Schwarze Blumen auf Barnard Drei
zugebilligten Termin am Röntgendiffraktometer streichen müssen, und zwar zugunsten Dr. M’Babwa-Kings, zumindest werde er ihn verschieben müssen auf unbestimmte Zeit, sah er sich endlich zu handeln gezwungen. »Das werden Sie nicht!« sagte Lampoo bestimmt und ein wenig von oben herab. »Das werden Sie nicht können.«
Es gelang Lampoo, den Dicken, mit gestochenen Formulierungen auf ihn einredend, die Treppe hinab und durch das Gläserklirren in den Labors hindurch in sein Kabuff zu lavieren. Er schälte, während sie gingen, aus dem Wust all der tausend biochemischen Programmierungen, unter denen das Globulin im Körper des Menschen stabil zu erhalten war, das wesentliche Ziel heraus: Die in den menschlichen Lungen nistende Candida mußte getötet werden.
Der zu schwere Mann fiel ächzend in den Sessel vor der Maschine. »Sie haben sich ein erfreuliches Stübchen eingerichtet mit einer erfreulichen Anlage«, sagte er, indem er sich umsah, als er wieder bei Atem war. »Und der Stil, wie Sie die Dinge vortragen, ist auch sehr erfreulich. Wie Sie die uns allen so sehr geläufigen Dinge darzustellen verstehen. Und gerade daher ist die Art, wie Sie darüber reden, auch ein wenig…«, ein Netz von Fältchen in den Augenwinkeln machte den Blick des Dicken listig, während er nach dem Wort zu suchen schien, »ein wenig… hintergründig.«
Die Hübschheit in Lampoos Gesicht wirkte plötzlich wie aus geglättetem Holz gefertigt. Er sagte: »Die Aufgabe, an der dieses Haus arbeitet, ist ein Alles-oder-nichts-Problem.«
»Ich verstehe Sie sehr genau«, sagte der Dicke, tupfte sich mit einem Tüchlein die Stirn und tippte dann mit feisten, überraschend hurtigen Fingern auf einige Tasten des CTI-Panels.
Lampoo sagte: »Ihr Saldo in diesem Problem steht noch immer auf ›nichts‹.«
»Ja? Meiner? Wieso?«
»Ihr Molekül kann Candida nicht töten. Bisher ist es für Candida in keiner Weise toxisch.«
»Ach, Lampoo«, der Dicke seufzte, »können Sie nicht endlich sagen, was Sie wollen?«
Dies war der Augenblick, in dem die Messer über der Beute zuschnappten. »Ich will die dreißig Stunden am Diffraktometer«, sagte Lampoo. »Ich will sie sofort. Herr M’Babwa-King wird sie hernach nicht mehr brauchen. Ich will das Identikatsdiagramm eines Moleküls, das nur ich kenne, Sie wissen doch wohl, wie man Prioritäten sichert.« Er blickte wie mit gefrorenen Augen dem Dicken ins Gesicht. »Ich habe das toxische Molekül. Ich habe das Anti-Candida-Globulin. Verstehen Sie das: Ich habe es gefunden. Ich, niemand anders. Auch nicht Herr Doktor M’Babwa-King.«
M’Babwa-King steckte seinen schwarzen Kopf zur Tür herein. »Sie haben gerufen?«
»Ja, ich«, sagte der Dicke. »Zeigen Sie’s ihm.«
M’Babwa zog an einem der bandschmalen, neumodischen Rechnerausdrucke, deren Enden aus seiner Kitteltasche hervorringelten, ließ ihn durch die Finger laufen und sagte, sich an Lampoo wendend: »Sehen Sie hier, von da bis da«, während seine raschen Finger über das Band glitten und einige Positionen markierten, »dies ist der Abschnitt des Gammastrangs, der Sie interessieren wird.«
Lampoo erbleichte, als er die ausgedruckten Chiffren sah. Seine Finger zitterten. Etwas Kleines, Schepperndes fiel aus seiner Hand herab, weiße Kügelchen hüpften über den Boden davon, der Raum füllte sich mit beißendem Duft nach Minze. Lampoos Pupillen zuckten zwischen den Chiffren und den auf dem Boden tanzenden Kügelchen hin und her, und dann fragte er fast tonlos: »Woher haben Sie das?«
»Sagen Sie’s ihm,«, forderte der Dicke.
M’Babwa wies mit dem Daumen über die Schulter nach rückwärts auf den Rechner, an dessen Front er lehnte, denn es war nichts mehr da, worauf er sich hätte setzen können. »Von diesem Rechner aus wurden vor einiger Zeit eine Reihe User-Identifying-Codes geknackt«, erklärte er. »Der Lauscher wußte nicht, daß er mit dem Knacken der Schutzcodes noch etwas anderes auslöste, daß von da an nämlich auf einem Display der Informationszentrale alle Texte mitliefen, die er abhörte. Vor zwei Tagen stoppte plötzlich der illegale Fluß der Information. Der Mann, der sie abhörte, hatte diesen Fluß angehalten. Die letzten Zeilen, diese Buchstabenmuster, definierten den Gammastrang eines der neueren Moleküle aus meinem Labor. Die Nachrichtenexperten sahen sich die Informationen an, die den Codehacker veranlaßt hatten, die Texte anzuhalten, und
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