Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
Vom Netzwerk:
ganz einfach gar keine Panne haben«, fügte er ein wenig hysterisch hinzu. »Wir müssen mindestens dreißig Meilen landeinwärts sein.«
    »Na, und?« fragte Orsino.
    »Die Eingeborenen, du Idiot!«
    Schon wieder die Eingeborenen. »Die machen mir kein Kopfzerbrechen, wenn ich ein Fünfziger Zwillings-MG habe.«
    »Du scheinst nicht zu begreifen«, stöhnte der Leutnant, der sich verzweifelt um ruhiges Benehmen bemühte. »Das sind doch die vom Busch! Wenn die unterwegs sind, haben wir nichts mehr zu melden. Sie springen die Leute nachts an und erstechen sie. Und jetzt schau endlich, daß dieser verdammte Jeep wieder läuft, damit wir hier wegkommen.«
    »Um mich erschießen zu lassen, Leutnant? Denk doch vernünftig, Mensch. Ich nehme an, du pumpst mich nicht mit Blei voll, während ich die Maschine nachschaue, oder?«
    Der Leutnant sah sich um. »Du lieber Himmel, nein«, versicherte er. »Du bist vielleicht ein Gangster, aber ...«
    Orsino versteifte sich. »Gangster«, das war ein ziemlich schmutziger Ausdruck. »Hör mal, du Pirat«, knurrte er. »Ich glaub' nicht ...«
    »Pirat?« schrie der Leutnant entrüstet, klappte dann aber den Mund zu und schaute sich übervorsichtig um. Das alarmierte Orsino.
    »Dann erzähl mir doch von deinen wilden Männern«, schlug er vor.
    »Fahr zur Hölle«, knurrte der Leutnant.
    »Du hast mich zuerst einen Gangster geheißen. Was ist mit diesen Wilden? Oder wolltest du nur einen üblen Trick an mir ausprobieren?«
    »Weißt du was, Gangster, du kannst mir meinen Rücken entlangrutschen.«
    »Sei nicht so ordinär«, hielt ihm Charles vor, und dabei fühlte er sich sehr erwachsen und überlegen. Überdies schien der Leutnant auch ein paar Jahre jünger zu sein. Er kletterte aus dem Jeep und machte die Motorhaube auf. Ein Scherbolzen hatte den Geist aufgegeben, als er versucht hatte, einen dicken Baumstamm zu überrollen. »Der Zylinderblock ist beim Teufel«, krächzte er. »Der Jeep ist für immer im Eimer. Leutnant, du kannst dich inzwischen auf die Socken machen. Ich halte dich bestimmt nicht auf.«
    »Mich könntest du auch dann nicht aufhalten, Gangster, wenn du wolltest«, knurrte der Leutnant. »Wenn du glaubst, ich latsche in der Dunkelheit zu meiner Einheit zurück, dann bist du verrückt. Wir beide können uns nachts die Wilden vielleicht vom Leib halten. Und morgen früh sehen wir weiter ...«
    Nun, vielleicht glaubte der Leutnant an die Wilden im Wald. Das hieß aber noch lange nicht, daß es sie auch gab.
    Der Leutnant stieg aus und schaute unter die Motorhaube. Damit bewies er, daß er kein Mechaniker war. »Verdammt, völlig im Eimer«, behauptete er. »Bau mal das MG aus, während ich ein Feuer zu machen versuche.«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Charles sarkastisch und salutierte. Geistesabwesend erwiderte der Leutnant die Ehrenbezeigung und begann, dürres Holz zusammenzutragen.
    Orsino hatte das linke MG schon abmontiert, als der Leutnant herbeischlich. »Schalt mal die Scheinwerfer ein. Aber leise sein!«
    »Was ist denn los?« fragte Orsino.
    »Seht! Das war ein Stück Wild. Wenn der Wind richtig ist, riecht es die Maschine nicht. Und bau schnell den anderen Lauf ab.«
    Zwillingstunnels aus Licht bohrten sich in die Dunkelheit des Waldlandes. In zwanzig Metern Entfernung erschien ein graziöser Rehkopf. »Schieß«, flüsterte der Leutnant.
    Charles tat automatisch alle nötigen Handgriffe, doch ehe er abdrückte, bemerkte er, daß der Lauf nicht sicher auflag.
    »So schieß doch!« drängte der Leutnant, und Orsino drückte ab. Rat-tat-tat-tat tat es, und es waren mindestens zwanzig Schuß, die donnernd die Stille durchbrachen, ehe er den Finger wieder vom Abzug nehmen konnte.
    »Den hast du«, stellte der Leutnant fest. »Und jetzt holen wir ihn. Du nimmst das abmontierte MG mit.«
    Charles zählte zwanzig Patronen ab und lud das MG nach, doch dann nahm er Patrone sieben heraus und ließ acht bis zwanzig auf den Boden fallen. Stolpernd folgte er dem Leutnant und stand wenig später neben ihm über einem Rest undefinierbarer Fleischfetzen.
    »Mensch«, sagte der Offizier, »du bist ein Vollidiot. Erst fährst du den Jeep zuschanden, dann jagst du achtzig Pfund Munition in ein Reh von fünfzig Pfund. Daraus kriegen wir nicht mal mehr ein paar Hamburger.«
    »Warum hast du dann nicht geschossen?« entgegnete Orsino.
    »Hätt' ich's nur! Ich hab' nur gedacht, du könntest es vielleicht besser als ich ... Gehen wir zum Jeep zurück.«
    »Und was tun nun deine

Weitere Kostenlose Bücher