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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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wie die Nacht.“
    „Gigi hat sie heute Abend aufgestöbert, kurz bevor wir losgefahren sind.
Die werden wir uns jetzt schmecken lassen. Was wäre passender als dieses Fest
im Andenken an Hercule?“
    Die Knolle machte die Runde, und jeder schnupperte ehrfürchtig daran.
Anschließend schabte Bruno sie in die warme Suppe, wo sich ihr Duft voll
entfalten konnte.
    Hubert öffnete noch eine Champagnerflasche und füllte die Gläser. Der
Bürgermeister wusch zwei große Salatköpfe aus dem eigenen Gewächshaus, während
Sergeant Jules seine Spezialvinaigrette zubereitete. Roland hackte Knoblauch
und Petersilie für die pommes sarladaises, und einer
seiner Söhne löffelte Entenfett in zwei große Pfannen, um die blanchierten
Kartoffeln darin anzubraten, wofür sein Bruder zuständig war. Bruno rieb noch
ein bisschen Muskat in die köchelnde Suppe, schmeckte ab und salzte nach, ehe er
die von Stephane mitgebrachte Sahne unterrührte. Joe streifte sich einen
Handschuh über, nahm den langen Spieß vom Grill und verteilte die Tauben auf
zwölf Teller. Dann schüttete er die Reduktion aus Rotwein und Brühe, die auf
dem neuen Herd eingedickt worden war, über das von ihm vorbereitete Kohlgemüse
mit Speck. Bruno staunte immer noch darüber, wie gut sich alle mit ihren
Beigaben und Handreichungen ergänzten, fast automatisch und in Dutzenden
solcher festlichen Anlässe einstudiert, bei Jagdgelagen, Familien- oder
Nachbarschaftsfeiern nach der alljährlichen Schweineschlachtung.
    Als schließlich alles fertig war, gingen die Männer nach nebenan ins
Esszimmer, wo ebenfalls ein Kaminfeuer brannte. Auf dem langen Tisch aus
Kastanienholz brannten Kerzen, deren Licht sich auf der polierten, mit dem
Alter dunkel gewordenen Oberfläche und in den Kristallkaraffen widerspiegelte.
Neben jeder dieser Karaffen lag ein Korken, damit man wusste, welche welchen
Wein enthielt. Bruno stellte den Suppentopf auf den Tisch, während sich die
Gäste auf ihre Plätze verteilten. Der Baron saß am Kopfende und bat
Jean-Jacques und Bruno, neben ihm Platz zu nehmen. Der Stuhl am anderen Ende
blieb leer, für den abwesenden Freund. Davor stand ein gerahmtes Foto auf dem
Tisch, aufgenommen im Vorjahr; es zeigte Hercule mit einem von ihm erlegten
Hirsch.
    Der Tisch, von dem der Baron behauptete, dass er seit dem Bau der chartreuse in der Zeit
Ludwigs xiii . an ein und
derselben Stelle stand, war etwas mehr als einen Meter breit und so lang, dass
noch ein halbes Dutzend Gäste mehr bequem daran Platz gefunden hätten. Auf
einen Wink des Barons hin schenkte Hubert den ersten der Weine aus. Den
letzten Schluck Château l’Angelus füllte er in das für Hercule reservierte
Glas. Alle standen und warteten auf den obligatorischen Trinkspruch.
    „Auf unseren verstorbenen Freund und Gefährten an vielen denkwürdigen
Tagen, den treuen Sohn Frankreichs!“, verkündete der Baron.
    „Auf Hercule!“, riefen alle, dem Foto zugewandt, erhoben die Gläser und
tranken. Dann nahmen sie Platz, um sich die Trüffelsuppe aus Hercules Fond
schmecken zu lassen, danach die päte, an deren
Zubereitung er mitgewirkt hatte, die gebratenen Tauben, sein Lieblingsgericht,
und das von Bruno gekochte Fleisch von dem Reh, das Hercule geschossen hatte.
    „Mit diesen Speisen“, sagte der Baron, „beschenkt uns der Freund zum
Abschied.“
     
Chapter 15
     
    Am nächsten Morgen ging es Bruno nicht
besonders. Dass er einen Kater hatte, kam selten vor, denn er trank zum Wein
immer Mineralwasser und zwang sich, wenn er viel Wein getrunken hatte, einen
Liter Wasser zu schlucken, bevor er zu Bett ging. Aber an dem Morgen nach dem
Festmahl für Hercule fühlte er sich hundeelend. Wie fast alle anderen auch. Die
Küche war voll verkaterter Männer, die auf Kaffee warteten und das vom Baron
empfohlene Allheilmittel schlürften: verquirltes Ei mit Orangensaft und
Harissa, einer aus Tunesien stammenden Gewürzpaste aus frischen Chilischoten.
Als Bruno sein Glas geleert und sich nach längerem Anstellen im Badezimmer die
Zähne geputzt hatte, machte er sich auf den Weg nach Hause, um zu duschen,
sich umzuziehen und den Hund auszuführen. Einen kurzen Zwischenstopp legte er
in seinem Büro ein und schickte an seinen Kontaktmann im Militärarchiv ein Fax
mit der Bitte, ihm ein paar Details aus Hercules Personalakte zukommen zu
lassen.
    Plötzlich fiel ihm ein, dass er bei den Pionieren, mit denen er vor
Jahren in einer Friedensmission nach Bosnien geschickt worden war, einen
vietnamesischen

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