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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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sich ein, die im Papier eingetrocknete Tinte zu spüren.
    Das einzig Vernünftige wäre gewesen, die Karte und den Hammer wieder in dem Karton auf dem Dachboden ihres Vaters zu verstauen und schnellstens zu vergessen. Vielleicht wäre ihr beides mit der Zeit tatsächlich aus dem Blick geraten, und sie hätte den Vater wiederhaben können, den sie in Erinnerung hatte: den liebevollen, fürsorglichen Mann; den starken, unfehlbaren Mann, der ihr Geborgenheit gab.
    Stattdessen hatte sie einen Tag nach der Entdeckung mit ihren Ermittlungen angefangen. Als sie die ersten vier markierten Stellen aufsuchte, konnte sie nichts Besonderes entdecken. Dennoch war sie sich die Mühe schuldig: ein flüchtiger Blick, um sich selbst davon zu überzeugen – zu sehen, dass da nichts war, dass das Ganze nichts weiter besagte. Doch dann hatte sie am Viadukt Christopher Dawsons Leiche entdeckt. Die hatte sie nicht ignorieren können.
    Und jetzt, nach ihren heutigen Entdeckungen auf dem Filmmaterial der Überwachungskamera, konnte sie die Hoffnung, alles wieder wegzupacken und zu vergessen, begraben. Sie war keine Heilige; sie konnte und würde bei ihrer Lüge mit dem anonymen Anruf bleiben; und da niemand sie zwingen konnte, schlafende Hunde zu wecken, brauchte sie ihre Funde auf dem Speicher auch niemand anderem zu zeigen. Doch Christopher Dawson hatte in seinem Wagen – der unweit des Viadukts stehen geblieben war, während Dawson in der Tiefe darunter tot am Flussufer lag – eine Frau dabeigehabt, und das stand auf einem ganz anderen Blatt. Einen Menschen konnte man nicht in einem Karton verstauen und vergessen, wenn Hannah, als Polizistin wie als Mensch, morgens noch in den Spiegel sehen wollte.
    Nein, diese Frau musste dringend identifiziert und ausfindig gemacht werden.
    Hannah hatte bereits eine Nachricht auf Neil Dawsons Festnetznummer hinterlassen und ihn gebeten, sie so bald wie möglich zurückzurufen. Vielleicht hatte er eine Idee, wer sie sein könnte. In wenigen Minuten würde sie zum Viadukt hinausfahren und sich mit dem Leiter der Tauchergruppe abstimmen, die sie angefordert hatte. War die unbekannte Frau zusammen mit Dawson im Wasser geendet? Das mussten sie überprüfen. Je nachdem, was sie fanden, brauchten sie auch Kriminaltechniker vor Ort. Sie würden in einem größeren Umkreis das Gelände absuchen. Falls irgendetwas am Leichenfundort ihren Vater damit in Verbindung brachte, würden sie es vermutlich finden. Was auch immer er getan haben mochte, käme ans Licht, und ihr bliebe nichts anderes übrig, als den Dingen ins Auge zu sehen. Schließlich war sie Hannah Price, die Tochter von Colin Price, und das hieß: Du schaffst das.
    Was sie sich vornahm, das konnte sie schaffen.
    Hannah starrte von den kleinen roten Markierungskreuzen auf der Karte zu dem Beutel mit dem verschmutzten Beweisstück, den sie nicht zu öffnen wagte.
    Aber was ist mit dir, Dad?, dachte sie.
    Was zum Teufel hast du getan?

Zweiter Teil
    10
    I ch ging zur Universität. Wohin auch sonst?
    Spätabends am Wochenende herrschte auf dem Campus reger Betrieb. Vom Union-Gebäude aus schlug mir das monotone Stampfen einer Club-Party entgegen, das von den Pflastersteinen widerhallte. Jetzt hörte es sich unheimlich an, als ob irgendein riesiges Wesen, das sich irgendwo unter mir verbarg, donnerte, um befreit zu werden. In der Dunkelheit erkannte ich schemenhaft Trauben von Studenten, die mit unangenehm schrillem Gelächter in diese Richtung strebten. Ich fühlte mich wie im Halbschlaf, auch wenn meine Nerven loderten.
    Was machte ich da eigentlich, verflucht noch mal?
    Sie werden nicht zur Polizei gehen, hatte der alte Mann mich gewarnt.
    Und ich hatte auch nicht vor, zur Polizei zu gehen, jedenfalls noch nicht. Denn egal, wer dieser Mann war, so hatte er damit recht, dass mir niemand glauben würde. Was sollte ich ihnen denn sagen? Dass vor zwanzig Jahren ein Mann namens Robert Wiseman einen Roman geschrieben hatte, der möglicherweise auf einer realen Mordserie basierte? Und dass der Mörder nach all den Jahren offenbar immer noch Verbrechen beging und immer noch nach seiner verschwundenen Tochter suchte? Dass er jetzt meine schwangere Freundin entführt hatte, um mich zu erpressen?
    Im Moment wusste ich ja selbst noch nicht, wie viel von alledem ich glauben sollte.
    Ich lief schnell durch die kalte Nachtluft. Selbst der Anruf, den ich bekommen hatte, schien mir inzwischen nicht mehr real, sondern Welten entfernt zu sein. Wäre er nicht auf der

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