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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Vielleicht sah die Zukunft nach der Einvernahme der Kolonie ja doch nicht ganz so düster aus, wie manche Leute es befürchteten. Weil mit Humor eine Menge harter Stöße zu dämpfen sind.
    Ich forderte Mrs. Choi auf: »Steigen Sie in Ihren Wagen. Ich nehme den bekleckerten Mazda. Sie fahren immer hinter mir her. Es geht nach Wanchai, in die Hung Hing Road. Falls Sie mich aus den Augen verlieren, das ist am Hafen. Nummer 82. Sie bleiben hinter mir stehen. Steigen Sie nicht aus. Mischen Sie sich nicht ein, was immer auch geschieht. Wenn ich aus dem Haus komme, in dem die Firma Air-Sea-Dreams residiert, werde ich zu Ihnen ins Auto steigen, und dann sage ich Ihnen, wie wir weiter vorgehen. Komme ich nicht heraus, nach, sagen wir einer Stunde, benachrichtigen Sie Mister Bobby Hsiang ...«
    Ich gab ihr mein Handy und machte sie aufmerksam, daß Bobbys Nummer eingespeichert war.
    Lum hatte den Auspuff des Mazda inzwischen wieder »entkorkt«. Wir fuhren los, während sich die Leute langsam wieder beruhigten.
    Es waren nur etwas mehr als vier Kilometer, aber das ist für Hongkong am Spätnachmittag eine Strecke, die einem sehr lang vorkommt. Obwohl wir ein Stück Schnellstraße nutzen konnten, verging noch eine Stunde, bis wir endlich an der Kreuzung der Gloucester Road anlangten.
    Mrs. Choi war eine überraschend gute Autofahrerin, nicht einmal aus der Tunnelbaustelle hatte sie sich von meiner hinteren Stoßstange abdrängen lassen.
    Es war die Zeit kurz vor Feierabend. Auch Air-Sea-Dreams lief nicht mehr auf vollen Touren, das sah ich, als ich mit gewollt elegantem Schwung die Halle betrat, deren Wände voller bunter Plakate mit prallen Mädchenfiguren unter Fallschirmen oder Drachensegeln, mit der Darstellung jeder möglichen Art von Wassersport und Luftsport überhaupt behängt waren. Das weniger wichtige Personal schien bereits gegangen zu sein. Im Hintergrund, in einem Glasverschlag, saß ein Mann, der bei meinem Eintritt neugierig aufblickte.
    Ich mußte unwillkürlich denken »Herr in Aspik«, was mich zu einem Grinsen verleitete, das er offenbar für einen freundlichen Wink hielt, denn er kroch aus seinem Aspik heraus, zupfte sich eine Krawatte mit den Darstellungen einiger Dutzend Kreuzungen zwischen Maus und Mensch zurecht und kam mir entgegen.
    Er grinste nicht. Das Gesicht zeigte überhaupt keine Regung. Man sollte sehen, daß er der Chef war. Chefs grinsen nicht, sie lächeln. Aber das auch nur bei besonderen Anlässen.
    Mister Tsa Ping sei er, ließ er mich wissen, nachdem ich mich fröhlich lächelnd als Privatdetektiv mit meinem guten Namen vorgestellt hatte, in der kalkulierten Absicht, ihn zu etwas zu verleiten, von dem ich noch nicht genau wußte, was es wohl sein würde.
    Â»Bedaure, aber unser Ladengeschäft ist schon geschlossen«, bemerkte er unnötigerweise, denn das hatte ich bereits gesehen. Er machte nicht ganz den Eindruck eines Mannes, der gern noch Umsatz machen würde, aber das schenkte ich ihm – er sollte mich als unvorsichtigen, vorlauten und im übrigen arglosen Pfiffikus mit wenig Hirn registrieren, das würde mir die Sache erleichtern.
    Also trompetete ich, während ich seine Hand schüttelte: »Sir, ich bin mit Ihrem Auto da! Überraschung, wie? Ja, ich muß erklären, in der Gegend, in der es in Aberdeen stand, kennt mich jeder, auch meinen Beruf, und die Leute erzählten mir, da seien zwei junge Burschen mit diesem Mazda angekommen, hätten ihn fluchtartig verlassen, als wenn sie eine Bombe unter dem Sitz entdeckt hätten, und dann stand eben das Auto da. Ziemliche Zeit. Bis ich kam. Da machten mich Leute aufmerksam. Ich wohne da, müssen Sie wissen. Ja, also eine Bombe ist nicht drin gewesen, da dachte ich, am besten bringe ich es dem Eigentümer gleich zurück, denn er wird es ja vermissen, stimmt doch, nicht wahr? Ein Jammer mit diesen One-Ride-Boys heutzutage! Machen eine Spritztour mit einem geklauten Mazda und lassen ihn einfach stehen ... schlimme Zeit ...«
    Ich hätte noch gut eine Viertelstunde weitersprudeln können, genau auf diese Art wollte ich mich präsentieren, aber er sorgte für eine Unterbrechung: »Eh ... verzeihen Sie, darf ich erfahren, wie Sie auf mich als Eigentümer gekommen sind? Ich meine, da ist keine Anschrift in dem Fahrzeug ...«
    Â»Aber – Ihr Mazda ist doch abgängig, oder?«
    Â»Ja, ja, schon ...«
    Ich

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