haben will. Auch schon mal mit Leuten, die einen Vertrag mit ihm ausknobeln wollen ...«
»Oder mit einer Sängerin?«
»Sie haben eine schmutzige Phantasie, Mister Lim Tok aus Hongkong!«
»Um bei der Sache zu bleiben â man kann ihn dort finden, wenn man ihn sucht? Ist es das?«
»Man sucht ihn dort besser nur, wenn man genug Dreck in der Hand hat, um ihn anzuschmieren. Habe ich mich verständlich ausgedrückt, trotz der katastrophalen Trockenheit hier an Bord, die einem das Sprechen zur Qual macht?«
»Sehr verständlich«, bestätigte ich ihm und stellte eine neue Büchse Bier aus dem Karton auf den Tisch. Er leerte sie langsam in das Glas und trank wie ein Kamel, das man vierzehn Tage ohne Wasser durch die Gobi getrieben hat.
»Ich werde hier unten bleiben, mein lieber Mister Lim Tok«, teilte er mir dann mit. »Ich möchte vermeiden, daà der Mann mich erkennt, weil ich ihn vermutlich nach eurer Behandlung amtlich vernehmen werde. Aber nicht hier an Bord. Also â lassen Sie ihn in einem Stück, verstehen wir uns? Dafür werde ich dann etwaige Beschwerden, die er vorbringt, als Lügen zurückweisen ...«
Ich merkte, daà der Motor gedrosselt wurde und dann ganz schwieg. Das Boot dümpelte leicht. Es war Zeit, an Deck zu gehen.
Schnell versicherte ich Tamasaki: »Ich werde mäÃigend auf das heitere Gemüt des Hawaiianers einwirken. Wenn Mano redet ...«
Wir lagen weit drauÃen in der Bucht von Mauna Lua. Im Westen war der Diamond Head hinter dünnen Federwolken zu sehen, ein gezähmter, begrünter Krater. Weit östlich, auf der Landspitze, fing der Koko Head schräges Licht ein. Es war die Zeit, zu der sich die Segelboote, wenn sie überhaupt so weit hinausfuhren, zur Heimkehr anschickten. Weit und breit war kein Segel mehr zu sehen. Kalapano hatte die Gegend mit Bedacht ausgewählt. Von irgendwoher schleppte er eine noch unbenutzte Teerbürste an, griff sich den Eimer mit dem Hühnerblut, und dann sah er mich erwartungsvoll an. Fragte fröhlich: »Legen wir los?«
»Mach ihn vom Mast ab«, ordnete ich an.
Ich war gespannt zu erfahren, was das Hühnerblut sollte, denn das hatte Kalapano mir immer noch nicht verraten. Erst viel später sah ich ein, daà ich das eigentlich hätte wissen sollen. Oder erraten, denn so schwer wäre das nicht gewesen.
Mano konnte nicht stehen. Die Beine versagten ihm nach dem langen Spitzentanz den Dienst. Er kauerte sich hin und rià die Augen auf, als Kalapano auch noch ein Seil brachte, in das er geschickt eine Schlinge knüpfte, die er unter Manos Achseln durchzog.
Ich begriff, was der Hawaiianer beabsichtigte und wandte mich gelassen an Mano: »Sie sind für eine bestimmte Arbeit engagiert worden, das haben wir zuverlässig erfahren. Eine Arbeit mit Pistole. Die Pistole hatten Sie ja auch bei sich. Vom wem wurden Sie engagiert?«
Er wand sich. Sagte kein Wort.
Kalapano tauchte die Teerbürste in das Hühnerblut und lieà es dem Filipino über den Kopf laufen, ohne ein Wort zu sagen. Er machte ein Gesicht dabei, als ob er ein zu bratendes Huhn mit Ãl einpinselte. Endlich begriff ich, was das Blut sollte.
»Wer war das Zielobjekt?« Mano schwieg.
Wie auf Verabredung warf Kalapano ein: »Osborn, ist doch klar! Er muà weg. Dann kann Imai die Sängerin an Land ziehen, die hat ja Angst wie ein Frosch vor der Schlange!«
Ich sah Mano an. Sein Gesicht war voller Hühnerblut, es lief ihm über den Hals in den Hemdkragen. Kalapano stippte die Bürste schon wieder in den Eimer und verpaÃte ihm eine weitere Ladung.
»Wissen Sie, weshalb er Sie so mit Blut tränkt?« fragte ich den Filipino. Er schwieg immer noch.
Ich klärte ihn
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