Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)
glaubte ich das damals. Darum ging es in seinem Buch. Es kam der Wahrheit bedenklich nahe. Und er fing an, darüber zu reden. Weiter zu recherchieren. Er hat uns alle in Gefahr gebracht.«
»Gütiger Gott, Barnes!«
»Ich weiß.« Er sah sie plötzlich an. »Colin hatte damit nichts zu tun. Es ist wichtig, dass Sie das wissen, Hannah. Er hat es abgelehnt, sich da mit reinziehen zu lassen. Er sagte zu mir, wenn die Wahrheit ans Licht kommen soll, dann sei’s drum. Das war ich. Ganz allein ich.«
Sie wollte ihm glauben. Er sah so aus, als sagte er die Wahrheit. Aber selbst dann änderte es nichts an dem, was er getan hatte. Es änderte nichts daran, dass sie bis zum Hals in der Scheiße saßen.
»Diesmal, weil Sie sich selbst schützen wollten«, sagte sie. »Nicht ganz so edel.«
»Ich hab es getan, um Colin zu schützen.«
»Na klar, Barnes, weshalb auch sonst.« Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Nicht, weil Sie zufällig keine Lust hatten, in den Knast zu wandern oder so.«
»Ich gehe nicht ins Gefängnis, Hannah.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Und diese Entführung hier hat die Wahrscheinlichkeit nicht unbedingt verringert, oder?«
»Ach so, das hier?« Er betrachtete seine Hand und schien fast erstaunt zu sein, dass der Taser noch da war. »Ich wollte einfach nur sichergehen, dass Sie tun, was ich von Ihnen erwarte. Ich musste es Ihnen erklären, damit Sie nicht schlecht von ihm denken. Ich weiß, wie viel er Ihnen bedeutet hat, und er hätte nicht gewollt, dass Sie …«
»Sie beschützen ihn also immer noch?«
»Ist es so schwer zu glauben, dass ich es für Colin getan habe? Schließlich haben Sie aus genau demselben Motiv gehandelt.«
»Barnes, das ist verflucht noch mal was anderes.«
»Sind Sie sicher?«
Hannah antwortete nicht. Ihr stieg die blanke Wut hoch. Statt wegzurennen, hätte sie jetzt nicht übel Lust gehabt, auf ihn einzuhämmern. Das Einzige, was sie davon abhielt, war sein ohnehin jämmerlicher Zustand: So mitgenommen, wie er war, wären zusätzliche Schläge vielleicht einfach von ihm abgeprallt, oder er hätte sie sogar begrüßt.
»Was ist mit Christopher Dawson?«, fragte sie. »Haben Sie den auch umgebracht?«
»Nein.« Er gab noch ein trockenes Lachen von sich. »Ich hab keine Ahnung, was da passiert ist.«
»So, keine Ahnung. Sie werden mir verzeihen, dass ich das nur schwer glauben kann.«
»Ich verzeihe Ihnen, Hannah. Mehr, als Sie wissen.«
»Was zum Teufel soll das nun wieder heißen?«
»Soll heißen, dass jetzt alles rauskommt. Die Wahrheit. Alles Ihretwegen.«
»Ich hab die Karte verbrannt«, rief sie ihm ins Gedächtnis. »Ich hab den Hammer verbrannt.«
»Das macht keinen Unterschied. Verstehen Sie denn nicht? Die werden Wiseman identifizieren und sein Leben genauer unter die Lupe nehmen. Die werden sein Buch noch einmal lesen, in dem an einem unverkennbar an Whitkirk angelehnten Ort zwei Polizisten die Leiche eines Pädophilen von einem Viadukt werfen. Die werden die Akte über Charles Dennison lesen und eins und eins zusammenzählen.« Barnes schüttelte den Kopf. »Wiseman war ein Mistkerl. Verstehen Sie denn nicht, Hannah? Selbst als Toter wird er alles ans Licht bringen.«
»Halten Sie den Mund. Lassen Sie mich nachdenken.«
»Ich hab die letzten beiden Tage nachgedacht. Es gibt keine Möglichkeit, es aufzuhalten. Die ganze Akte über Dennison ist vernichtend. Colin und ich wurden sogar befragt, als er verschwand. Das steht alles da drin, und mehr. Im Moment begreifen Sie das noch nicht, aber das kommt noch. Gott, ich war sogar der Ermittlungsbeamte zu Wisemans Selbstmord. Dafür hab ich gesorgt.«
Hannah wollte etwas sagen, überlegte es sich jedoch. Weil er recht hatte, oder nicht? Bestimmte Dinge konnte man vielleicht vertuschen oder zum Verschwinden bringen, aber nicht die Identität eines Toten oder veröffentlichte Bücher, geschweige denn ganze Akten. Und es wäre töricht, es auch nur zu versuchen: Je mehr man sich anstrengte, eine so große Sache unter den Teppich zu kehren, desto deutlicher trat sie zutage.
Ich war sogar der Ermittlungsbeamte zu Wisemans Selbstmord.
Das Ganze würde in den Medien breitgetreten, und alles würde ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Hannah strich sich mit den Fingern durchs Haar, während sie fieberhaft überlegte.
»Und was machen wir nun?«
»Ich habe nachgedacht«, sagte Barnes. »Und es gibt einen Ausweg. Es wird Sie nicht mit der Wahrheit verschonen und mich nicht schützen … aber
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