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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Behörden des Mutterlandes würden der Hongkonger Polizei die Hölle heißmachen. Zu manchen Zeiten lauerten sie geradezu auf einen solchen Zwischenfall, um daran eine Propagandaaktion hochzuziehen.
    Â»Ein Wunder, daß sie es nicht schon wegen Choi Lams Tod getan haben!« meinte Bobby. Er ließ unerwähnt, daß die Hongkonger Polizei gar nicht das Personal hatte, eine einzelne Person in einer solchen Bedrohungssituation ausreichend zu schützen. Aber das wußte wohl auch Emerson Choi, und deshalb hatte er mich engagiert.
    Â»Und die Spezialisten haben immer noch keine Vorstellung von der ominösen Substanz, die Choi Lam tötete?«
    Bobby schüttelte den Kopf. Sagte dann trübe: »Sie haben eine Versuchsreihe nach der anderern gemacht. Nichts. Aber sie machen weiter. Jetzt hat sie der Ehrgeiz gepackt. Wie willst du morgen in Macao vorgehen?«
    Ich hatte darüber selbst noch nicht so richtig nachgedacht. Hatte kein präzises Marschprogramm. Nur daß ich Victor Choi aufsuchen wollte, zusammen mit seiner Schwägerin, das konnte ich Bobby ankündigen.
    Als er mich später im Polizeiwagen bis zum Zentraldistrikt mitnahm, von wo ich in einem Streifenfahrzeug auf Routinetrip nach Aberdeen mitfahren könnte, wie er mir versicherte, vertraute ich ihm an: »Von allem was ich morgen mache, weiß ich nur eins jetzt schon genau – ich werde meinen Revolver diesmal einstecken, was ich sonst meist unterlasse. Diesmal scheint es mir angebracht.«
    Er sagte nichts dagegen.
    Als ich aufwachte, weil in unmittelbarer Nähe meiner Dschunke einer dieser wildgewordenen Angeber mit einem Motorboot vorbeibrauste, der zwar das teure Boot hatte bezahlen können, nicht aber wohl einen vernünftigen Schalldämpfer für den Auspuff, merkte ich, daß Pipi, meine Freundin, sich schon still davongemacht hatte. Frühschicht im Hotel Excelsior , am Empfang, wo man sie wegen ihrer umwerfend freundlichen Art schätzte. Wie ich übrigens auch. Sie hatte ihre eigene Technik, um an einem solchen Morgen von meiner in der Bucht verankerten Dschunke an Land zu gelangen.
    Drüben an den Piers lungerten immer ein paar WallaWallas herum, diese kleinen Knatterfahrzeuge, die der feine Mensch, der Hongkong zum ersten Mal besucht, auch als Wassertaxis bezeichnet findet. Pipi benutzt einen Spiegel, um einen dieser Flitzer anzufordern. Sie fängt damit das Licht der eben aufgehenden Sonne ein und lenkt den Strahl auf das Gesicht eines der Walla-Walla-Kerle. Mehr ist nicht zu tun – der Angeblinkte steuert sofort meine Dschunke an und bringt Pipi an Land, wo sie ihr Auto stehen hat, gegenwärtig einen kleinen Austin, mit dem sie dann nordwärts zu ihrem Hotel rollt. Nachdem es ihr gelungen ist, einzusteigen. Fachleute sagen, dazu bräuchte man eigentlich einen Schuhlöffel. Sie schafft es meist ohne fremde Hilfe. Auf dem Weg kommen dann die üblichen Unterbrechungen, versteht sich, der Hongkonger Frühverkehr, so sagt man, habe einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der guten Belegung der hiesigen Nervenheilanstalt.
    Pipi ist noch nicht ausgerastet, immerhin, dafür ist sie eine zu fröhliche Natur. Und zuweilen zeigt sie sogar Anwandlungen von Umsicht: In der Kabine war der Frühstückstisch gedeckt, die Kaffeemaschine gefüllt, und zwei Eier lagen in der Pfanne bereit, die auf dem Elektroherd stand. Selbst das Toastbrot steckte schon in den Schlitzen des Rösters. Ich bin zwar meinem Charakter nach Chinese – so sagt man wenigstens –, aber wenn es sich um Frühstück dreht, bevorzuge ich die Sitten der angeblich verkommenen Fremden! Herrliche Verkommenheit, so ein Stück Toast mit Butter und Ingwerkonfitüre! Nicht zu vergleichen mit einer Schale Reis und Salzgemüse, jedenfalls nicht am frühen Morgen!
    Mein Handy quäkte, als ich schon in einem Walla-Walla saß und wir auf halbem Wege zu den Piers waren. Die Luft war voller Holzkohlenrauch von den Grills auf den Wohnbooten, und ganz leise in der Ferne war Musik. Die kam aus den Lautsprechern der schwimmenden Restaurants, wahrscheinlich wollte sich das Reinigungspersonal die Arbeit versüßen, so hörten sie sich Mara Lee an, die die Geschichte von den hohen Bergen sang, die sich in den Seen spiegelten, aber nur, wenn die Götter es guthießen und die Sonne schien.
    Ich hörte mit. Und dann sagte mir Mrs. Choi durch das kleine elektronische Instrument, nachdem es

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