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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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Es gab aber niemanden im Haus, der einen Grund hätte haben können, nach dem Autor zu suchen, und das Buchstabenmuster kannte nur einer hier: er selbst. Lampoo war mit diesem Ergebnis sehr zufrieden, so hatte er es vorausgesehen, dennoch beflügelte ihn der Erfolg.
      Schon am nächsten Tage entwickelte er einen Plan zur Anzucht von Candidakulturen. Die Wege der Kulturen von den Autoklaven und Impfkabinen bis hin zur Spülküche, die Art der Passagen, der spektrogaphischen und biochemischen Analysen waren so erdacht, daß sie niemand zu durchschauen vermochte, daß sie aber gerade darum Verdacht erweckten, die Vermutung auf ein ausgeklügeltes Ziel, das sich im Gewirr der Verzweigungen zu verbergen schien. Lampoo beschäftigte auf diese Weise das Personal seines Labors und kanalisierte die Gedanken der Beobachter, von denen er wußte, daß es sie gab, ohne daß die Betroffenen – wie er hoffte – dessen inne wurden.
      Hernach gelang es ihm, etliche User-Identifying-Codes zu knacken, allgemein übliche Barrieren, die den elektronischen Transport von Informationen nur in Richtung bestimmter Adressen zuließen und andere Richtungen sperrten. Die UIC sorgten dafür, daß die in den einzelnen Labors erarbeiteten Forschungsergebnisse und Daten nur in die offiziellen Institutsspeicher fließen konnten und in keine anderen, also auch nicht in Lampoos Speicher, wenigstens nicht direkt. Die Codes waren ziemlich leicht zu brechen, die Nachrichten, die von ihnen geschützt wurden, waren keineswegs geheim. Lampoo hätte diese Nachrichten ohne weiteres von den offiziellen Speichern abfragen können, aber es lag durchaus in seiner Absicht, gerade das zu vermeiden. Niemand sollte erfahren, wie brennend er sich für einige dieser Daten interessierte.
      Seither, und als er all das getan hatte, hielt sich Lampoo fast nur noch in seinem Kabuff auf, im Sessel vor der Maschine, und beobachtete den Fleiß, in den das Haus verfallen war, und wie die Anzahl der Globulinvarianten anwuchs, deren Synthese gelang. Genauestens und mit lauerndem Blick studierte er die Reihenfolge der Aminosäuren im Gammastrang jeder einzelnen Variante der Moleküle und die Art ihrer Verknüpfung, die von den Leitern der Labors in Form von Buchstabenketten in die Institutsspeicher gespeist wurden. Er verglich diese Buchstabenketten mit der Kette seines Peptons, die nur er im Kopf hatte, und wartete darauf, daß ihm der Monitor endlich die eine richtige Kette präsentierte, die es erlaubte, das Pepton mit dem Globulin zu verknüpfen. Er las und las und wartete auf die Gelegenheit.
      Genau so fand ihn Dr. Prouza vor.
      Lampoo unterdrückte Unmut wegen der Störung und empfing den Tschechen mit dem Ausdruck freundlicher Gewogenheit. Die Überraschung war zweiseitig, sie brachte auch Prouzas Konzept durcheinander, wie er Lampoo hatte begegnen wollen, denn über einen der Monitore sah Prouza in diesen Sekunden Texte und einige Bilder laufen, die ihm bekannt vorkamen, alarmierend bekannt. Es waren die gleichen, die er soeben in M’Babwas Labor gesehen hatte. Lampoo durchschaute nicht sogleich, welcher Art Funke da übersprang, indessen gelang es ihm, die Schirme so zu löschen, als beseitige er nicht mehr als eine optische Unruhe, die der kollegialen Begegnung entgegenstand.
      »Man muß durch einige dieser Räume hindurch, um zu Ihnen vorzudringen«, erklärte Prouza. Er fügte Komplimente an über das Tempo des Betriebs in Lampoos Abteilung und über die eindrucksvolle Menge an Glas, die dort umlaufe, dann fragte er: »Und was machen Sie mit den vielen Kulturen? Entschuldigen Sie, aber in einem anderen Typ von Labor würde mir eine so dumme Frage nicht einfallen.«
      »Sie sagen’s«, antwortete Lampoo herzlich und lehnte sich, die Schläfen reibend, in seinem Sessel zurück. »Man weiß nicht mehr, wo einem der Kopf steht.«
      »Und worauf wollen Sie mit diesen Kulturen hinaus?«
      »Ich habe zuweilen mit Mutlosigkeit zu kämpfen«, sagte Lampoo, »es sind einfach zu viele Varianten, denen wir nachjagen müssen. Sehen Sie, Prouza, die Rechnung ist simpel: Wozu sollen die Eiweißkörper gut sein, an denen wir basteln, solange sie zwar die Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers zu unterlaufen und sich zu behaupten vermögen, solange sie aber nicht gleichzeitig Candida anzugreifen und zu töten imstande sind? Die Anzahl der möglichen Varianten, die wir konstruierten und die leider noch immer nur das eine können, nämlich überleben,

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