Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Hälfte davon einsparen, und das wäre ungefähr die
Energiemenge, die wir für den Straßenverkehr aufwenden.“
„Hörst du?“, flüsterte Alphonse. „Genau diese Botschaft werden wir
unseren Wählern vortragen.“
Pamela nahm sich ein paar Broschüren und verließ das Zelt, gefolgt von
Bruno und Alphonse. Draußen erregte eine seltsam aussehende Windkraftanlage ihr
Interesse. Auf einem hohen Ständer steckte eine Art Fass, in dessen Wand drei
dünne Metallspiralen eingebaut waren, die sich im Wind drehten.
„Das ist das Windrad der Zukunft“, begeisterte sich Alphonse. „Es ist
sehr leise und effizienter als herkömmliche Anlagen, weil es selbst bei
schwachem Wind Energie produziert. Man kann es problemlos auf jedes Dach
montieren, was mit den herkömmlichen Windkrafträdern nicht geht. Es wurde
übrigens in Ihrem Land entwickelt, Pamela. Ich möchte eines für unsere Gemeinde
anschaffen.“
Alphonse begrüßte den Verkäufer, den er offenbar kannte. Pamela stellte
ihm Fragen über Preise und Installationskosten. Weil es so aussah, als würde
das Gespräch noch eine Weile dauern, entschuldigte sich Bruno mit dem Hinweis,
er müsse noch mit den Lehrern der Schulkinder reden.
Er ging zum Restaurant zurück, machte aber einen Abstecher zur großen
Scheune, die vor kurzem in Wohnungen für Bill und das Personal umgebaut worden
war. Es ärgerte Bruno, dass er vergessen hatte, die Einschulung der Nichten in
die Wege zu leiten. Er musste mit Pons darüber reden. Vor der Scheune, jetzt
Wohnhaus, lag ein Parkplatz. Vor den Fenstern waren die Läden zugezogen worden,
nur bei einem stand ein Flügel offen. Bruno blickte in ein großes Wohnzimmer,
spärlich beleuchtet von Tischlampen mit Schirm. Die altmodische Einrichtung
verwunderte ihn, denn er hätte nicht gedacht, dass Bill an Chaiselongues mit
vergoldeten Holzleisten, rotem Plüsch und Kissenbergen Gefallen fand. Und das
Mobiliar war nicht etwa willkürlich aus Einzelstücken vom Flohmarkt oder
irgendwelchen Auktionen zusammengewürfelt, sondern stilsicher ausgesucht.
Plötzlich klopfte ihm jemand auf die Schulter. Er drehte sich um und sah
Minxin, den Koch. „Privat hier, gehen weg“, sagte der, sichtlich verärgert.
„Ah, Minxin, schön, Sie zu sehen“, entgegnete Bruno. „Ich wollte mit
Ihnen über Ihre Nichten reden. Sie müssen in der Schule angemeldet werden.“
„Nicht Schule, Lehrer Chinese“, erwiderte Minxin. „Sie jetzt gehen.“
„In Frankreich herrscht Schulpflicht“, sagte Bruno, musste aber
einsehen, dass er im Moment kein Gehör finden würde. Also nickte er höflich,
erwähnte noch, dass er mit Pons darüber reden werde, und ging.
Juliette, eine dralle, geschiedene Grundschullehrerin, die mit Bruno
immer heftig flirtete, winkte, als sie ihn kommen sah. Sie stand neben Bill
Pons vor einer übel riechenden Grube, die mit einer dicken schwarzen
Plastikplane abgedeckt und über Rohrleitungen mit einer kleinen Hütte am Rand
verbunden war. Pons war ohne Kopfbedeckung und angezogen, als wollte er die
neueste Skimode vorführen. Mit gerunzelter Stirn versuchte er, Zehnjährigen
beizubringen, wie sich aus Kuhdung Methangas und Wasserstoff für
Brennstoffzellen gewinnen ließ. Die Kinder hielten sich die Nase zu, alberten
und hampelten herum. Bill war darüber sichtlich verärgert. Ob er jemals zehn
gewesen ist?, fragte sich Bruno. Er trat ins Blickfeld der Kinder und lenkte deren
Aufmerksamkeit auf sich. Alle kannten ihn vom Tennis- und Rugbytraining, und
manche grüßten fröhlich, was Bill zusätzlich zu irritieren schien.
„Wie gesagt“, fuhr Bill in scharfem Tonfall fort, „das Methangas wird
in Wasserstoff umgewandelt...“
Bruno ging weiter. Mit ihren Zappeleien wollten sich die Kinder
wahrscheinlich nur warm halten, dachte er, als sein Handy die Marseillaise zu trällern anfing.
Es war der pensionierte Archivar, sein Bekannter aus der Militärzeit,
der ihm mitteilte, dass er Hercules Akte an seine Büronummer gefaxt habe. Er
nehme, sagte er, den Mord an ihm persönlich, weil er ihn in Algerien kennengelernt
und später an einem Lehrgang zur Bekämpfung von Aufständischen unter seiner
Leitung teilgenommen habe. „Ich kann Ihnen auch ein paar Details nennen, die in
den offiziellen Unterlagen nicht zu finden sind“, ergänzte der Alte. „Er hat
einen Aufsatz zum Thema Kampf gegen irreguläre Kräfte geschrieben, von dem ich
eine Kopie habe. Die werde ich Ihnen ebenfalls zukommen lassen. Er ist 1967 und 1968 nach
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