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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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gedauert.
    »Ich hab' nicht die Absicht, dir die Knochen zu zerbrechen«, keuchte Charles. »Ich will nur, daß du verschwindest und die Frau in Ruhe läßt.« Er war sich ihrer Anwesenheit nur im Hintergrund bewußt, aber er dachte wütend: sie könnte wenigstens das Messer an sich nehmen.
    »Versetz mir einen Fußtritt«, keuchte der Gardist, »dann schwöre ich, daß ich dich in Riemen schneide, und koste es mein ganzes Leben, dich wiederzufinden.«
    Gut, dachte Charles. Jetzt kann er sich selbst weismachen, daß er mir Angst eingejagt hat. Gut. Er ließ den Arm los, richtete sich auf und nahm seinen Stiefel vom Ellbogen. Steifbeinig stand der andere auf, spannte seine Muskeln und hob sein Messer auf, ohne Charles aus den Augen zu lassen. Dann spuckte er vor Charles' Füße.
    »Feiger Bastard«, zischte er. »Ich würde dir das Herz aus dem Leib schneiden, wenn die verdammte Krähe soviel wert wäre.« Dann ging er steifbeinig davon, und Charles schaute ihm nach, bis er um die nächste Straßenecke verschwand.
    Dann drehte er sich zu der Frau um. Sie hatte bisher kein Wort gesprochen.
    Es war Lee Falcaro.
    »Lee!« rief er erstaunt. »Was tust du hier?« Es war Zug für Zug ihr Gesicht, und zwischen ihren Brauen lag jene Doppelfalte, die er so genau kannte. Aber sie schien ihn nicht zu kennen.
    »Sie kennen mich?« fragte sie verwundert. »Und deshalb haben Sie mich vor diesem Affen gerettet? Dafür müßte ich mich bei Ihnen bedanken. Aber ich wüßte nicht, woher Sie mich kennen. Und ich selbst kenne hier kaum einen Menschen. Wissen Sie, ich war nämlich krank.«
    Jetzt fiel ihm auch ein kleiner Unterschied auf. Ihre Stimme klang ein wenig quengelig, und Charles hätte sein Leben dafür verwettet, daß es niemals Lee Falcaro sein konnte, die da in einem so affektierten, leicht überheblichen und geschmerzten Ton sagte: »Wissen Sie, ich war nämlich krank.«
    »Aber was tust du hier?« fragte er. »Verdammt, du willst mich nicht kennen? Ich bin doch Charles Orsino!«
    Sofort war ihm klar, daß er jetzt einen verhängnisvollen Fehler gemacht hatte.
    »Orsino«, sagte sie. Und dann: »Orsino?« Das klang sehr verächtlich. »Orsino vom Syndikat?« Jetzt war Haß in ihren Augen.
    Sie wirbelte herum und rannte das Sträßchen entlang. Fast eine Minute stand er da und starrte ihr verständnislos nach. Dann rannte er ihr nach, doch sie war schon verschwunden.
    Ein mickriger Matrose mit gekreuzten Möwenfedern an der Kappe lehnte an der Hausmauer. Er grinste Charles an. »Die jagst du besser nicht, Kumpel«, sagte er. »Die gehört nämlich der ONI.«
    »Kennst du sie?« fragte Charles.
    Der andere freute sich, sein Wissen heraussprudeln zu können. »Lee Bennet heißt sie. Vom D.A.R. wurde sie vor ein paar Monaten 'reingeschmuggelt. Das heißeste Ding, das je im Geheimdienst der Navy war. Kleine Kartoffel im Syndikat, kennt aber alle, weiß, was jeder tut, wer angibt und wer arbeitet. Schrecklich! Sie haßt das Syndikat. Eine Bande von oben hat sie dreckig behandelt.«
    »Vielen Dank«, sagte Charles und ging weiter.
    Noblesse oblige.
    Stolz der Falcaros. Sie schickte keinen anderen in eine tödliche Gefahr, wenn sie nicht selbst zu gehen bereit war.
    Nur hatte der Auslöser nicht gewirkt, der die synthetische Lee Bennet in die alte Lee Falcaro hätte verwandeln sollen.
    Wie lange würde es wohl dauern, bis man ihn als Spion aufgriff und standrechtlich erschoß?

 
10.
     
    Nur Minuten dauerte es.
    Er ging wieder zum Wasser hinab, rannte aber nicht, um nicht aufzufallen, und dachte daran, ein Boot zu stehlen oder sich unter den Schutz von Commander Grinnel zu stellen. Ehe er aber die Reihe der Saloons und Bordelle erreichte, wurde er von einer Achtmannstreife überholt.
    »Moment, Mister«, sagte ein Sergeant; er blieb stehen, und der Mann musterte ihn. »Sind Sie Orsino?«
    »Nein«, erwiderte er, hatte aber wenig Hoffnung. »Diese verrückte Frau schrie mich an, ich sei Orsino, aber der bin ich nicht. Ich heiße Wyman. Was ist eigentlich los, Sergeant?«
    »Wir gehen zur ONI«, erklärte der Sergeant. »Wollen Sie laufen, oder müssen wir Sie tragen?«
    »Da ist er ja, dieser Hundesohn!« schrie jemand, und im nächsten Moment war ein volles Dutzend Gardisten in Pullovern da. Ihr Anführer war der Bursche, den Orsino in einem fairen Kampf besiegt hatte. »Ledernacken, wir wollen diesen Kerl da haben«, sagte er mit seidenweicher Stimme. »Deine Streife soll sich sofort verziehen.«
    Der Sergeant wurde blaß. »Den

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