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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Jeder profitierte, und zwar ohne daß man die geschriebenen Gesetze verletzte. Man umging sie nicht einmal, genau genommen.
    Â»Ich habe ihr gesagt, wie sie dich erreichen kann«, teilte Bobby mit. Wer so von weitem zusah, konnte uns leicht für zwei Geschäftsleute halten, die sich beiläufig während des Essens über einen Handel unterhielten.
    Mit meinen Gedanken war ich inzwischen in Macao gewesen. Ich kannte mich da aus, seit meiner Lehrzeit im Lisboa . Und ich hatte Freunde dort. Mir wurde bewußt, daß ich vor nicht allzu langer Zeit, als ich die Fugu-Morde dort bearbeitet hatte, ganz gut vorangekommen war. Da hatte auch Gift eine Rolle gespielt. Wenngleich – Fugu, wie damals, schloß die Polizei aus, und ihr Labor war gewiß gut.
    Ich sagte mir, daß es vielleicht am besten wäre, die Nachforschungen dort in der portugiesischen Kolonie zu beginnen. An den Orten, wo sich Choi Lam aufgehalten hatte, bei den Leuten, die er traf.
    Der Wirt, der schon wußte, daß wir ganz gern noch einen Mao Tai auf die alten Zeiten trinken würden, war mit der irdenen Flasche an den Tisch getreten und lauerte auf ein Zeichen.
    Bobby gab es. »Die Runde geht auf mich«, verlangte er großzügig.
    Ich legte keinen Protest ein. Spendierfreudige Beamte soll man nicht zu bremsen versuchen. Bobby hatte sich, so überlegte ich, lange damit schwergetan, mir nicht mehr seine Bastos anzubieten, freigebig wie er war. Dabei vertrieb der Qualm der Dinger sogar die Fliegen, die es in der Kneipe gab. Warum sollte er nicht auch plötzlich, wenngleich nach längerem Nachdenken, sein Spenderherz wiederentdecken und Mao Tai ordern!
    Als ich in Aberdeen ankam, war von den Folgen des letzten Mao Tai nichts mehr geblieben. Zuerst entdeckte ich Lum. Der kleine Gauner hüpfte unter einer Laterne von einem Fuß auf den anderen, schwenkte die Arme und schraubte dabei den Bauch wie eine dieser Tänzerinnen, die man nackt auf den Drehscheiben der Peep-Bühnen sehen kann, für einen Dollar, bis die Klappe fällt.
    Wenn der Kleine sich derart auffällig benahm, gab es einen Grund. Ich fuhr ein Stück weiter und bugsierte den Toyota in eine Lücke, die gerade entstanden war. Es dauerte nur Sekunden, dann war der Knirps mit den Segelohren bei mir und tat so geheimnisvoll, daß ich die linke Tür öffnete und ihn einsteigen ließ.
    Er war aufgeregt, aber er konnte mich trotzdem schnell und präzise warnen: »Da vorn steht ein kleiner Ford. Blau. Leihauto von Avis. Dahinter ein Mazda. Schwarz. Die beiden Kerle in dem Mazda haben etwas gegen die Fahrerin des Ford vor ...«
    Einen Augenblick war ich versucht zu fragen, was das wohl mich anginge. Aber dann dämmerte mir, daß die Shanghai-Lady einen Ford gefahren hatte, von Avis gemietet, was aus einem Reklameschild an der Fahrertür abzulesen war. Diesen kleinen blauen Ford hatte ich noch vage in Erinnerung, als ich zusah, wie sie an der Leichenhalle abfuhr. »Mrs. Choi. Oder«?
    Â»Ich habe sie nicht gefragt, wie sie heißt«, quengelte der Junge. Dann beschrieb er sie: »Es war vor einer Stunde. Sie stieg aus und ging zu Ihrem Büro, wahrscheinlich traf sie dort Herrn Wu. Hinter ihrem Auto war kein Platz mehr. Der Mazda mit den zwei Kerlen drückte sich zuerst eine Weile herum, dann stieg einer aus und gab dem Lastwagenfahrer, der hinter dem Ford Schlafpause machte, einen Schein. Darauf fuhr der weg, und der Mazda schlüpfte genau hinter den Ford. Die zwei Kerle lauern auf etwas, das rieche ich. Vermutlich auf die Frau, die bei Ihnen im Büro sitzt.«
    Â»Ist sie klein? Zierlich?«
    Er nickte. »Ja. Haare mit Knoten, wie die Eierfrauen auf dem Markt in den New Territories. Nur daß sie nicht von dort kommt. Das sieht man ihr an. Brille, nicht sehr modern. Wenn Sie mich fragen – die sieht aus wie jemand aus dem Kanton.«
    Ich fischte mein Handy aus der Tasche und den Zettel, auf dem ich die Telefonnummer von dem Block in Tsuen Wan notiert hatte, in dem Mrs. Choi wohnte. Auf meinen Ruf meldete sich die Hausmeisterin im Erdgeschoß des Wohnturmes.
    Â»Mrs. Choi ist ausgegangen«, erfuhr ich. »Der Schlüssel hängt hier.« Ob sie etwas ausrichten könne. Ich klappte das Gerät wieder zu. Aber nach einer kurzen Überlegung klappte ich es wieder auf und wählte eine Nummer, die ich von Bobby einmal bekommen hatte. Zu Lum sagte ich: »Das Kennzeichen von dem

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