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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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„Wir wissen, wie das System funktioniert. Für
größere Gruppen, die mit dem Schiff kommen, braucht man eine Aufnahmestation am
Hafen, über die sich die Neuankömmlinge möglichst zügig verteilen lassen. Es
wurde eine Logistik entwickelt, die vorsieht, Campingplätze in Küstennähe zu
kaufen und Wohnmobile zu mieten, mit denen die Einwanderer weitertransportiert
werden können. Innerhalb von nur zwölf Stunden lassen sich so an die hundert
Menschen in ganz Frankreich verteilen.“
    Er schob dem Brigadier seinen Ordner zu. „Die Holding des treizieme, die für die
Pleiten und Übernahmen der Supermärkte hier in Bordeaux verantwortlich ist, hat
vor kurzem einen großen Campingplatz südlich von Arcachon aufgekauft. Seit
einem Monat besitzt sie überdies eine Firma in Lille, die mit Wohnmobilen
handelt. Vierzig solcher Fahrzeuge wurden vergangene Woche in unsere Region
überführt. Was das zu bedeuten hat, kann sich jeder denken.“ Er richtete
seinen Blick auf Tran. „Können wir jetzt essen?“
    Bruno sah, wie sich Isabelle wortlos mit dem Brigadier verständigte und
Viens Ordner zur Hand nahm. Sie blätterte in den Unterlagen, griff nach ihrem
Smartphone und öffnete ein Programm, über das sie Ausschnitte von Kartenmaterial
auf dem Display einsehen konnte. Bruno schaute ihr zu, wie sie mit dem Daumen
die Koordinaten von Arcachon eingab, der Küstengegend südlich von Bordeaux,
bekannt für ihre Muscheln und eine riesige Sanddüne, die sich über drei
Kilometer erstreckte und bis zu fünfhundert Meter hoch anstieg. Nach kurzer
Suche hatte sie die in Viens Dossier angegebene Adresse gefunden. Sie sah hoch
und strahlte.
    „Ich glaube, wir sind im Geschäft“, sagte sie.
     

Chapter 21
     
    Bruno hatte schon einige Male vietnamesisch gegessen, gelegentlich in einem
Restaurant in Paris oder als Vinhs Gast, aber nie so gut wie hier. Was er
bislang für eine Variante der chinesischen Küche gehalten hatte, erschloss sich
ihm erst jetzt als etwas ganz Eigenes. Mit breitem Grinsen servierte Tran ein
Gericht nach dem anderen, offenbar stolz auf das, was sein Restaurant zu bieten
hatte.
    Bruno schaute sich um und blickte in zufriedene Gesichter. Isabelle
stand immer noch an der Tür. Er bot ihr an, sie abzulösen, damit sie seinen
Platz einnehmen und essen konnte.
    „Iss du erst zu Ende“, sagte sie lächelnd. Seit der eher nüchternen
Begrüßung in der Gasse hinterm Restaurant sah er sie zum ersten Mal mit diesem
Lächeln, das an die glücklichen Tage und Wochen erinnerte, die sie miteinander
verbracht hatten. Gleichwohl wirkte sie müde und ein wenig abgespannt.
    „Später“, sagte er. „Du hast noch nicht einmal etwas getrunken. Geh und
iss.“
    „Bist du bewaffnet?“, fragte sie. Bruno schüttelte den Kopf. Sie drückte
ihm ihre automatische Pistole, eine Sauer, in die Hand, bedankte sich und
setzte sich an den Tisch. Bruno spürte Bao Les Blick auf sich gerichtet, als er
aufstand und für Isabelle den Stuhl zurechtrückte. Tran reichte ihr Suppe, und
Vien schenkte ihr ein Glas Champagner ein, obwohl sie das Angebot höflich
auszuschlagen versucht hatte. Sie aß schnell und wechselte ein paar Worte mit
dem Brigadier.
    Sie hatte gerade einen neuen Gang vorgesetzt bekommen - einen kleinen
quadratischen Reiskuchen, banh chung genannt, und
Fisch -, als draußen vorm Haus Rufe laut wurden, übertönt vom Geräusch
aufheulender Motoren. Ein greller Lichtstrahl traf auf die schräg gestellten
Fensterläden. Dann krachten kurz hintereinander zwei Schüsse, gefolgt von
einem dritten aus mittlerer Entfernung.
    Jean-Jacques saß den Fenstern am nächsten, doch Bao Le sprang als Erster
auf, eine schwere Pistole in der einen Hand, in der anderen ein Handy.
    „Eine Brandbombe“, sagte er und spähte durch die Schlitze nach draußen.
Er tippte eine Nummer in sein Handy.
    Isabelle stand plötzlich neben Bruno. Sie nahm ihre Waffe wieder an
sich, rannte durch die Tür ins Treppenhaus und alarmierte die Fúsiliers
Marius.
    „Wartet“, rief sie nach oben. Bruno sah sie auf dem unteren
Treppenabsatz, halb vom Geländer verdeckt. Sie hatte die Knie angewinkelt und
hielt die Pistole mit beiden Händen gepackt.
    „Das Feuer ist schon gelöscht“, meldete Jean-Jacques, der nun ebenfalls
am Fenster stand. „Und die Straße scheint wieder frei zu sein.“
    „Vorder- und Rückseite sind gesichert“, hörte Bruno einen der Fúsiliers durchs
Treppenhaus brüllen. Der Brigadier eilte mit gezogener Waffe zur Tür und

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