Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
Vom Netzwerk:
gleich?«
      »Jetzt gleich.«
      Tschuk ging die zwei Schritte zum Sims der Matrjoschkas und baute die Puppen in einer schnurgeraden Linie auf. Als er sich umwandte, sah er vier verschiedene Fernsehbilder über die BECKMESSER-Schirme laufen, die weiße Wand, den leeren Abstand, Segmente grünen Himmels, den grün und einsam blinkenden Punkt auf dem Orter.
      »Eine Art Nebel?« fragte Jermakow, die Augen dicht an einen der Schirme haltend.
      »Ja.«
      »Giron ist allein?«
      »Offensichtlich.«
      »Nun«, sagte Jermakow, »dafür ist er da. Er soll zurückkommen, wenn er es für nötig hält. Er soll in spätestens zwei Stunden zurückkommen. Sag ihm das.«
      Tschuk ging. Im Schnurren des Rollos hörte er Jermakows Stimme hinter sich, eine vor Nachdenklichkeit verschleierte Stimme: »Tja… Das ist die schwierigste Frage.« Als sich Tschuk umdrehte, stand Jermakow gebückt vor dem Sims, die Linie der Matrjoschkas mit einem zugekniffenen Auge anvisierend. Eine Hand fuhr durch die Luft, als fange der Mann Fliegen. Tschuk ließ das Rollo zwischen sich und dem Leutnant herabfahren; der Satz war wohl nicht an ihn gerichtet.

    26.

    Es gab dann Schwierigkeiten, die Weisung an Giron weiterzugeben. Rahel rief eine Weile mit dem Walkie-talkie auf allen möglichen Frequenzen. Als sie keine Antwort erhielt, erkundigte sie sich bei Orlow nach anderen Möglichkeiten. Sie entnahm Orlows vielgleisigen Empfehlungen, man solle mit dem Peiler versuchen, zunächst Girons Aufmerksamkeit zu gewinnen. Rahel ging zu Blicher, und zu zweit setzten sie den Peiler in Betrieb. Dann hörten sie Tschuk aus der Richtung der Messe über die Kabinenwände hinwegbrüllen, irgendwelche Idioten sollten die Finger vom Peiler wegnehmen, er checke die Sender und sei nicht lebensmüde. Jemand anders schrie aus der Richtung der Schleuse, Girons Plunder liege da herum.
      »Das Walkie-talkie und der Sender auch?«
      »Ja. Das ganze Zeug«, lautete die Antwort aus der Schleuse. Giron sei nur im Anzug und mit Luft davongezogen.
      Plötzlich war Ana da. Sie redete und fragte zuviel und war entsetzt, als sie begriff, was vor sich ging. Blicher krähte mitten in Anas hysterisches Gerede: »Könnt ihr die nicht mal abstellen?« Danach erfand er einige Möglichkeiten elektronischer Fahndung nach Giron, mit denen sie erfolglos eine weitere Stunde verbrachten.

    Giron steckte in frischer weißer Wolle und sah tipptopp aus, als er im Funkraum auf Rahel und Blicher stieß.
      »Hallo«, sagte Rahel gelassen, »der verlorene Sohn kehrt zurück.«
      Steifbeinig steuerte Giron eine Ecke der vollgestopften Kabine an und klemmte den Rücken da hinein. Blicher hieb wütend auf ein Manual und schüttete Vorwürfe über den Mann. Girons Fäuste umklammerten ein Stückchen freies Rohr der Armierung, an der die Geräte hingen. »Ach ja«, sagte er harmlos, »den Plunder hatte ich ganz vergessen.«
      Rahel sah dem Mann ins Gesicht.
      »Man kann sich kaum rühren im Haus vor lauter unnützem Zeug«, sagte Giron, »aber nichts ist da für die Gemütlichkeit. Rein nichts. Nicht mal ein Hocker.«

»Alles in Ordnung?« frage Rahel, die fortfuhr, Giron zu mustern. *
      »Völlig«, sagte Giron. »Das heißt, nichts ist in Ordnung. Gar nichts. Nicht mal ein Hocker ist da.«
      »Das bißchen Nebel«, murmelte Blicher abfällig.
      »Das ist kein Nebel. Rosa Nebel gibt’s nicht. Grünen gibt’s. Auf Sira hatten sie gelben. In den Logbüchern der Kokows kommt sogar bunter Nebel vor. Sie meinten mehrfarbigen, wenn man’s glaubt. Rosafarbenen gibt’s nicht.«
      »Wieso nicht rosa? Meine Güte! Nebel ist Nebel«, erwiderte Blicher.
      »Ach, sind das Ansichten!« sagte Giron aufgebracht und zuckte zusammen. »Hör mal, Blicher«, fuhr er weit weniger heftig fort, »ich weiß, wovon ich rede. Rosa, rund und innen leer wie ein Ring! Damit ist nichts in Ordnung. Gar nichts. Das meine ich damit.« Girons Stirn glänzte plötzlich von Schweiß, er stand schief da, tupfte sich die Lippen mit einem Taschentuch und sagte ganz sanftmütig: »Ist denn wirklich kein Hocker da?«
      »Mon Dieu, Giron«, sagte Rahel, »bist du wirklich in Ordnung?«
      Giron rutschte ein bißchen in den Knien zusammen und faßte nach am Rohr. Auf dem Rohr wurden dunkle Flecke sichtbar. Die Wolle über Girons Schenkel spannte und färbte sich rot von durchsickerndem Blut. Mit einem Sprung war Rahel am Mann.
      »Ich brauch nur ’nen Hocker. Ihr müßt die

Weitere Kostenlose Bücher