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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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Wunder, daß du weder schießen noch fahren kannst.«
    »Wenn ich dich nicht zum Aufpassen brauchte, würde ich dich an meinem MG aufspießen, du Dummkopf. Und übrigens, Gangster, muß jeder Offizier das Handwerk von Grund auf lernen, bevor ihm eine endgültige Offiziersstelle zugewiesen wird. Ich gehe jedenfalls zu den U-Booten.«
    »Warum?«
    »Familientradition. Mein Vater ist U-Boot-Kommandant. Kapitän Van Dellen.«
    O Gott, Van Dellen. Der Kapitän, den Commander Grinnel – mit seiner Hilfe – ermordet hatte. Und der Junge hatte noch nichts davon gehört, daß sein Vater bei einem Blitztauchmanöver »verlorengegangen« war.
    Der Regen ließ endlich nach, und dann wurde auch das Nieseln zu einzelnen schweren Tropfen, die von den Blättern klatschten.
    »Van Dellen«, sagte Charles, »da gibt es etwas, das du wissen müßtest.«
    »Das hat Zeit«, flüsterte der Leutnant grimmig, und er legte den Sicherungshebel auf Dauerfeuer. »Ich höre sie draußen.«

 
11.
     
    Sie spürte die Kraft der Göttin in sich, wenn auch nur schwach. Und müde war sie. Mehr als achthundert Monde hatte sie wachsen und vergehen gesehen, seit sie denken konnte. Sie war vor den Speerträgern hergerannt, als sie die Schüsse hörten. Schüsse, das hieß, daß Leute von der See her kamen, und die mußte man töten.
    Sie lachte schrill. Zweige raschelten, und sie wußte, daß sich einer der Speerträger besorgt umgedreht hatte. »Vergiß nicht, was du zu tun hast«, zischte sie ihn an. Wieder lachte sie. Gelegentlich mußte man ihnen ein bißchen Respekt beibringen. Den Kerl umbringen? Jetzt nicht, solange man gegen Fremde angehen mußte.
    Je mehr sie sich in ihren Zorn hineinsteigerte, desto stärker fühlbar wurde die göttliche Kraft in ihr. Daß sie es wagten, mit ihrem stinkenden Metall in ihre Wälder zu kommen!
    Es waren zwei. Ein zahnloses Grinsen schlitzte ihr verrunzeltes Gesicht auf. Seit dreißig Monden hatte sie keine zwei von diesen Fremden zusammen gesehen. Ah, welch ein kostbares Gefäß der Macht war sie doch trotz aller Runzeln! Da konnte auch ihre wertlose, dumme Nichte nicht mit. Und ihre Schwester – die Alte spuckte aus –, in diesen degenerierten Zeiten gelang es ihr natürlich, in ihrer Jugend den schweren Prüfungen zu entkommen. Die Kleine – wie hieß sie nur? – würde ein herrliches Werkzeug der Macht abgeben, wenn die Göttin ihren Dienst forderte. Das heißt natürlich, falls nicht ein Speer oder ein Steinbrocken ihr Leben vorzeitig beendete.
    Sie selbst hatte ja ihre eigene Mutter vergiftet, um Gefäß und Werkzeug der Macht zu werden, und das war richtig gewesen, denn eine von göttlicher Kraft erfüllte Person hätte das Gift, ehe es wirken konnte, schon ausgespuckt gehabt.
    Sie hörte die beiden Fremden murmeln. Sollten sie, wenn sie vermutlich auch ihre Göttin mit obszönen Reden verunglimpften. Das taten diese Leute immer, wenn sie ihre Münder nicht mit Nahrung vollstopften.
    Der Mann namens Kennedy schmiedete Pfeil- und Speerspitzen. Auch er war ein Fremder, wenn auch von der Gottheit berührt. Deshalb war er auch so merkwürdig. Hoffentlich wurde die Kraft in ihr bald stärker. Jetzt war sie müde und konnte kaum etwas sehen. Wenn der Morgen kam, waren trotzdem durch die Güte und Huld ihrer Göttin zwei neue Köpfe von Fremden über ihrer Hüttentür. Die Göttin würde sie schon nicht im Stich lassen ...
    Sie krächzte und schnatterte ein wenig wie eine Eule, die plötzlich geschwätzig wurde, und die Speerträger schlüpften weiter durch den dichten Busch. Sie durfte keinen Honig essen, weil dessen Süße die Macht in ihr schwächte, aber der Geschmack der Macht war süßer als der süßeste Honig.
     
    Sie machten nicht mehr Lärm als fallende Regentropfen.
    Mit schrecklicher Plötzlichkeit ertönte ein ohrenzerreißendes Kreischen und Trommeln von vielen Füßen. Es war eine Reflexbewegung, mit der Orsino abdrückte, und der Donner erschütterte sein Gehirn. Schattenhafte Gestalten wurden aufgesogen vom orangefarbenen Blitz des Mündungsfeuers. Du mußt genau und anständig schießen, sagte er sich vor. Dem alten Gilby würde sich sonst das Herz im Leib umdrehen, wenn er sähe, wie sein Starschütze den Lauf wie einen Feuerwehrschlauch schwingt.
    Ende des Patronengurts. Waren es zwanzig, fünfzig oder hundert Schuß gewesen? Er wußte es nicht, aber er zog lautlos den nächsten Patronengurt ein.
    »Alles in Ordnung, Gangster?« fragte der Leutnant hinter ihm.
    »Ja. Werden sie noch

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