Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
an
Brunos Seite.
„Halten Sie die Stellung. Ich schaue nach, was passiert ist“, sagte
Bruno. Dicht gefolgt von Bao Le, stürmte er die Treppe hinunter und durch den
leeren Gastraum hinaus auf die Straße. Einer der Polizisten, die mit ihrem
Zivilfahrzeug die Straßeneinfahrt blockiert hatten, näherte sich fluchend, von
Kopf bis Fuß mit weißer Farbe bespritzt.
„Drei Motorräder, auf jedem zwei Männer“, berichtete er. „Perfekt
koordiniert. Die ersten zwei haben unseren beiden Fahrzeugen Farbe über die
Windschutzscheibe gekippt, das dritte Motorrad ist an uns vorbeigerauscht. Der
Typ auf dem Sozius hat die Brandbombe geworfen.“
Unter seinen Schuhen hörte Bruno die Glassplitter der zerbrochenen
Benzinflasche knirschen.
„Sie waren so schnell wieder weg, dass wir nicht mehr rechtzeitig
reagieren konnten“, ergänzte der Polizist und blickte missmutig an sich hinab
auf seine verschmierte Hose. „Wir brauchen was, womit sich die
Windschutzscheiben säubern lassen.“
„Gehen Sie mal rein, und fragen Sie, ob Terpentin oder irgendein
Verdünner zu haben ist“, riet Bruno.
Bao Le ergriff Brunos Arm. Er hatte sein Handy am Ohr und sagte: „Ich
glaube, einer der Kerle ist uns ins Netz gegangen. Wir hatten ein paar Posten
an der Ecke, um auf Nummer sicher zu gehen.“
Bruno zog sein eigenes Handy heraus, rief Jean-Jacques an und erstattete
Bericht. Dann folgte er Bao Le die Straße hinunter. Als sie das mit Farbe
übergossene Polizeifahrzeug passiert und die Straßenecke erreicht hatten, sahen
sie neben einer umgestürzten Mülltonne, aus der leere Konservendosen und
Plastikflaschen herausgefallen waren, ein Motocross-Bike im Rinnstein liegen.
Auf dem Gehweg lieferten sich drei Gestalten ein wüstes Gerangel. Neugierige
standen an den Fenstern oder traten vor die Türen der angrenzenden Häuser.
Bao Le rief auf Vietnamesisch einen Befehl, worauf schlagartig Ruhe
einkehrte. Zwei Asiaten in schwarzen Regenmänteln hatten einen Mann mit Helm
in der Mangel. Bao Le sprach wieder. Er schien eine Frage zu stellen. Einer der
beiden in den Regenmänteln antwortete. Bruno bemerkte, dass er aus der Nase
blutete.
„Ich habe gefragt, wo der andere von dem Motorrad geblieben ist“,
übersetzte Bao Le. „Sie sagen, er sei abgehauen, als sie sich den hier geschnappt
haben. Gut, dass sie das Motorrad stoppen konnten - mit diesem Mülleimer da.“
„Bringen wir ihn in Trans Restaurant. Wollen mal sehen, was er uns zu
sagen hat“, meinte Bruno. „Bevor ich's vergesse, geben Sie mir doch bitte eine
Telefonnummer, unter der ich Sie erreichen kann. Es geht um eine andere Sache.
Ich muss Hercules Tochter ausfindig machen und hoffe, dass Sie mir helfen
können. Sie haben doch gute Beziehungen.“
Bao Le schien etwas sagen zu wollen, zog dann aber einfach nur eine
Visitenkarte mit geprägter Schrift aus einem Etui und steckte sie Bruno in die
Hemdstasche.
Mit Sirenengeheul und zuckendem Blaulicht tauchte am Ende der Straße ein
Feuerwehrwagen auf und steuerte auf sie zu. Bao Le zog einem seiner Männer eine
Polyesterkrawatte vom Kragen und fesselte dem Gefangenen damit die Arme auf
den Rücken. Der andere Vietnamese hob das Motorrad auf und bockte es am
Straßenrand auf. Bruno notierte sich das Kennzeichen und führte die drei
Vietnamesen mitsamt dem Gefangenen zur Ecke, wo die Polizisten den
Feuerwehrleuten, die in die Straße einbiegen wollten, begreiflich zu machen
versuchten, dass sie ihr Fahrzeug wegen der mit weißer Farbe übergossenen
Windschutzscheibe nicht benutzen konnten.
Bruno achtete nicht auf sie und ging weiter in Richtung Restaurant,
dessen Eingang mit weißem Löschschaum bespritzt war. Isabelle, Jean-Jacques
und der Brigadier telefonierten.
„Bao Les Männer haben den hier geschnappt“, sagte Bruno und stieß den
Gefangenen auf einen Stuhl. Die drei hatten ihre Handys schnell wieder
weggesteckt. „Eines der Motorräder ist sichergestellt.“ Er las Jean-Jacques das
Kennzeichen vor, worauf dieser wieder zum Handy griff.
Bao Le nahm dem Gefangenen den Helm vom Kopf und trat zurück. Bruno
staunte.
„Den kenne ich“, sagte er. „Wir haben ihn auf dem Markt von Saint-Denis
nach dem Angriff auf Vinhs Stand festgenommen. Ich dachte, er hätte seine
Strafe bezahlt und das Land inzwischen verlassen.“
„Ist es derselbe, der diesen verfluchten Poincevin zum Anwalt hatte?“,
fragte Jean-Jacques und nahm das Handy vom Ohr.
„Genau der.“ Bruno blätterte in seinem Notizbuch ein paar Seiten
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