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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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nur sie mit einem Kind alleine. Kinder, um die sie sich gekümmert hatte, nahm ich an – ihre Großfamilie. Alle genau wie das ursprüngliche Zuhause längst verschwunden, doch in ihrem Ruhestand hatte sie sich mit ihren Bildern und ihren Erinnerungen umgeben. Diese Sammlung hier musste im Laufe mehrerer Jahrzehnte entstanden sein.
    »Setz dich dorthin.«
    Sie deutete auf das Sofa. Ich ging hinüber und nahm Platz, während sie sich langsam in den Sessel gegenüber sinken ließ und dabei leise in sich hineinschmunzelte.
    »Und jetzt musst du Nachsicht üben«, sagte sie. »Wer bist du, mein Junge?«
    »Wie bitte?«
    »Welcher bist du? Du weißt doch, meine Augen – wie schlecht die schon immer waren. Aber keine Sorge, im Kopf bin ich noch gut dabei. Du musst mir einfach nur auf die Sprünge helfen, welcher du bist.«
    Da machte es bei mir klick. Willkommen daheim, mein Sohn. Sie hatte mich an der Haustür gar nicht wiedererkannt. Meine Reaktion und ihre schlechten Augen hatten nur zu einer irrtümlichen Annahme geführt, und sie hielt mich für einen der Jungen, die sie einmal aufgenommen hatte, ein Kind, das nicht zu dem Ort nach Hause kam, an dem es geboren war, sondern zu der Frau, die es eine Zeitlang aufgezogen hatte.
    Eine Sekunde lang überlegte ich, ob ich mir dieses Missverständnis zunutze machen konnte. Schließlich war ich darauf angewiesen, dass sie mir vertraute, und wenn man bedachte, wie präzise Wiseman sie beschrieben hatte, wusste ich vielleicht genug aus Die schwarze Blume, um mit der Täuschung durchzukommen. Wiseman hatte sein ganzes Buch mit realen Details gespickt. Vielleicht konnte ich sie wieder aus dem Gedächtnis hervorkramen.
    Nur … dass ich nicht wie er war. Wenn ich mir jetzt in diesem Zimmer all diese Bilder ansah, brachte ich ein solches Täuschungsmanöver nicht über mich.
    »Es tut mir leid, Mrs. Fitzwilliam«, sagte ich, »wir sind uns nie begegnet.«
    »Ach so.«
    Mit der freien Hand griff sie kaum merklich nach der Lehne des Sessels, dahin, wo sie ihren Gehstock angelehnt hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte ich.
    »Nein, nein, das ist mein Fehler. Das sind einfach die einzigen Menschen, die mich heute noch besuchen kommen, meine ehemaligen Kinder. Die Jungen und die Mädchen. Ich nahm einfach an …«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Und ich wollte keinen falschen Eindruck erwecken.«
    »Macht nichts. Wer sind Sie dann, und was kann ich für Sie tun?«
    »Ich heiße Neil Dawson.« Ich wusste immer noch nicht so recht, was ich sagen sollte, und so holte ich tief Luft und rückte einfach damit heraus. »Ich wollte Sie zu einem Mann namens Robert Wiseman befragen. Haben Sie schon mal von ihm gehört?«
    Sie schürzte die Lippen, während sie überlegte, und schüttelte dann den Kopf.
    »Ich kann mich zumindest nicht erinnern. Wann soll das gewesen sein?«
    »Er ist keins Ihrer Kinder gewesen«, sagte ich. »Tatsächlich war er Schriftsteller. Romanschriftsteller. Vor Jahren hat er ein Buch mit dem Titel Die schwarze Blume verfasst.«
    Ich gab ihr Gelegenheit, sich den Titel ins Gedächtnis zu rufen, doch sie blickte mich fragend an.
    »Sie haben nie davon gehört?«
    »Nein, ich glaube nicht. Was ist das für ein Buch?«
    »Ein Krimi«, sagte ich. »Na ja, vielleicht mehr Horror als Krimi.«
    »Oh, nein, nein, nein.« Ihr Kopfschütteln war, nachdem diese Einordnung die Sache klärte, deutlich entschiedener. »Solche Bücher habe ich nie gelesen. Es passieren schon im richtigen Leben wahrlich genug schreckliche Dinge, um seine Zeit auch noch mit Geschichten darüber zu vergeuden.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Und ich glaubte ihr. Andererseits musste Wiseman irgendwann einmal mit ihr gesprochen haben, da seine Beschreibung einfach zu anschaulich war, um aus irgendeiner anderen Quelle zu stammen. Folglich hatte er ihr bei ihrer Begegnung nicht seinen richtigen Namen und seine wahren Absichten genannt.
    »Und was hat das nun mit mir zu tun?«
    »In einem Teil des Buchs schreibt er über eine Pflegestelle. Und zwar ganz detailliert. Ich glaube, er hält sich eng an Ihr Vorbild.«
    »Verstehe. Nun ja, das ist alles so furchtbar lange her.«
    »Ja.« Ich beugte mich vor. »Ich interessiere mich auch nicht für die Pflegestelle als solche. Es geht mir um eins der Kinder, um die Sie sich gekümmert haben.«
    Mrs. Fitzwilliam antwortete nicht, doch ich spürte, dass sie sich ein wenig verspannte. Nach all den Jahren regte sich immer noch der Beschützerinstinkt gegenüber den

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