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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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hinter dem Haus reicht so weit, wie der Rand der Klippe es erlaubt.
    Eines Tages wird die Erosion ihr dieses Haus nehmen.
    Das war ein eigentümliches Detail für den Roman; es hatte keinen offensichtlichen Einfluss auf die Geschichte. Also hatte ich meinen Laptop hochgefahren und verschiedene Kombinationen von »Pflegefamilie«, »Whitkirk« und »Erosion« gegoogelt. Ich war neugierig, wie wenig Mühe sich Wiseman tatsächlich gegeben hatte, die Fakten zu verschleiern, und hoffte natürlich, so wenig wie möglich.
    Wie sich zeigte, hatte er selbst den Namen kaum verändert. Eine Pflegestelle hatte tatsächlich in den Siebzigern und Achtzigern unter der Leitung einer Denise Fitzwilliam in der Nähe von Whitkirk existiert. Das Haus war längst verschwunden: eines von mehreren Gebäuden, die zerfielen, als das Meer ihnen den Boden unter den Füßen wegzog. Ohne die Möglichkeit, Pflegekindern ein Heim zu bieten, sah sich Denise Fitzwilliam im Wesentlichen auf ihre Ersparnisse und Spenden zurückgeworfen; sie war hierher in ein damals billiges Haus in einem heruntergekommenen Dorf umgezogen.
    Eine traurige Geschichte, besonders für die fürsorgliche, selbstlose Frau, die im Buch geschildert wurde, doch wie sich zeigte, hatten es die Jahre danach gut mit ihr gemeint. Fenton hatte sich seit damals zu einem deutlich gefragteren Wohnort gemausert und der Wert des kleinen Reihenhäuschens, das sie besaß, wahrscheinlich verdoppelt. Fast schien es so, als hätte jemand von da oben herabgesehen und entschieden, dass sie, nachdem sie sich ein Leben lang um andere gekümmert hatte, jetzt ihrerseits etwas Besseres verdiente.
    Und nun kam ich daher, um sie mit der Vergangenheit zu konfrontieren.
    Du musst einfach improvisieren, Neil.
    Und schauen, was passiert.
    Ich stieg aus. Dem kleinen gepflasterten Bereich vor ihrem Haus war anzusehen, dass jemand alles in Ordnung hielt. Auf der einen Seite wuchs eine Reihe kleiner Bäume in Töpfen, und an Streben in der Wand hingen zwei Körbe mit einem leuchtend bunten Blütenmeer. Auf einer Fensterbank quollen Kräuter aus einem Blumenkasten. Die Steine selbst waren frisch gefegt und zeigten noch die deutlichen Spuren eines Reisigbesens, der neben der Tür an der Hauswand lehnte.
    Ich klopfte und wartete.
    Stille.
    Komm schon, dachte ich. Sei bitte zu Hause.
    Ich wollte gerade noch einmal klopfen, als ich hörte, wie sich drinnen etwas bewegte. Es klang eigenartig, als hätte derjenige im Haus Mühe, sei aber entschlossen, es bis zum Eingang zu schaffen.
    Als die Tür aufging, stand eine Frau zwischen siebzig und achtzig mit einer Mähne grauem, krausem Haar vor mir. Sie war übergewichtig und hatte sich in einen fadenscheinigen roten Pullover sowie eine alte schwarze Trainingshose gezwängt; sie hatte dicke, rosige Wangen. Ihre Augen, die darüber fast verschwanden, sahen milchig aus. Mit einer Hand hielt sie sich an einem Geländer fest, das an die Wand der Diele geschraubt war, mit der anderen stützte sie sich auf einen Gehstock, dessen Griff fast ganz darin verschwand.
    Obwohl ich sie nie gesehen hatte, erkannte ich sie sofort.
    Mrs. Fitzgerald.
    Es war ein höchst seltsames Gefühl – eine Fiktion, die vor meinen Augen Gestalt annahm –, und einen Moment lang starrte ich sie einfach nur an. Es diente nicht gerade der Klärung, dass sie als Nächstes lächelte und stumm nickte.
    Weil sie mich offenbar irgendwie ebenfalls wiedererkannt hatte.
    »Willkommen daheim, mein Sohn«, sagte sie. »Willkommen daheim.«

    Mrs. Fitzwilliam geleitete mich ins Wohnzimmer an der Rückseite des Hauses. Es war ein kleiner Raum mit Sichtbalken an der Decke und einem billigen Teppich auf dem Boden, der an ihren täglichen Schlurfbahnen zu fadenscheinigen grauen Streifen abgetreten war. Durch das Erkerfenster blickte man im weißen Nachmittagslicht auf einen schönen Garten. In einer Nische stand ein altes Zweisitzersofa, auf der anderen Seite ein Lehnsessel und ein Holzschrank mit Vitrinentüren, und …
    »Da wären wir«, sagte Mrs. Fitzwilliam.
    Doch ich blieb eine Sekunde ungläubig in der Tür stehen. Fast jede verfügbare Fläche war mit Fotos bedeckt. Ihre schiere Zahl war überwältigend. Einige standen zusammengepfercht auf dem Kaminsims über dem elektrischen Feuer, doch wirklich interessant waren die an den Wänden. Vierzig, fünfzig, zu viele, um sie mit einem Blick zu zählen.
    Soweit ich sehen konnte, war auf allen Mrs. Fitzwilliam mit Kindern zu sehen. Manchmal in Gruppen; manchmal

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