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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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beschämend oberflächlich berührt hatte, die Sonne, das Land, die Kühle, die schwarzen Blumen und Käfer, in diesen Bildern wuchs er zur Behelligung heran. Die Bilder trieben ihn etwas Allgemeinem, Leichtem zu, das dieser Welt innewohnen mochte, auf das sie alle nicht achteten oder das sie nicht wahrzunehmen vermochten mit ihren festgeschriebenen Vorurteilen und Programmen.
      »So wie man Menschen ansieht, schaute ich in ihre Augen. Da ist nichts. Ihr Auge ist hübsch und schwarz, und es ist tot wie das Objektiv einer Kamera. Die Boolies selbst machten mich rasch begreifen, worauf es ankam: die Berührung. Immer wieder suchten ihre Finger, die meinen zu berühren.« Giron wußte plötzlich, was an den Wänden fehlte: Bilder von Boolies. Es gab kein einziges Bild von einem Baal.
      »Es ist wunderbar, sie zu berühren. Ach, Salman…« Ana hielt inne. Ihre Lippen bewegten sich fort zu Mitteilungen, die sie nicht hervorzubringen vermochten. Ihre Rede wurde wortreich und verworren, und da Giron nicht annahm, daß ihm durch Aufwand an Worten etwas vorenthalten werden sollte, begriff er die konfusen Reden bereitwillig als Unvermögen, etwas mit Worten auszudrücken, was mit Worten offenbar nicht auszudrücken war. Er wandte sich von den Bildern ab, Ana saß auf dem Rand ihrer Koje, er sah den Glanz der Augen im blassen Gesicht der Frau, Begehrlichkeit, sich einzumischen. Es gab gewisse atmosphärische Indikationen, mit denen er sich als Meteorologe herumschlug und die er nicht verstand, er hatte genug Sorgen. Die Sprache ist die ergiebigste Quelle von Irrtümern, fiel ihm ein in diesem unpassenden Augenblick.
      »Sie können es nicht sagen, wie ich’s nicht sagen kann. Ich kann wirklich nichts dazu vorbringen, was jemanden überzeugt. Unsere Leute sind nett zu mir und entgegenkommend, aber sie verstehen mich nicht. All diese… Erregungen. Sie sind nichts. Sie sind nichts als Vorzeichen für etwas anderes, für das Eigentliche, das in den Fingern steckt. Das zieht über uns hinweg wie Wolken über ein dürres Land. Die Wolken künden Regen an und bedeuten doch nichts, gar nichts, ehe der Regen wirklich fällt. Ich bin sicher, daß wir den Regen brauchen. Immerfort sprechen sie mit ihren Fingern, und ich verstehe sie nicht.«
      »So?« fragte Giron. »Du wußtest, was sie mit der Wasserleitung vorhatten. Du wußtest davon, noch ehe Blicher dort war.«
      Ana lächelte. »Ja«, sagte sie, »das habe ich gut begriffen, nicht wahr?« Und nach einer Weile des Nachdenkens: »Ach, Salman, es ist gerade so viel, wie ich über dich erfahre, wenn du sagst, daß du hungrig bist.«
      Auf Girons Gesicht erschienen rote Flecke. Mit zwei Schritten trat er auf Ana zu.
      »Du bist nicht hier, um nur Bilder anzusehen«, sagte Ana, als er so nahe vor ihr stand. Sie schaute zu seiner Höhe hinauf, und er sah die Spur eines Schreckens in ihren Augen, des gleichen Schreckens, der ihn selbst getroffen hatte. Da stellte er die Frage, derentwegen er gekommen war: Ob sie, wenn sie mit den Boolies rede, ihre Handschuhe trage oder nicht.
      »Er addiert jeden Baal und jeden ihrer Freunde zu einer Summe von Störfaktoren, um seinen BECKMESSER damit zu füttern«, sagte sie. »Er hält sie würdig für einen Wasserstrahl«, und als Giron nicht antwortete, fuhr sie eilfertig fort: »Er redet von elektromagnetischen Wellen in der Atmosphäre, daß es keine gebe und keine Information, als habe das etwas mit ihnen zu tun. Er sagt, sie sind nichts, sie sind nicht mal Schimpansen. Diese Wörter treffen einfach nicht zu!«
      Plötzlich bildeten sich Grübchen auf ihren Wangen, ein zaghaftes Lächeln, während sie ihn ansah. »Du hörst mir doch zu, Salman, nicht wahr?« Das Lächeln erlosch, wie es gekommen war, und sie sagte: »Ach, die Handschuhe. Ja. Nein. Aber sie wollten es. Sie sagten es mir. Ich bin ganz sicher, daß sie es wollten. Und es ist wirklich der einzig mögliche Weg, zu ihnen zu finden.« Anas Stimme wurde rauh vor Eifer, um zu überzeugen und um die Unumstößlichkeit der Bedingung darzutun, die sie mitteilte. Ihr Mund war auf einmal schief und häßlich, ihre Pupillen weiteten sich, und die Iris darum verfärbte sich vor Schrecken, als sie sah, wie sich Girons Ausdruck veränderte.

    Rahel traf Giron auf dem Korridor. Ihre Hübschheit verblich, während sie den Mann musterte. Dann schloß sie einen Moment die Augen und sah entspannt aus, als sie sie wieder öffnete, wie ein Arzt, der seinen Patienten zu

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