Schwarze Dynastie
will die ONI zur Vernehmung. Er ist ein Spion vom Syndikat. Habt ihr irgendwelche Befehle?«
»Ha, Befehle!« lachte der Gardist. Er schob sein Gesicht an das des Sergeanten. »Für das, was wir mit ihm tun, brauchen wir keine Befehle, Ledernacken. Sag deinen Männern, sie sollen verschwinden. Ihr Mariner müßtet allmählich begriffen haben, daß ihr euch mit der Garde nicht anlegen sollt.«
»Was geht hier vor?« fragte ein junger Offizier, der anscheinend zufällig vorbeikam. »Aach-tuung!« Aber keiner hörte auf ihn. »Ich sagte Ach-tung! Verdammt noch mal, Sergeant, wenn Sie glauben, Sie kommen bei mir damit durch, wenn Sie einen ausdrücklichen Befehl überhören, dann sind Sie schief gewickelt!« Die Hände zu Fäusten geballt, stapfte er davon.
Orsino sah, wie er durch ein Tor ging, über dem stand: Bupers Motor Pool. Sehr schnell wurde ihm klar, daß es jetzt um Sekunden ging. Der Marine-Sergeant spielte um Zeit.
»Ich gebe ja den Gefangenen gerne ab«, begann er, »wenn Sie irgendwie ...«
Der Gardist hob den Fuß zu einem Tritt in den Magen des Sergeanten, doch der fing den Fuß, riß den Gardisten zu Boden und blockierte ein paar von dessen Kameraden; doch dann hatte er alle Hände voll zu tun, um sich gegen den Rest zu behaupten.
Plötzlich füllte ein hämmernder Lärm die Luft, und die Menge auf der Straße blieb wie angewurzelt stehen. Der Leutnant war mit einem Jeep zurück, über dessen Haube ein Zwillings-MG montiert war. Aus den Kneipen, Bordellen und Läden kamen die Leute gelaufen und umrahmten die Szene.
Der Leutnant nahm eine Hand vom Abzug und schob seine Mütze verwegen schräg über das Auge. »Schnell 'rein!« keuchte er, und irgendwie kam Orsino dieser Mann bekannt vor. Drei Sekunden später war er sich darüber klar, und diese drei Sekunden benötigten die Gardisten und Mariner, um sich gegenseitig auszusortieren.
Der Jeep stand da, und man spürte die Spannung, als setze er zum Sprung an. Orsinos Knie vibrierten wie bei einem Polo-Wettkampf. Er reagierte automatisch und war ein paar Momente später beim Jeep und schaltete den Leutnant aus.
Links und rechts stoben die Zuschauer auseinander, als der Jeep die Straße entlangröhrte.
Dann war es nur noch eine Frage des Festhaltens; mit einer Hand sicherte er das freischwingende Zwillings-MG, mit der anderen umklammerte er das Lenkrad. Der Leutnant war noch nicht wieder bei sich, denn Orsino hatte ihn direkt angesprungen. So raste er mit Höchstgeschwindigkeit die holprige Straße entlang, versuchte dabei, auch noch markante Punkte wahrzunehmen und die Aussichten dieser Flucht abzuschätzen.
Die Straße führte fünf Meilen weit durch waldiges und buschbestandenes Gelände und endete an einem Holzfällerlager, wo angekettete Männer in Lumpen schwere Baumstämme zu den Sägemühlen schleppten. Sie wurden bewacht von Männern in Uniform, die mit glänzenden Waffen ausgerüstet waren. Als Orsino das Lager sah, schlug er einen Haken und fuhr ein ganzes Stück den Weg zurück, den er gekommen war. Dann jagte er kreuz und quer im schwindenden Tageslicht dahin und blieb erst nach einer guten Stunde stehen.
Der Leutnant war bei Bewußtsein, wenn auch grün im Gesicht. Mit beiden Händen klammerte er sich an den Jeep. »O Heiland«, murmelte er, doch dann stand er langsam auf. »Du bist verhaftet, Seemann«, sagte er mühsam. »Einen Offizier schlagen, Regierungseigentum beschlagnahmen, ein Regierungsfahrzeug fahren ohne Erlaubnisschein ...« Aber da setzte er sich unvermittelt hin, weil seine Beine nachgaben.
Orsino überlegte, ob er ihn fesseln, erschießen oder bewußtlos schlagen sollte und verwarf alle drei Möglichkeiten.
Bisher schien er fast alles verpatzt zu haben, aber seinen Auftrag hatte er noch zu erfüllen. Zum erstenmal hatte er einen Offizier der Regierung praktisch in der Hand, wenn auch vermutlich nur so lange, bis dessen Beine wieder mehr Substanz hatten.
»Quatsch«, antwortete er, »verhaftet bist du.«
Der Leutnant schien blitzschnell zu überlegen, welchen Vergehens er sich schuldig gemacht hatte und fragte vorsichtig: »Von wem verhaftet?«
»Ich vertrete das Syndikat.«
Das schlug wie eine Bombe ein. »Aber ... du kannst nicht ... Hier ist nicht ... Aber wie ...«, stotterte der Leutnant.
»Egal wie.«
»Du bist verrückt, sonst hättest du nicht hier mitten in der Wildnis gehalten. Ich glaub' dir's nicht, daß du vom Kontinent bist, und ich glaub' auch nicht, daß der Jeep eine Panne hat. Er kann hier
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