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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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auch gar nicht. Weil keine akute Gefahr gegeben war, besagten die Vorschriften, daß er ohne Signale zu fahren habe. So quälte er sich durch den Verkehr und kam noch mürrischer in Tsuen Wan an, als er es üblicherweise war.
    Er hatte einen uniformierten Polizisten bei sich, der sogleich vor dem Apartment der Mrs. Choi Posten bezog. Sie war davon nicht gerade begeistert, aber sie sah schließlich ein, daß es ihrem Schutz dienen sollte.
    Wir setzten uns im Erdgeschoß in eine Cafeteria und tranken zunächst ein Bier. Mrs. Choi probierte auf meinen Rat hin die berühmte gelbe Limonade und bestätigte mir danach unverlangt, ich hätte den Geschmack eines Yangtse -Schiffers.
    Als ich Bobby Hsiang, der darüber unverschämt grinste, dann berichtete, was vor sich gegangen war, runzelte er die Stirn, griff in die Jackettasche und zog sein Notizbuch hervor. Als ich am Ende war, sagte er: » Air-Sea-Dreams . Das ist die Firma von Victor Choi in Macao. Mit der Niederlassung bei uns, in der Hung Hing, in Wanchai ...«
    Ich muß ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben, denn Bobby grinste wieder. Um die Sache erträglicher zu machen, bemerkte ich: »Darauf hätte ich eigentlich kommen müssen. Ich war in der Hung Hing. Aber ich kannte den Namen des Unternehmens in Macao nicht.«
    Â»Wir kannten ihn auch nicht«, sagte Bobby. »Jetzt kennen wir ihn. Air-Sea-Dreams . Ich habe mit Mister Emerson Choi telefoniert. Nicht einmal ihm war bekannt, daß sein Sohn Victor außer dem Unternehmen in Macao noch das in Wanchai betreibt.«
    Â»Das will etwas heißen!« fand ich.
    Â»Und was halten Sie daran für interessant?« Zum ersten Mal mischte sich Mrs. Choi in unser Gespräch.
    Bobby gab ihr gedehnt Auskunft: »Mister Emerson Choi ist in einer Position, in der ihm die Art und Weise der Unternehmungen seines Sohnes Victor eigentlich nicht verborgen bleiben sollte. Aber, nun ja, Mrs. Choi, die Sache ist eher rätselhaft als interessant. Ihr Mann, Choi Lam ist ermordet worden. Das steht fest, obwohl wir den Auslöser des Todes noch nicht benennen können. Nur daß es aller Wahrscheinlichkeit nach ein verzögert wirkendes Gift war, das vom Körper sehr schnell völlig absorbiert wurde und deshalb schwer nachweisbar ist. Ihr Gatte kam aus Macao. Er hatte seinen Stiefbruder Victor besucht, den Betreiber von Air-Sea-Dreams . Es ging, wie Mister Emerson Choi uns wissen ließ, um die Weiterführung des väterlichen Unternehmens, aus dem sich der alte Herr zurückziehen will. Victor Choi läßt in Hongkong eine Filiale seiner Firma Air-Sea-Dreams betreiben. Und just aus der Filiale stammt das Auto, in dem zwei Kerle sitzen, die Sie beobachten, während Sie Nachforschungen über die Todesursache bei Ihrem Gatten anstellen ... Eigenartig, nicht wahr?«
    Es war eine der längsten Reden, die ich von diesem einsilbigen Burschen je gehört hatte. Als er Luft holte, sagte ich: »Und der Chef der Filiale weiß von nichts. Angeblich. Hatte grade mal gemerkt, daß sein Auto weg war ...«
    Â»Eben«, vollendete Bobby, »das macht die Sache rätselhaft.« Er wurde einigermaßen amtlich, als er sich an Mrs. Choi wandte. »Ich muß Sie warnen. Sie befinden sich offenbar in Gefahr.«
    Â»Nur weil ich hierher gekommen bin? Weil ich wissen möchte, warum mein Mann getötet wurde?«
    Sie sah mich an: »Mister Lim Tok, sind Sie bereit, mich morgen nach Macao zu begleiten?«
    Â»Selbstverständlich«, sagte ich sofort zu.
    Â»Nun gut. Dann werde ich meinen Schwager dort aufsuchen. Victor Choi. Ich denke, mit seiner Hilfe werden wir der Lösung dieses Rätsels ein wenig näher kommen.«
    Sie war eine resolute Frau, das war mir schon klar geworden, kurz nachdem ich sie kennengelernt hatte. Jetzt erinnerte ich mich daran, und Bobby Hsiang auch. Sie erhob sich und nickte uns zu: »Gute Nacht, meine Herren. Dank für die Umsicht, mit der Sie mich beschützen. Sie werden verstehen, daß ich etwas Ruhe brauche, der Tag war höllisch anstrengend für mich.«
    Ich konnte ihr gerade noch zurufen: »Ich hole Sie morgen nach dem Frühstück ab!« Dann war sie in der Halle verschwunden.
    Â»Tja ...«, machte Bobby, »die Sache gefällt mir nicht.«
    Natürlich, sie konnte ihm nicht gefallen. Wer immer hinter den Ereignissen steckte – er brauchte nur Mrs. Choi zu erwischen, und die

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