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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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über PASCAL, BASIC, FORTRAN und MOSAIK. Es ergab sich, daß die Señores durchaus verschiedene Ansichten hegten, Rede und Gegenrede entwickelten sich zu einem Gefecht, das gleichwohl kühle Formen wahrte und nichts Schärferes zuließ als Argumente und die Beweiskraft bedruckten Papiers. Die Männer merkten nicht, wie die Zeit verstrich, es entgingen ihnen gewisse Geräusche, die von irgendwoher in ihr Gehäuse drangen, sowie der Umstand, daß die Kabine ziemlich schief im Raum hing.
      Plötzlich schwang die Tür nach innen. Ein Schwall Regen ergoß sich in das Geviert, als gebrauche man Eimer, um ein Feuer zu löschen.
      Als die Señores wieder zu sehen vermochten, erblickten sie in der Öffnung die obere Hälfte eines nackten Athleten, der von Wasser troff. Der Mann trug einen massiven Mutternschlüssel in der Hand, einen dreißiger zumindest, und hatte das Gesicht zu einem überaus freundlichen Grinsen verzogen. Er schickte sich an, die letzten Sprossen der Gangway und die Passagierkabine zu erklettern, blaue Shorts wurden sichtbar und schließlich gelbe, von Wasser überschwappende Gummistiefel.
      Señor Salinas verfiel in eckige Abwehrbewegungen, während er vom Wasser verpappte Papiere ins Trockene zu retten suchte. »Das sind FORTRAN-Programme, FORTRAN RS…«, warf er dem Eindringling entgegen.
      »Und MOSAIK…«, ergänzte Morán mit aufgebrachter Stimme.
      »Die neuesten Entwicklungen, mein Herr! Sie repräsentieren Werte von Zehntausenden Dollar!«
      Der triefende Bursche wagte nicht mehr, die Kabine zu betreten.
      »Geht es immer so rüde zu in…, eh, Pontianak?« fragte Morán, um Mäßigung ringend. »Ist wenigstens jemand mit einem Wagen da, und wie kommen wir hier hinaus?« Seine Blicke glitten am Piloten vorbei ins Freie, und der Ausdruck von Ungehaltenheit auf seinem Gesicht wich dem von Verwirrung.
      Der Pilot war inzwischen nun doch in die Kabine geklettert, nicht ohne zuvor das Wasser aus seinen Stiefeln nach draußen auszuleeren, und schloß das Schott des Regens wegen, so rasch es ging. Er war ein gedrungen gebauter Bursche mit glatter, breiter Brust, die vor Nässe glänzte, aus braunem, zur Bürste gestutztem Haupthaar liefen noch immer Rinnsale wie aus vollgesogenen Moospolstern über sie hinab. »Vielleicht machen wir’s der Reihe nach«, sagte er mit seltsam krähender Stimme, die ein wenig enttäuschte angesichts des Brustkastens. »Gewöhnlich regnet es nur nachmittags von vierzehn bis achtzehn Uhr«, eröffnete er die angekündigten Informationen, »möglich, daß auch ein Wagen da war auf dem Flughafen in Pontianak, und schließlich rate ich Ihnen, Señores, auszuharren hier drin, bis der Schlamassel draußen vorüber ist.«
      »Schlamassel? Ausharren? Hören Sie! Ich bin Camilio Salinas aus Madrid!«
      »Ich weiß. Sehr angenehm. Es ist mir eine Ehre«, sagte der Halbnackte vergnügt.
      »Der Wagen war hier?« erkundigte sich Morán. »Er war?« Morán dehnte das »war«.
      »Ich sagte: Möglich. Und ich sagte auch: auf dem Flughafen in Pontianak«, korrigierte der Pilot, indem er sich Morán zuwandte. »Man ist, wissen Sie, solcher Sachen niemals sicher hierzulande.«
      Er musterte die Passagiere eine Weile eingehend, ihre Schuhe, ihre gediegenen Anzüge, ihre Gesichter, und seine eigene Miene spiegelte eine Folge verschiedener Gedankengänge wider, deren Ergebnis heitere Ergebenheit in ihm zu erzeugen schien. »Übrigens sind wir hier nicht auf dem Flughafen und leider auch nicht in Pontianak«, fuhr er dann freundlich grinsend fort, »rund siebzig Kilometer liegen dazwischen, zwischen hier«, der Schraubenschlüssel richtete sich auf einen Punkt auf dem Kabinenboden, »und Pontianak. Oder sechzehn Komma fünf Flugminuten, wenn Sie so wollen.«
      Der Pilot schwenkte die Hand mit dem Schlüssel zu einer beschwichtigenden Geste, als er seine Passagiere auffahren sah. »Wir sitzen mitten im Grünen an einem hübschen Platz, den ich fand in letzter Sekunde. Eine verstopfte Kraftstoffleitung, wie ich hoffe, ein paar Stunden, und wir sind wieder flott. Sie werden die Weile warten müssen hier drin. Vertreiben Sie sich die Zeit.« Er wies auf die verklebten Papiere und die Pfützen, die über den schiefen Boden rannen, und sagte: »Tut mir leid, Señores, es wird doch Kopien geben von Ihrem teuren Zeug?« Und dann wiederholte er noch einmal und mit sonderbarer Vieldeutigkeit: »… wie ich hoffe«, und verließ die Kabine.
      In dieser

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