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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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fragte: »Giron?«
      »Du hast längst Rot. Der Cleaner ist voll. Stell den Hahn ab!« Blichers bemühte Stimme.
      Nach einer halben Minute schnurrte das Rollo nach oben, und Tschuk wurde sichtbar, nackt, dampfend, das schwarze Vlies auf Brust und Bauch betaut mit kugelrunden, viel zu großen Tropfen. Tschuk ließ hinter sich das Rollo wieder herunter. Die Männer sahen sich an.
      Ein Rinnsal kroch von Tschuks weißen Zehen weg. Blicher blickte mit solcher Intensität dorthin, als gelte es Bedeutendes zu entdecken. Seine Finger umspielten eine Armatur. Tschuk musterte den Mann argwöhnisch, ein winziger Muskel zupfte Blichers Mundwinkel zu einem sonderbar zuckenden Lächeln hinauf. Tschuk wußte sofort, daß etwas in der Luft lag, folgte einer Eingebung und bemächtigte sich der Armatur, die Blicher mitgebracht hatte. Er wog sie in der Hand und kratzte mit dem Daumennagel an einer Kante. Der frische Lack gab nach, gelber Glanz trat zutage. Tschuk biß auf den Grat und betrachtete die Wirkung. Blicher stand nur da und fragte: »Was soll ich denn sonst machen?«
      Die wulstigen Falten um Tschuks Augen ordneten sich in diesen drei oder vier Sekunden mehrmals um und brachten eine Reihe rasch wechselnder Regungen zum Ausdruck: Konzentration, Heiterkeit, faunische Schläue. Hierauf stieß Tschuks Zeigefinger zunächst in die Richtung der Kabineninstallation und dann auf das Bauteil in seiner Hand. »Die Serienmäßigen schraubst du heraus und ersetzt sie durch diese anderen. Richtig?«
      »Was soll ich denn sonst machen?« fragte Blicher trübe. »Das Gold liegt am Fluß. Jetzt liegt ein bißchen davon in der Werkstatt, das bißchen, das der Jeep wegschaffen konnte. Ich habe die Werkstatt. Ich habe Zeit. Ich habe zuviel Zeit. T zwanzig ist vorbei. Niemand will etwas von mir. Mich juckt’s, was zu machen. Irgendwas. Es ist nicht auszuhalten, wie das Material dort herumliegt. Solches Material!« Und krähend wie ein zu junger Hahn: »Was soll ich denn sonst machen?«
      Tschuk legte das Teil bedächtig in Blichers Hand zurück und langte nach dem Handtuch. Es war keins da. Tschuk dachte nach, während er fortfuhr, nach dem Tuch zu angeln.
      »Links, Ernest«, sagte Blicher, »die Luftdusche ist links.
      Du brauchst nur auf den Knopf zu drücken.«
      Tschuk wies mit dem Daumen über die Schulter rückwärts auf das Kabinenrollo. »Geh raus hier, Jan«, sagte er, »da ist noch wer drin. Ana ist noch drin. Einer muß sich ja mal mit der abgeben.«

    17.

    Es war die Zeit nach Aufgang der rosafarbenen Römisch drei Opal, als Judy Bean mit dem Abendimbiß für die Mannschaft am östlichen Ausguck auf Rahel stieß. Rahel spähte von unten her durch das Glas, um den Himmel zu betrachten. Judy schubste das Wägelchen mit dem Geschirr, den Tuben und Büchsen zur Seite, griff in Rahels Haar, und das Spiel ihrer Finger drückte Anerkennung aus, während sie über die vielen braunen Zöpfe glitten.
      Rahel hielt still und sagte: »Man tut, was man kann.«
      »Sorgen mit dem Selbstgefühl?«
      »Die Menschen stehen immer an irgendeinem Abgrund, und dann tuckert manchmal in ihnen der Gedanke an einen Wadenkrampf.« Rahel richtete sich jäh und sehr gerade auf und sprach mit dem gleichen Atem weiter: »Nun schau dir bloß den Himmel an, Wolken so rosa wie Hammel aus der neuen Sydney-Zucht. Können Hammel schwimmen? Die hier schwimmen in Chartreuse. Die geht das alles gar nichts an.« Dann hielt sie eine Sekunde inne. »Ich glaube, er ist schwanger. Wirklich, er wird etwas zur Welt bringen.«
      Judy strich sich eine rote Strähne aus dem Gesicht, um Zeit zu gewinnen, und fragte: »Der Himmel?«
      Rahel lächelte, daß man ihre schiefen Zähne sah, Kühle und Ebenmaß verwandelten sich in Liebreiz. »Ach, Judy«, sagte sie, »ich könnte jemanden brauchen, der mir mal den Bauch streichelt.«
      »Dein altes Leiden«, antwortete Judy freundschaftlich. »Such dir einen aus. Für dich werden sie sich alle zerreißen. Nur meinen Jan laß zufrieden.«
      »Die hier? Die Bonbonschachtel lasse ich zu.«
      »Ana hat alle zehn Finger drin.«
      »Judy«, sagte Rahel, »du hast versprochen, daß du kein Karo mehr trägst. Ich hasse Kariertes, Kleinkariertes. He! Da kommt sie schon.«
      Das Blut schoß unter Judys durchsichtige Haut und färbte ihr Gesicht bis hinunter zum Halsgrübchen.
      »Redet ihr wieder mit mir?« fragte Ana, während sie auf die Frauen zuging. »Judy, du siehst so gesund

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