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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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außerplanmäßigen Polizisten einsetzen konnte. Ich gab ihm bescheiden Auskunft: »Vor allem darf ich das, im Gegensatz zur Polizei, die darf nämlich nicht quetschen. Meine frühen Vorfahren verstanden sich vermutlich besser auf dieses Handwerk, aber ich will sehen, was ich tun kann!«
    Er nickte. Beobachtete, wie die Kellnerin mir das Bier hinstellte, hob sein Glas und prostete mir zu: »Ich weiß das zu schätzen, Mister Lim Tok. Für mich als Beamten gibt es Sachen, an die darf ich nicht mal denken!«
    Kalapano erwartete mich schon. Er hatte in dem Postfach, das er gemietet hatte, nur eine einzige Bitte auf Unterricht im Surfen vorgefunden. Mußte an der hochsommerlichen Flaute liegen.
    Wir ließen uns an Deck nieder und gaben uns auch der Flaute hin, während über Waikiki ein sprühfeiner Regen niederging, der nicht bis zu uns reichte, und dessen winzige Tröpfchen auch in Waikiki nicht den Boden berührten. Sie verdampften vorher. Ich setzte Kalapano ins Bild. Wie es aussah, hatten wir Arbeit vor uns. Und ich erfuhr, daß Henry Kalapano ganz gut wußte, wie man einen verstockten Mann zum Reden bringt.
    Â»Ich bereite das vor«, versprach er.
    Dann erschien Kaana auf dem Steg mit einem Eimer Krabben, die schon gebrüht waren. Wir aßen die Dinger gleich an Deck. Mit Brot und Limonade. Ich habe selbst im feinsten Hotel, in das ich mich verirrte, nie vorher mit solchem Genuß Krabben gegessen. Aus einem Eimer!
    Als nur noch ein Häufchen Schalen übrig war, rülpste Henry Kalapano anerkennend, entschuldigte sich, indem er sagte, er wollte eigentlich ein altes Gedicht als Nachtisch vortragen, und dann entschlossen wir uns, zum Händewaschen unter Deck zu gehen, während Kaana die Schalen über Bord fegte.
    Ich hatte mit Kalapano darüber gesprochen, daß es gut wäre, eine Waffe zu haben. Er fand das auch, und er hatte gar keine Schwierigkeiten, eine zu besorgen. Als es schon dunkel war, ging er für eine Stunde von Bord, und als er zurückkam, hielt er mir einen Armee-Colt hin, der schon ein wenig abgenutzt aussah. Volles Magazin mit Geschossen von knapp zwölf Millimeter Durchmesser, die, wie ich wußte, faustgroße Löcher an der Körperseite hinterließen, an der sie wieder austraten.
    Ich war nie ein Freund von Automatics gewesen, bevorzugte kurzläufige Revolver, wenn es denn überhaupt eine Schußwaffe sein mußte. Aber dieses Ding, das lange Zeit zur Standardausrüstung der US-Army gehört und das vermutlich ein Soldat versilbert hatte, würde für den Zweck, für den es gedacht war, genügen. Es schüchterte ein, wenn man nur in die Mündung blicken mußte.
    Â»Kostet?«
    Kalapano schüttelte den Kopf. »Geborgt. Ist nicht verkäuflich. Und wenn du Patronen verbrauchst, mußt du sie bezahlen ...«
    Ich hoffte, ich würde keine brauchen.
    Tamasakis Bote kam, nachdem Henry Kalapano das Boot verlassen hatte, um noch ein paar Besorgungen zu machen. Unter anderem wollte er aus einem Schlachthaus, von dem Kaana Fleisch bezog, einen Eimer voll Hühnerblut holen, weigerte sich jedoch standhaft, mir zu erklären, wozu er das brauchte.
    Â»Einen Gruß von Detective Tamasaki!« Der Bote war Zivilpolizist. Ehe ich »Danke« sagen konnte, teilte er mir mit: »Die fragliche Person wird mit einer Chartermaschine von Inter Islands um zwölf Uhr von Lihue nach Honolulu abfliegen. Detective Tamasaki hat mich beauftragt, auf dem Flugplatz dafür zu sorgen, daß Sie ungestört mit der Person sprechen können ...«
    Eine feine Art, das auszudrücken, was da laufen sollte. Der Bote zog sich zurück, wahrscheinlich hatte er von Tamasaki den Auftrag erhalten, möglichst unsichtbar zu sein, damit niemand der Polizei später nachsagen konnte, sie habe sich in eine Sache eingemischt, die sie nichts anging, und überdies Dienstvorschriften übertreten. Ganz abgesehen von der Verletzung verfassungsmäßiger Rechte und ähnlicher Ansprüche.
    Kalapano kam mit dem Hühnerblut und stellte den Eimer in eine Ecke unter Deck. Wir hatten noch eine Stunde Zeit, aber wir entschlossen uns, bald abzufahren. Auf den Straßen nach Honolulu Airport gab es zuweilen Staus, die mehrere Kilometer lang waren.
    Ich trug vorsichtshalber wieder meinen blauen Monteuranzug. Auf dem Flugplatz fiel es uns gar nicht schwer, zu dem Platz zu gelangen, an dem die gelandeten Vögel der

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