Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Teller mit
klebrigem Reis und kleinen Garnelen zu. „Banh ram it, eine
Spezialität aus meiner Heimatstadt Hue.“
„Das sieht aber gut aus“, freute sich Bruno. „Was hat es mit diesem treizieme auf sich,
den Sie erwähnt haben?“
„Damit ist der Triadenrat gemeint. Er hat seinen Sitz im dreizehnten
Arrondissement von Paris, deshalb dieser Name“, erklärte der Brigadier.
„Manchmal nimmt er für sich in Anspruch, alle Triadengruppen zu kontrollieren,
aber bisweilen streitet er auch jegliche Einflussnahme ab. Aktuell ist von ihm
zu hören, dass er mit diesen Ausschreitungen nicht das Geringste zu tun habe.“
„Die Chinesen bekämpfen sich untereinander, müssen Sie wissen“, sagte
Vien. „Sie werfen diese Benzinbomben und geben uns die Schuld daran.“
„Soll das heißen, Sie verteidigen sich nicht selbst?“, fragte der
Brigadier.
„Natürlich müssen wir das. Was bleibt uns anderes übrig?“, entgegnete
Vien. „Aber Verteidigung ist etwas anderes als Angriff und Brandanschläge.“
Bruno musterte Vinh, der seinen Blick gesenkt hielt und auf Abstand zum
Tisch saß, als gehörte er nicht mit zur Runde.
Verwundert schaute sich Bruno um. Vinh und Tran, die beiden Vietnamesen,
die er kannte, waren gesetzestreue Geschäftsmänner, und doch deutete das
Gespräch auf einen drohenden Krieg zwischen zwei rivalisierenden Gruppen organisierter
Kriminalität hin. Er räusperte sich.
„Mir scheint, wir reden am eigentlichen Thema vorbei“, sagte er mit
Blick auf den Brigadier. „Sie haben vielleicht das große Ganze vor Augen, aber
mich interessiert nur ein kleiner Ausschnitt, und zwar der, der Monsieur Vinh
aus Saint-Denis betrifft, der mit organisiertem Verbrechen nichts zu tun hat.
Er verkauft nems und keine Drogen. Die Vinhs arbeiten
schwer, zahlen Steuern und haben Anspruch auf den Schutz der französischen
Polizei, die einer so zwielichtigen Organisation wie den Binh Xuyen nicht das
Feld überlassen darf.“
Vinh richtete seinen Blick auf Bruno und nickte entschieden, nur ein
Mal. Bruno betrachtete Tran und musste an den jungen Soldaten denken, den er in
Bosnien kennengelernt hatte. Warum in aller Welt spielt er hier den Paten?, fragte er
sich.
„Tran, du führst ein Restaurant und bist alles andere als ein Ganove.
Kannst du mir erklären, was hier abläuft?“
Tran blickte nervös zu Vien, der Bruno ein gleichmütiges Lächeln
schenkte. „Nur zu, Tran, antworte deinem Freund“, sagte der Alte.
Tran zuckte mit den Achseln. „Wir schützen uns selbst, das ist bei uns
so Tradition. Und offen gesagt, haben wir von den französischen Behörden über
all die Jahre kaum Hilfe bekommen.“ Tran wandte sich Vinh zu, der den Blick wieder
gesenkt hatte. „Nachdem sie überfallen worden waren, haben Vinh und seine Frau
bei denen Hilfe gesucht, auf die sie sich verlassen können, den Binh Xuyen.
Aber es stimmt schon: Wir sind keine Gangster mehr. Nur die Ältesten unter uns
erinnern sich noch an die Machenschaften der Binh Xuyen in Saigon unter
französischer Herrschaft. Ich habe seit meiner Entlassung aus der Armee keine
Waffe mehr in der Hand gehabt - bis vor ein paar Tagen, als ich mir eine
zulegen musste, um mich vor diesen verdammten Chinesen zu schützen. Und wo
hätte ich eine Waffe auftreiben sollen, wenn nicht bei den Binh Xuyen?“
„Die burmesisches Heroin nach Marseille bringen, nicht wahr?“, sagte der
Brigadier.
„Davon weiß ich nichts“, entgegnete Tran schroff. „Wir leben hier in
Bordeaux und verdienen unser Geld in der Gastronomie, auf dem Markt und als
Lehrer oder Bankangestellte.“
„Und manchmal schleusen Sie auch illegale Einwanderer ins Land“,
bemerkte der Brigadier trocken.
„Augenblick“, meldete sich eine neue Stimme. Bao Le ergriff zum ersten
Mal das Wort, und Bruno stellte zu seiner Überraschung fest, dass alle
Vietnamesen am Tisch, sogar Vien, respektvoll aufmerkten.
„Ich möchte nicht, dass unsere französischen Freunde den Eindruck
gewinnen, die Binh Xuyen verfolgten unlautere Ziele“, sagte er in einem
Tonfall, der Autorität anklingen ließ. „Früher mag das der Fall gewesen sein.
Aber hier in Frankreich haben sich die Binh Xuyen im Laufe von Jahrzehnten
grundlegend gewandelt. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Gemeinschaft, ein
gemeinnütziges Netzwerk, ja, man könnte sagen, eine Art Wohlfahrtsverband.
Natürlich haben sie auch die Mittel und den Willen, unsere Landsleute zu
verteidigen, wenn sie angegriffen werden. Aus diesem Grund bin ich
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