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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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ließ sich sachte nieder und balancierte dabei ihre Tasse in der Hand. »Es war eine entsetzliche Geschichte, doch ich kann Ihnen mit absoluter Sicherheit sagen, dass sie nicht gelogen hat. Über die Jahre entwickelt man einen Riecher für solche Dinge. Aber darum geht es gar nicht.«
    »Worum dann?«
    »Ein Mädchen in dem Alter sollte nicht solche Bilder im Kopf haben. Ein normales kleines Mädchen aus einem ordentlichen Elternhaus wäre gar nicht in der Lage, eine solche Geschichte zu erzählen. Selbst wenn sie sich das Ganze ausgedacht hätte, frage ich Sie: Woher hatte sie diese Ideen?«
    »Ein Polizist hat ihr auch geglaubt.«
    »Ja.«
    »Er hat das Mädchen besucht?«
    Mrs. Fitzwilliam nickte. »Ich kann mich vage an ihn erinnern. Er war ein anständiger Mensch, soweit ich mich entsinnen kann. Kinder lagen ihm offenbar sehr am Herzen.«
    Klar doch, dachte ich. So sehr, dass er einen Kindermörder getötet und die Leiche in einen Fluss geworfen hat. Und Wiseman gleich hinterher. Wer weiß, was noch.
    »Ich möchte es übrigens nicht wissen.« Mrs. Fitzwilliam trank aus ihrer Tasse. »Was Sie eben erwähnten. Über den Vater des Mädchens und dass noch jemand vermisst wird. Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß, aber ich möchte da nicht weiter hineingezogen werden, und das ist mein letztes Wort. Es ist besser so.«
    »Besser?«
    »Sicherer.«
    Dieses Wort fiel immer wieder. Sicherer. Und es war etwas daran: Je mehr ich erfuhr, desto gefährlicher schien mir die Geschichte des Mädchens. So viele Menschen, die damit in Berührung gekommen waren, hatte ihr heimtückischer Sog erfasst. Handlungsstränge aus dem echten Leben wurden fiktionalisiert, doch die Romanerzählungen schienen nach dem realen Leben zu greifen und sich um die Menschen zu schlingen. Um sie in die Geschichte hineinzuziehen.
    Mrs. Fitzwilliam stellte Untertasse und Tasse so auf die Armlehne des Sessels, dass sie nicht herunterfielen.
    »Und sosehr ich mich auch um sie gekümmert habe – nicht anders als bei den übrigen Kindern –, so muss ich doch sagen, dass ich froh war, als sie schließlich ging. Ich schäme mich zwar, das zuzugeben, aber so ist es nun mal.«
    »Das ist doch kein Grund, sich zu schämen«, sagte ich. »Das kann ich bestens nachvollziehen, wenn man bedenkt, wer da draußen herumlief und nach ihr suchte.«
    »Es ging nicht nur um ihn. Immerhin standen wir unter Polizeischutz. Diese alte Adresse war geheim, nirgends verzeichnet. Er hätte uns unmöglich finden können, und die Polizei hat für unsere Sicherheit gesorgt.«
    »Was war es dann?«
    Sie verzog das Gesicht. »Sie redete. Sie erzählte ihre Geschichte immer und immer wieder. Es war schlimm genug, das alles einmal zu hören. Die anderen Kinder brauchten es überhaupt nicht zu hören. Wollen Sie sie sehen?«
    »Ja«, sagte ich wie aus der Pistole geschossen.
    »Sie ist auf dem mittleren Foto auf dem Kaminsims.«
    Ich stand auf und stellte meine Tasse auf den Teewagen, bevor ich hinüberging. Ich hatte mir dieses Bild schon angesehen, als sie das Zimmer verlassen hatte, und mir war nichts Besonderes daran aufgefallen. Doch als ich es in die Hand nahm, durchzuckte es mich wie der Blitz. Jetzt, da ich wusste, dass sie darauf war, schien es mir offensichtlich.
    »Das Mädchen rechts, das ist sie«, erklärte Mrs. Fitzwilliam.
    Ich nickte und hätte selber sagen können, wer. Außer einer deutlich jüngeren Ausgabe der Dame, die mir gegenübersaß, waren drei Kinder auf dem Foto: zwei Mädchen und ein Junge. Das Mädchen rechts war klein, mit etwas zerzaustem Haar, und sie starrte mit einem wilden Gesichtsausdruck direkt in die Kamera.
    Die schiere Intensität ihres Blicks hätte die anderen Kinder glatt aus dem Foto werfen können.
    »Wie lange war sie bei Ihnen?«, fragte ich.
    »Fast fünf Monate. Länger als die meisten, aber die Umstände waren ja auch außergewöhnlich. Die meisten Kinder werden entweder aus ihrer Familie entfernt, oder die Eltern sind gestorben. Heutzutage hat man es nur noch selten mit einem verlassenen Kind zu tun. Daher wollte die Polizei natürlich die Familie aufspüren, und zwar unabhängig davon, ob sie die Wahrheit sagte oder nicht. So oder so mussten sie diese Leute finden.«
    »Aber es hat sich niemand gemeldet?«
    »Nein. Nie.«
    »Und was geschah dann mit ihr?«
    »Sie wurde adoptiert«, sagte Mrs. Fitzwilliam. »Sie haben ein Zuhause für sie gefunden.«
    »Wissen Sie, wo?«
    Sie schüttelte den Kopf, und mir sank der Mut ein

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