Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
bestellen?“
„Einen Armagnac, bitte“, antwortete er und folgte ihr ins Hotel, wobei
er sich plötzlich daran erinnerte, wie selbstverständlich sie ihre Waffe in
der Hand gehalten hatte, gerade so, als würde sie sie tagtäglich benutzen. Er
trug nie eine Waffe bei sich oder allenfalls nur dann, wenn sie unverzichtbar
war. Seine Dienstpistole lag im Safe der mairie von Saint-Denis
und wurde nur dann herausgeholt, wenn er einmal im Jahr auf dem Schießplatz der
Gendarmerie in Perigueux seine obligatorischen Schießübungen machte. Er legte
Wert auf die Unterscheidung zwischen den Waffen, die er als Soldat allzu häufig
hatte abfeuern müssen - und dazu zählten auch die Handfeuerwaffen der Polizei
-, und solchen, die er zur Jagd einsetzte. Letztere waren für ihn im
Wesentlichen zivile Begleiter.
Er ließ sich an der Rezeption ein Einzelzimmer geben, das billigste auf
der obersten Etage für immerhin noch fünfundachtzig Euro. Für diesen Preis
hätte er in den Hotels von Saint-Denis zwei oder drei Nächte wohnen können. Er
fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben, warf seine Tasche und den Mantel aufs Bett,
putzte sich die Zähne und ging nach unten in die Bar, wo nur einige wenige
Gäste Platz genommen hatten. Isabelle saß an einem kleinen Tisch in der Ecke
mit zwei Gläsern vor sich.
„Da wären wir also“, sagte sie heiter und schob ihm den Armagnac zu.
„Tja, gewissermaßen aus der Affäre gezogen, mit der sich jetzt
Jean-Jacques herumschlagen muss, und mit der Frage im Hinterkopf, ob unsere
Handys angezapft, werden.“ Ihm war irgendwie zum Lachen zumute, was, wie er
glaubte, nicht nur an der ganzen Anspannung des Abends lag, sondern jetzt auch
an Isabelles Anwesenheit.
„Meins bestimmt nicht. Man hat mir gesagt, es wird automatisch
gesichert“, erwiderte sie und vermied es, seinem Blick zu begegnen.
„So weit sind wir in Saint-Denis noch nicht. Ich habe mein Handy vom
Intermarche. Ich habe gesehen, deins hat ja sogar Landkarten gespeichert.“
„Und GPS“, ergänzte
sie. „Herrje, ich muss unbedingt noch eine rauchen. So habe ich mir unser
Gespräch nicht vorgestellt.“
„Unverhofft kommt oft.“
„Vielleicht ist das gut so. Nicht, dass ich klare Vorstellungen hätte“,
sagte sie. Bruno nickte und wartete. Sie schaute ihn an. „Seltsam, wie uns das
Schicksal immer wieder zusammenführt.“
„Das Schicksal oder vielleicht unsere Dienstpflichten?“, fragte er und
legte eine kurze Pause ein. „Apropos, Hercule hatte ein Schließfach, und als
sein Testamentsvollstrecker bin ich dafür verantwortlich. Der Schlüssel scheint
verschwunden zu sein. Möglich, dass ihn eure Leute vom Archiv haben mitgehen
lassen. Kannst du mir was dazu sagen, oder gibt es sonst irgendetwas, was ich
wissen sollte?“
„Ich weiß nur, dass ein paar Dokumente beschlagnahmt worden sind. Frag
den Brigadier. Oder schalte den notaire ein. Wenn
der eine förmliche Anfrage stellt, muss darauf reagiert werden.“
„Hast du eine Ahnung, worum es in diesen Dokumenten geht?“
„Um den Algerienkrieg. Auch solche alten Kamellen können manchmal
ziemlich brisant sein.“
„Gibt's sonst noch was?“
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass Hercule mehrere gefälschte Pässe
hatte, ausländische und auch ein paar unausgefüllte. Die übliche Ausstattung
eines Geheimagenten. Normalerweise gehört auch ein Haufen Bargeld dazu, aber
das scheint bei ihm nicht gefunden worden zu sein.“
„Ich suche immer noch nach diesem Trüffeljournal. Könnte es vielleicht
in dem Bankschließfach liegen?“
„Keine Ahnung. Aber wenn man's dort gefunden hätte, wüsste ich davon“,
antwortete sie mit einem kleinen Lächeln. „So etwas spricht sich in der
Kantine herum. Trüffeln aus dem Perigord, oh, lá, lá!“
„Wie gefällt dir dein neuer Job?“
„Ganz gut, manchmal jedenfalls, wie heute Abend, wenn mich jemand daran
erinnert, dass ich auch etwas essen muss. Das war lieb von dir, Bruno, danke.
Du bist ein echter Gentleman.“
„Dein Auftrag als Verbindungsfrau zwischen der Marine und den Briten im
Kampf gegen illegale Einwanderung... ziemlich gefährlich, oder?“
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte sie und musterte ihn kritisch.
„Ich vermute, ihr entert Schiffe auf hoher See.“
Sie runzelte die Stirn. „Davon solltest du nichts wissen.“
„Liegt doch auf der Hand. Es war mir in dem Augenblick klar, als du mit
den Füsiliers Marius gekommen bist.“
„Machst du dir um mich Sorgen, Bruno?“ Ihr Lachen klang ein
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