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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Autoren: Martin Walker
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nach Perigueux zum Einkaufen gefahren, und
ich habe kein Auto.“
    „Meins steht vor Ihrem Haus. Wenn ich im Rathaus fertig bin, hole ich
Sie ab, und dann fahren wir nach Saint-Denis, einverstanden?“ Was muss das für
ein Leben sein, dachte Bruno, in einer ländlichen Kleinstadt ausgesetzt, knapp
bei Kasse, ohne fahrbaren Untersatz, und der Supermarkt liegt am anderen Ende
der Ortschaft.
    „Ich kann Sie auch wieder zurückbringen. Sie müssten sich allerdings ein
bisschen gedulden, bis ich aus dem Kostüm raus bin und mich umgezogen habe.
Kinder sollten doch noch eine Weile an den Weihnachtsmann glauben dürfen.“
     
    Mit dem Kassenbuch und Florence' Hinweis, worauf zu achten sei, stellte
Bruno eine Liste der Preise zusammen, die vormittags auf dem Markt gezahlt
worden waren, und verglich sie mit den Erlösen der Auktion, die wahrhaftig
deutlich geringer ausfielen. Florence hatte recht. Ein Name tauchte immer
wieder auf. Pons schien bei allen Auktionen zum Zuge gekommen zu sein. Aus dem
Kassenbuch ging jedoch nicht eindeutig hervor, ob es sich dabei um Vater oder
Sohn handelte. Bruno blätterte zurück und stellte fest, dass auch im Vorjahr
ein Käufer namens Pons die besten Schnäppchen gemacht hatte. Bill war zu der
Zeit noch im Ausland gewesen, also kam nur Boniface in Frage. Bruno addierte
die Beträge und stieß einen verwunderten Pfiff aus. An manchen Tagen hatte Pons
mehr für Trüffeln ausgegeben, als Bruno in einem Monat verdiente.
    Er widmete sich wieder den krakeligen Einträgen im Kassenbuch und fand
bestätigt, dass Pons nicht nur der größte Einkäufer bei den Auktionen war,
sondern auch, wie Florence festgestellt hatte, stets weniger für seine Lose
bezahlte als andere Bieter für vergleichbare Mengen, und selbst die mussten nur
etwa zwei Drittel der Summen berappen, die in Paris oder auf anderen Märkten
verlangt wurden. Damit hatten sie eine Lizenz zum Gelddrucken, garantierte
Profite. War es möglich, dass Pons wegen der großen Mengen, die er kaufte, ein
Preisnachlass gewährt wurde?
    Bruno studierte die Zahlen weiter. Ja, Pons bekam ständig Rabatt und
bezahlte immer in bar. Außerdem schien er an fast jeder Auktion teilgenommen zu
haben. Bruno konnte es selbst kaum glauben. Wie sollte er all das auch beweisen?
Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er schlug sein Notizbuch auf und blätterte die
Seiten zurück, die er im Januar beschrieben hatte, als er mit Pons, dem Baron
und anderen Mitgliedern des Rugbyclubs für drei Tage nach Marseille gefahren
war, um die heimische Mannschaft bei einem Turnier anzufeuern. Pons war also
Hunderte von Kilometern entfernt gewesen, als man ihn als Käufer überaus
günstiger und in bar bezahlter Trüffeln ins Kassenbuch eingetragen hatte.
    Wenn nicht Pons persönlich, so hatte ein anderer, vermutlich Didier, in
seinem Namen zugeschlagen und im Vorjahr nicht weniger als eine halbe Million
Euro für Trüffeln in einer Gesamtmenge von mehreren hundert Kilo ausgegeben.
Wer hatte so viel Bares in der Tasche, Zehntausende von Euros Woche für Woche?
Bruno tippte auf Geldwäsche und spürte immer deutlicher, dass er einer Sache
auf der Spur war, die mehrere Schuhnummern zu groß und zu komplex für ihn war.
Er musste Jean-Jacques anrufen und ihn bitten, Spezialisten des
Betrugsdezernats kommen zu lassen. Die nationalen Steuerbehörden würden sich bestimmt
auch dafür interessieren.
    Als Bruno seine Aufzeichnungen und das Kassenbuch eingesammelt hatte und
nach oben ging, um Fotokopien zu machen, kam ihm der Gedanke, dass Pons'
Wahlchancen schwinden würden, falls gegen ihn oder seinen Vater Ermittlungen
eingeleitet würden. Die für ihn verlorenen Wählerstimmen kämen wieder Gerard
Mangin zugute, dem alten Bürgermeister und Arbeitgeber von Bruno, der in ihm
inzwischen eine Art Vaterersatz sah. Während Bruno Seite um Seite des
Kassenbuches und der Rechnungslisten kopierte, dachte er über die politischen
Folgen nach. Es würde bei der Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben zwischen dem
amtierenden Bürgermeister und Bill Pons, dem Kandidaten der rot-grünen
Koalition. Es ging gar nicht um einen ödipalen Konflikt zwischen Vater und
Sohn, der die Kameras der nationalen Fernsehsender anlocken und damit die
Idylle der Lokalpolitik stören würde.
    Mit den Kopien der Listen und dem Kassenbuch in der Aktentasche ging
Bruno ins Büro des Bürgermeisters. Er grüßte die Sekretärin, lehnte dankend ab,
als sie ihm eine Tasse Kaffee anbot, und trat auf die Tür zu, hinter der
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