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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Inter Islands abgestellt wurden. Wir suchten uns einen Gepäckkarren und hockten uns darauf, bis wir die kleine Piper landen sahen.
    Der Pilot lenkte sie gemächlich bis zu uns. Tamasakis Bote hatte wohl in der Zwischenzeit dafür gesorgt, daß uns niemand besondere Beachtung schenkte.
    Mano war ein überraschend unscheinbarer Mann. Er war klein, mit übergroßen Ohren ausgestattet und sorgfältig frisiertem Kraushaar, unauffällig gekleidet und offenbar arglos. Er trug einen Reisekoffer, und ich hoffte, daß er darin seine Waffe hatte. Vor Charterflügen wurden die Passagiere zwar nicht wie im Linienverkehr streng auf mitgeführtes Eisen untersucht, aber es war nicht sicher, ob Mano das wußte. Wenn nicht, würde er vorsichtig sein.
    Wir waren es auch. Kalapano schob den Karren auf die Maschine zu. Ich saß lässig am Rand der Plattform, und erst als Mano abwinkte, stieg ich ab, legte die Hand ans Ohr und tat so, als habe ich nicht verstanden.
    Auf diese Weise stand ich, ohne daß er Grund gehabt hätte, Verdacht zu schöpfen, plötzlich vor ihm und bot ihm an: »Wir helfen gern, Sir!«
    Er wollte etwas sagen, aber er verschluckte es, denn er sah in die Mündung meiner Pistole, und ich konnte förmlich spüren, daß ihm kalt auf dem Rücken wurde, obwohl die Sonne unbarmherzig brannte.
    Â»Waffe?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. Kalapano trat von hinten an ihn heran und tastete ihn ab. Dann nahm er den Koffer und öffnete ihn. Da lag, in ein Tuch eingeschlagen, obenauf eine sehr schöne, mit Schalldämpfer versehene Beretta. Auch nicht gerade ein Spielzeug.
    Â»Was ... wollen Sie?« konnte der total verblüffte Mano schließlich murmeln.
    Ich bekam mit, daß hinter uns der Bote Tamasakis mit dem Piloten der Piper verhandelte, und mir fiel ein, daß der Mann als Zivilpolizist ja die Handfesseln in den Gürtel geklemmt tragen mußte.
    Ich ging die paar Schritte zu ihm und lieh sie mir aus, wobei ich ihn aufklärte: »Wir haben vergessen, welche zu besorgen. Und jetzt ist da ein Ehrengast, dem möchten wir angemessen die Vorderläufe schmücken ...«
    Er schüttelte mißbilligend den Kopf, aber er gab mir die Eisen. Luxusausführung für Honolulu, verchromt, mit einem Schloß, das mir kompakter zu sein schien, als die Tresorschlösser daheim in Wanchai. Ob sie die aus dem Fundus einer Filmgesellschaft hatten? Nur das Beste für den fünfzigsten Bundesstaat!
    Mano wollte ausweichen, aber der hinter ihm stehende Kalapano griff in sein Kraushaar und zog, so daß ich leichtes Spiel hatte, ihm die Schellen anzulegen. Der Bote Tamasakis verschwand, und auch der Pilot schien plötzlich dringend in der Kabine zu tun zu haben.
    Wir fuhren Mano und seinen Koffer zur LAUREEN. Dafür hatten wir uns entschieden, weil sie bessere Möglichkeiten bot, einen Gefangenen unter Deck zu halten, und weil außerdem Kaana am Abend heimkommen würde – sie sollte den Anlegeplatz von Kalapanos Boot nicht leer vorfinden. Aber wir hatten nicht mit der Schläue von Detective Tamasaki gerechnet ...
    Mano, der uns noch mehrmals mit wachsender Erregung fragte, was wir denn eigentlich von ihm wollten, machten wir so am Mast fest, daß er auf Zehenspitzen stehen mußte, was, wie wir wußten, auf die Dauer selbst einen sehr verschlossenen Mann so gesprächig machen kann, wie eine Hakka-Waschfrau zu Hause in den New Territories.
    Kalapano prüfte Motor und Tanks und fand alles seeklar. So mußte er nur noch einmal zu seinem Boot, um ein Dutzend Bierbüchsen und den Eimer mit dem Hühnerblut zu holen, von dem ich immer noch nicht wußte, was er damit anfangen wollte.
    Ich überzeugte mich davon, daß Mano artig auf den Zehenspitzen stand, überhörte einen Fluch, den er mir nachschickte, und stieg in den Salon hinunter.
    Leo Tamasaki verzog nicht einmal das Gesicht, als ich eintrat. Er saß in einem der bequemen Sessel und hatte ein leeres Bierglas vor sich auf dem Tisch stehen. Unbenutzt. Offenbar hatte er es aus dem Gläserschrank genommen, um sich ein Bier zu gönnen, und dann erst, als er den Kühlschrank öffnete, festgestellt, daß da keins war.
    Â»Hallo«, bemühte ich mich möglichst gleichmütig zu sagen, als hätte ich ihn hier erwartet. »Haben Sie nicht noch ein paar Getränke von Blair gefunden?«
    Er sah durch mich hindurch, überhörte meinen Spott

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