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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Familie.“
    „Zweiten oder dritten Grades. Meine Urgroßmutter war eine Cousine des
Vaters von Kaiser Bao Dai. Unsere Familie war nie reich, gehörte aber zum Hof
und lebte und arbeitete im Palast. Als Bao Dai nach Frankreich fliehen musste,
hat fast die gesamte Familie das Land mit ihm verlassen. Zu dieser Zeit war
meine Tante mit Hercule verheiratet. Sie starb, als Linh zur Welt kam. Weil
Hercule in Algerien stationiert war, wohnte Linh bei uns. Wir wuchsen zusammen
in Paris auf. Sie war für mich wie eine große Schwester, und ich habe sie sehr
bewundert. Ich sage Ihnen das, weil Sie wissen sollten, dass ich sie, genau wie
Hercule, unbedingt finden wollte.“
    „Sie muss um einiges älter gewesen sein als Sie“, bemerkte Bruno.
    „Elf Jahre, ja, sie war meine Babysitterin.“ Bao Le holte ein Notizbuch
aus der Jackentasche und zog ein postkartengroßes Schwarzweißfoto daraus
hervor, auf dem ein hübsches Mädchen mit asiatischem Einschlag und schulterlangen
gewellten Haaren zu sehen war. Er reichte es Bruno. „Das trage ich immer bei
mir. Gewissermaßen hat sie mich aufgezogen. Sie sprach immer vietnamesisch mit
mir, brachte mir Lesen, Schwimmen und Fahrradfahren bei. Aber Ende der
Sechziger war es damit vorbei. In Vietnam herrschte ein blutiger Krieg, und
während der Vietnam-Konferenz in Paris kam es zu sogenannten Friedensgesprächen.
Vielleicht erinnern Sie sich: Kissinger und Le Duc Tho wurde der
Friedensnobelpreis zuerkannt. Le Duc Tho hatte immerhin so viel Anstand, den
Preis abzulehnen.“
    „Ich habe darüber gelesen“, sagte Bruno.
    „Wie man sich denken kann, war die gesamte Exilgemeinde von Paris schrecklich
aufgebracht wegen des Krieges in der Heimat, vor allem Linh“, erklärte Bao Le.
„Wir waren zwar alle Patrioten, lehnten aber das Regime in Saigon ab und waren
entsetzt über die Art, wie Amerika diesen Krieg führte. Wir verabscheuten auch
die Kommunisten in Hanoi. Nur Linh war anderer Meinung. Sie schlug sich auf
die Seite der Vietkong, nicht, weil sie Kommunistin war, sondern weil sie
glaubte, mit dieser Haltung den einzig praktischen Beitrag als Patriotin
leisten zu können.“
    „Rückblickend hatte sie damit gar nicht so falschgelegen“, meinte Tran.
„Wäre ich in diese Zeit geboren worden, hätte ich mich wahrscheinlich ähnlich
entschieden.“
    Bao Le musterte Tran mit nachdenklichem Blick. „Wer weiß?“, sagte er.
„Die Geschichte lässt sich Zeit mit der Frage, was richtig war und was nicht.
Wir müssen uns entscheiden, wenn sie gestellt wird. Und Linh war noch sehr
jung.“
    „Wann ist sie von zu Hause ausgerissen?“, wollte Bruno wissen.
    „Als sie achtzehn war und einen Pass beantragen konnte; das war 1974. Sie ist über
Warschau nach Hanoi geflogen, um sich als Freiwillige zum Kriegsdienst zu
melden. Von der Botschaft in Paris hatte sie ein Visum. Als sie ankam, wusste
man nichts mit ihr anzufangen. Sie war ja eine entfernte Verwandte des Kaisers
und zur Hälfte Französin mit französischem Pass. Sie wurde dann zur
Krankenschwester ausgebildet, und aus Briefen wissen wir, dass sie ein Jahr
später einer kämpfenden Einheit zugeteilt wurde, die Saigon eroberte. Diese
Einheit wurde später nach Laos und Kambodscha geschickt. Sie war eine
ausgesprochene Kritikerin dieser vergessenen kleinen Kriege, geriet deshalb in
Schwierigkeiten und wurde in ein Umerziehungslager gesteckt.“
    „Konzentrationslager wäre wohl der zutreffendere Ausdruck“, bemerkte
Tran.
    „Ja, es muss schrecklich gewesen sein. Jedenfalls haben Freunde von uns
zwei Personen ausfindig gemacht, die sie aus diesem Lager kannten - eine
Mitgefangene, die uns mitteilte, dass Linh von Aufsehern vergewaltigt worden
sei und noch im Lager ein Kind zur Welt gebracht habe, was aber von der anderen
Person, einem Arzt, abgestritten wurde. Er war ebenfalls in Haft gewesen, hatte
aber dort auf der Krankenstation gearbeitet und behauptete, dass er von einem
solchen Kind gewusst hätte. Anfang 1979 wurde sie
entlassen, in die Armee zurückbeordert und ein Jahr später getötet, als die
Chinesen in den Grenzkonflikt eingegriffen haben. Mehr war nicht zu erfahren.“
    „Eine tragische Geschichte“, sagte Bruno. Ihm fehlten die Worte. „Ein
Alptraum für Hercule. Und auch für Sie.“
    „Bleibt die Frage, ob sie nun ein Kind hatte oder nicht.
    Neugeborene wurden von den Eltern getrennt und umbenannt - sie bekamen
verrückte Revolutionsnamen. Auf diese Weise versuchten die Kommunisten, die
Geschichte

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