Schwarze Blüte, sanfter Tod
diesen Trend persönlich wohl nicht verantwortlich waren, obgleich sie sich dabei wohlfühlten.
»Glauben Sie nicht, daà es höchst unwahrscheinlich ist, Wesley Blair noch einmal lebend zu sehen?« fragte ich.
Er gab zurück: »Wenn Sie mich privat fragen, ja.« Er machte eine Handbewegung, die ich als Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit wertete, glättete sein Igelhaar, und dann sagte er: »Weil das so ist, mache ich Ihnen jetzt einen Vorschlag, der unter uns bleibt. Einverstanden?«
»Ich höre.«
»Ich kann Osborn und die Teoro amtlich vorladen, zu einer Befragung. Das tue ich morgen früh.«
»Na gut«, stimmte ich zu. Herauskommen würde dabei wohl kaum etwas. Aber vielleicht brachte es die beiden auÃer Gefahr, wenn sie sich in Honolulu aufhalten muÃten, anstatt in dieser wenig belebten Gegend auf Kauai.
Tamasaki sprach weiter: »Ich mache das nicht, um Ihnen Freude zu bereiten. Sie sollen arbeiten, für Ihr Honorar, und zwar auf einer Ebene, auf der die Polizei eben nicht arbeiten darf.«
Worauf ich ihm versicherte: »Ich bin besser als jede Polizei, Detective!«
Er verzog nur die Mundwinkel, aber das konnte auch an dem letzten Rest Bier liegen, den er aus dem Glas schluckte. Er knallte das leere Glas auf den Tisch, daà die Kellnerin sogleich herbeieilte und es zur Theke schleppte. Mir scheint, sie machen in Amerika die Biergläser extra stabil, um maulfaulen Gästen die Bestellung zu erleichtern.
»Also«, sagte Tamasaki feierlich, »morgen um zehn erscheinen zwei Polizisten im Ferienhaus der Osborns, oben im Hanalei-Tal. Präsentieren die Einladung zu einem Gespräch mit mir. Nehmen die beiden gleich mit nach Lihue. Das kann ich wegen der Gefährdung, die bei uns offiziell bekannt ist, verantworten. Sie werden in den Polizeihubschrauber gepackt, der um diese Zeit sowieso von Kauai nach Honolulu fliegt. Ich lasse sie hier abholen. Ist Ihnen klar, was Sie zu tun haben?«
»Nein«, behauptete ich. Es war mir schon lieber, wenn er deutlicher wurde. Ich lasse mir nach einer solchen Sache nicht gern nachsagen, ich hätte entweder der Polizei ins Handwerk gepfuscht oder sie nicht unterstützt, je nachdem.
Tamasaki guckte mich abschätzend an, etwas grämlich, so als wolle er herausfinden, ob ich wirklich so dumm war, wie ich mich anstellte.
Die Kellnerin servierte ihm ein neues Bier. Er forderte sie auf: »Bringen Sie diesem Ausländer auch noch eins, damit sein Hirn endlich anfängt zu arbeiten!«
Zu mir sagte er, um Geduld bemüht: »Dieser Mann ... wir haben ihn leidlich unter Kontrolle. Keine Ahnung über Auftraggeber und Zielperson. Aber er hat sich erkundigt, wo Osborns Haus liegt. Für morgen früh hat er ein Auto geliehen. Wird am Vormittag irgendwann bei Osborns Haus ankommen, wie wir vermuten. Dort wird er von der Dienstmaid erfahren, daà die Polizei die Herrschaften nach Honolulu geholt hat. Das wird bei ihm Alarm klingeln lassen. AufschluÃreich, was er dann macht. Wahrscheinlich wird er nach Honolulu zurückfliegen, und wenn Imai tatsächlich sein Auftraggeber sein sollte, wird er von ihm erfahren wollen, was los ist. Ich drücke mich vorsichtig aus, wie Sie merken. Aber wir rechnen damit, daà Imai das sein könnte. Haben Sie Telefon?«
»Nein«, muÃte ich bekennen.
Er entschied: »Ich schicke Ihnen einen Beamten zu Kalapanos Boot. Wenn ich Zeit habe, will ich selbst kommen. Sie halten sich dort bereit. Der Beamte â oder ich â wird Ihnen dann sagen, wann Mano in Honolulu landet, mit der Linienmaschine oder mit einem Privatvogel, den er chartert. Was Sie dann, wenn er aussteigt, mit ihm machen, ist mir egal. Ich baue darauf, daà Sie ihn zum Reden bringen. Damit wären wir einen Schritt weiter. Zum Verhaften kommen wir dann immer noch zurecht. Und das machen wir. Die Polizei. Klar?«
Es gab nichts, was mir klarer gewesen wäre: Tamasaki benutzte mich. Aber vielleicht benutzte ja auch ich ihn. Denn es ist für einen Privatermittler aus einem anderen Land gar nicht so einfach zu arbeiten und dabei die Polizei gegen sich zu haben. Dann mochte sie schon lieber noch annehmen, sie könnte ein solches Dummerchen für sich laufen lassen!
»Mit dem, was Sie aus ihm herausquetschen können, sehen wir dann weiter. Sie können doch quetschen, oder?«
Er war sich voll bewuÃt, daà er mich sozusagen als
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