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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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der Leitung wechselt. Die Verbindung ist hergestellt.
    »Detective Sergeant Sullivan. Was kann ich für Sie tun?«
    Im Hintergrund hört er den Wind pfeifen und das Meer rauschen. Er sieht auf die Uhr und blickt aus dem Fenster. Der Regen prasselt an die Scheibe. Es ist Flut; das Unwetter ist heftig. Der Anruf kommt vermutlich aus nicht allzu weiter Ferne.
    Eine Telefonzelle an der Promenade?
    Und dann meldet sich der Mann zu Wort.
    »Ich rufe wegen des Mädchens an.«
    Es ist eine schmutzige, rauhe Stimme, als hätte der Mann Steine in der Kehle, an denen sich seine Worte reiben. Wie er »wegen des Mädchens« sagt: Auch das klingt schmutzig, auf andere Art.
    »Gut«, sagte Sullivan. »Darf ich fragen, woher Sie das Mädchen kennen?«
    »Ich bin ihr Vater.«
    Er sieht sich im Büro um. Pearson blickt ihn bereits aufmerksam an, doch Sullivan schnippt lautlos mit den Fingern, so dass auch andere von der Arbeit aufschauen, dann deutet er mit dem Kinn auf Grays Büro.
    »Und wie heißen Sie bitte, Sir?«
    Einen Moment ist in der Leitung nichts weiter als das Krachen der Brecher im Hintergrund zu hören. Dann stößt der Mann einen langen Seufzer aus.
    »Ich hab mich so geärgert, sie aus den Augen zu verlieren. Sie ist noch nie weggelaufen. Meine kleine Annie.«
    Das eiskalte Gefühl im Rücken nimmt zu. Ist das der richtige Name des Mädchens?, fragt sich Sullivan. Natürlich ist es ein sehr geläufiger Name, andererseits kann er sich gegen das Gefühl nicht wehren, dass es mehr als ein bloßer Zufall ist. Anna Hanson und »Charlotte«, jetzt auf einmal Annie: zwei kleine Mädchen, eine wie ein Echo der anderen, wie ein Vers mit einem passenden Reim.
    »Sie ist weggelaufen?«, fragt Sullivan.
    »Ja, leider. Wir waren alle zusammen in diesem Café, und als ich aufsah, war sie verschwunden.«
    Das Café auf der anderen Seite der Promenade, genau gegenüber der Stelle, an der Sullivan sich vor dem kleinen Mädchen niedergekauert hatte. Der Mann musste die ganze Zeit genau dort gewesen sein.
    »Und Sie heißen, Sir?«
    »Es war sehr ungezogen von ihr, wegzulaufen. Sehr ungezogen. Sie macht allen ständig Probleme, meine kleine Annie.«
    Ringsum ist es im Büro sehr geschäftig geworden. Gray ist von nebenan gekommen und lehnt mit verschränkten Armen in der Tür. Sullivan beschließt, seine Frage fallen zu lassen.
    »Kein Problem, Sir. Wir wollen nur, dass sie wieder wohlbehalten nach Hause kommt, genau wie Sie, Sir.«
    Der Mann sagt: »Ich würde rüberkommen und sie abholen.«
    »Das käme uns sehr gelegen.«
    »Wann und wo?«
    Bei dieser Frage legt Sullivan eine Pause ein. Sie hätte, so formuliert, von einem Kidnapper stammen können oder von jemandem, der für einen illegalen Warenhandel Ort und Zeit vereinbaren will. Wo können wir uns treffen, damit uns niemand sieht? Auch wenn das Mädchen in Sicherheit ist und es bleiben wird, spürt er, dass Gefahr in der Luft liegt, und fragt sich einen Moment, ob er etwas übersehen hat.
    Er zwingt sich, ruhig und langsam zu atmen. Die naheliegende Antwort ist natürlich die Aufforderung an den Vater, zur Polizeiwache zu kommen, doch er weiß, dass der Mann sich nie darauf einlassen wird.
    »Wo wäre es Ihnen recht, Sir?«
    Wie aus der Pistole geschossen, sagt der Mann: »Wie wär’s mit demselben kleinen Café?«
    Die indirekte Botschaft ist klar: Ich nehme sie zurück, als wäre es nie geschehen. Das hat was von Symmetrie, muss Sullivan denken, wenn das Mädchen erneut verschwindet und wieder genau in die Falte des Weltenstoffs eingenäht wird, aus der sie gerade entflohen ist.
    Er wird dafür sorgen, dass es dazu nicht kommt.
    Der Mann sagt: »In einer Stunde.«
    Sullivan hat eben erst auf die Uhr gesehen, doch er schaut noch einmal nach. Es ist natürlich unwahrscheinlich, dass der Mann sich tatsächlich blicken lässt, doch sie müssen so tun, als gingen sie davon aus. Was kann er bis zwei Uhr auf die Beine stellen? Natürlich müssen sie das Café observieren. Doch es gibt noch einiges andere zu bedenken. Sullivan sieht sich im Büro um und fragt sich, wen er zum Haus der Pflegeeltern schicken kann, um sicherzustellen, dass dem Mädchen nichts passiert. Es gibt so viel, was sorgfältig überlegt und geplant werden muss. Eine Stunde ist nicht genug.
    »Sagen wir besser, drei«, schlägt er vor.
    »Nein.«
    Noch eine seltsame Reaktion, und wieder verkneift sich Sullivan die naheliegende Antwort. Das hier ist kein normaler Vater, dem ein normales Kind weggelaufen ist, der

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