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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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Container stapeln. An der Schleuse. Die habe ich umgeschmissen«, flüsterte Giron.
      Gegen Ende der Wache wurde bekannt, daß Ana fehlte. Blicher krächzte sofort und heftig: »So ein verrücktes Weib! Da muß ich sie eben suchen.«

    Jan Blicher

    Elektromagnetische Wellen, laserlichtleitende Glasfaserbündel, durch die Zentren mit ihren Peripherien und Filialen verbunden sind, all diese signalübertragenden Medien durchsetzen die irdische Biosphäre wie ein Filz, der sich immer dichter verspinnt. Die Medien zwängen sich zwischen ihre Auftraggeber, Absender und Adressaten, zwischen die Menschen also, und verkitten sie miteinander, wie mineralischer Kitt Kieselsteine zu einem Konglomerat verklebt. Was Wunder, wenn dem Individuum Mensch am Ende gerade soviel Identität zu verbleiben droht wie dem Kieselstein unter all den anderen gleichen in ebenjenem Konglomerat. O ja, Wunder: Das Leben läuft nicht so!

    »Der Compiler ist fest verdrahtet, und der Rechner benötigt exakt eins Komma vier Nanosekunden, um jeden Befehl zu adressieren und abzuarbeiten«, sagte der eine der beiden einzigen Passagiere in der Helikopterkabine, »exakt eins Komma vier, Señor Morán.« Er steckte wie ein verknicktes Stativ in dem zu geräumigen Sitz, auch sein Gesicht war abgemagert, zuviel Fleiß und zuwenig Schlaf mochten das zugehörige Fleisch aufgezehrt haben, nur Haut schien über den Knochen verblieben, dünne, blasse, verletzliche Haut mit den Merkmalen, die ununterbrochener Aufenthalt in klimatisierten Räumen und unablässiges Bestrahlen mit elektrischem Licht heranzüchten. Bei aller Dürre hatte er etwas Weichtierhaftes an sich. Auf dem Schädel klebte genau in der Mitte gescheiteltes Haar, das auch an den Schläfen noch schwarz glänzte, Indiz für keineswegs fortgeschrittenes Alter des Mannes.
      »Was Sie nicht sagen! Fest verdrahtet, noch immer?« antwortete der mit Morán Angesprochene. Was den empfindlichen Teint betraf, glich er seinem Reisegefährten außerordentlich, neigte jedoch eher zu ungesunder Fülle. Übrigens trugen beide Männer Brillen. »Aber, Señor Salinas, mir scheint…«
      »Hier und hier, sehen Sie«, fuhr Salinas unbeirrt in seinen Erklärungen fort und markierte mit eleganten und sehr gepflegten Fingern eine Anzahl von Positionen auf einem großformatigen Rechnerausdruck, den er aus vielen in der Kabine verstreuten Papieren herausgefischt hatte und mit verblüffender Behendigkeit zu handhaben verstand, »hier, sehen Sie, liegen die Kommunikationspunkte mit Bündeln von je zwei hoch achtzehn synchronen Befehlslinien aus der Peripherie.« Und mit erwartungsvollem Blick auf die Brille des Kollegen: »Ermessen Sie, was das heißt?«
      »Mir scheint«, sagte Morán, »als seien wir angekommen in…, eh, Pontianak. Wie redet man die Leute hier an? Wissen Sie das?«
      »Nein. Ich habe genügend anderes im Kopf.«
      »Nun, man kann sie wohl kaum mit ihrer Identikatsnummer ansprechen.«
      »Sechzehn und eine halbe Minute zu früh«, sagte Salinas nach einem Blick auf die Uhr. »Nichts strengt mich mehr an als Unordnung. Mit diesen Verzweigungsbündeln erledigt die Maschine einige tausend Trillionen Operationen täglich, Señor Morán, tausend Trillionen je Tag! Woraus schließen Sie auf unsere Ankunft?«
      »Mir scheint, der Motor ist stehengeblieben«, erklärte Morán, indem er die Brauen über den Band seiner Brille hob. In der Tat war nur kräftiges Rauschen zu hören, Sturzbäche von Wasser rannen an den Kabinenfenstern herab, und durch die Scheiben drang nichts als verschwimmendes Grün. »Ein merkwürdiger Flughafen«, bemerkte er. »Kennen Sie sich ein wenig aus auf Kalimantan?«
      »Ich kenne mich in drei Generationen BCMS-Rechnern aus, und das genügt für einen Mann«, sagte Salinas entschieden und knickte wieder in seinen Sitz. »Bisher gab es kein Problem, das mich von meinem BCMS in Madrid jemals zu trennen vermocht hätte.«
      »Sie stecken in diesem Software-Vierzigstocker an der Plaza del Toro, nicht wahr? Die CYBERNETICS sind von gleichem Kaliber!«
      »Das ist logisch wie ein gutes Programm«, sagte Salinas, »für einen fähigen Mann und diesen Rechner gibt es kein Problem, auch nicht in Pontianak, nicht auf Kalimantan und in ganz Südostasien. Ausgenommen das eine, daß man die Leute hier davon überzeugen muß. Welch eine unerquickliche Störung, diese Reise! Wenden wir uns, Señor Morán, den Programmsprachen zu…«
      Von nun an redeten die Männer

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