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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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und teilte es ehrlich auf.
    »Unverschämt«, wiederholte Kennedy mißmutig. »Die unverschämte, die Null-Klasse. Ich bin Null-Klasse. Das Universum plus ICH ist gleich die Universum-Klasse. Aber das läßt sich nicht transponieren ...«
     
    Es war eine mondlose Nacht, und ein großer Planet, vermutlich Jupiter, beherrschte den sternübersäten Himmel. Kennedy schlief in einer Ecke und murmelte im Schlaf. Das Feuer war ausgegangen; sie mußten es bei Einbruch der Dunkelheit löschen, da die Speermänner keinen Brand riskieren wollten. Das Dorf hatte sich längst zur Ruhe begeben. Im Korral muhte eine unruhige Kuh.
    Da begann Charles mit dem härtesten Job seines Lebens. Er versuchte sich ganz auf Martha zu konzentrieren, das kleine Mädchen. Einige Dinge störten ihn dabei immer wieder:
     
    Der Geruch gebratener Zwiebel; hier hatten sie keine Zwiebeln;
    Salz;
    Wie kommen sie wohl im 101. Polizeibezirk zurecht?
    Lee Falcaro, verdammt soll sie sein;
    Nein, das ist verrückt, das wird nie gelingen;
    Armer Kennedy;
    Lieber verhungere ich, ehe ich noch einen Bissen von diesem zähen, stinkenden Fleisch esse;
    Hätte ich den jungen Van Dellen vielleicht retten können?
    Reiner hat recht; wir müssen die Regierung ausmisten und dann versuchen, die Leute zu zivilisieren;
    Mit meinem Kopf stimmt etwas nicht; ich kann mich nicht konzentrieren;
     
    Was würde Onkel Frank zu all dem sagen, wenn er das wüßte?
    Es war hoffnungslos. Er kniff die Augen zusammen und stellte sich das Kind vor. Zitternde Bilder von ihr hüpften durch seinen Geist, wurden aber beiseitegeschoben. Verrückt, total verrückt ...
    Er streckte sich auf dem Sandboden aus. Warum versuche ich das überhaupt? dachte er erbittert. In ein paar Tagen oder Wochen ist für mich sowieso alles vorüber. Wußten die im Syndikats-Territorium, im fetten, lässigen, glücklichen Land überhaupt, wie gut sie es hatten? Er wünschte, er könnte es ihnen sagen, damit sie sich mit aller Kraft an ihr gutes Leben klammerten. Aber Onkel Frank sagte, es sei nicht gut, sich an etwas zu klammern, was immer es auch sei, denn das erzeuge Spannungen. Unwillkürlich versuche man das Gute zu versteinern und verliere es dabei mit absoluter Gewißheit.
    Die kleine Martha würde es verstehen. Magie, Ritual, die Macht der Göttin, die Angst vor Eisen, vor den Ranken um den Jeep, die ein Fluch sein mußten – was ging in einem solchen Geist vor? War sie eine Art Poltergeist? Das gab es doch längst nicht mehr. Hatte es mit elektrischen Feldern zu tun? Oder spielten sich diese Leute selbst etwas vor? Ein erregtes halbwüchsiges Mädchen konnte eher ein merkwürdiges Phänomen simulieren als produzieren. Aber die kleine Martha hatte ihre Verzweiflung nicht simuliert. Und ihre Schwester, das Hexenmädchen, simulierte nicht ihre eisige Ruhe und Kraft. Ohne diesen – faulen – Zauber war Martha besser dran.
    Charles, hörte er ein Wispern.
    »Mein Gott, sie hat mich gehört«, murmelte er und kroch zur Balkenwand. Durch einen Spalt zwischen zwei Balken sah er sie im Mondlicht stehen.
    »Ich dachte schon, ich würde nie mehr etwas sehen oder hören, aber da hörte ich dich rufen, und du sagtest, du brauchtest meine Hilfe«, flüsterte sie. »Deshalb bin ich gekommen, weil du mir auch helfen willst. Ich hab' keinen aufgeweckt. Du hast mich doch gerufen, nicht wahr?«
    »Ja, Martha. Willst du von hier weg? Willst du mit mir weit weg gehen?«
    »Und ob ich das will! Sie wird die Kraft der Göttin von mir nehmen und mich an Dinny verheiraten, und der stinkt wie ein Geißbock und schielt. Und dann wird sie all unsere Babys töten. Sag mir, was ich tun soll, und ich tu's.« Das klang außerordentlich entschlossen.
    »Kannst du die Steine vom Eingang wegrollen?« Er dachte vage an Teleportation, denn jeder Stein war ein Brocken für zwei kräftige Männer.
    »Nein«, sagte sie.
    »Warum bist du dann gekommen?« fuhr er sie an.
    »Mit mir darfst du nicht so reden«, erwiderte das Kind scharf, und er dachte an das, wofür sie sich hielt.
    »Entschuldige«, bat er.
    »Ich bin wegen der Ex-plo-sion gekommen«, sagte sie. »Kannst du eine machen? Beim Jeep?«
    Wovon sprach sie überhaupt?
    »Du hast gesagt, du würdest alle Patronen zusammensetzen und die ganze Hexerei in die Luft sprengen. Weißt du noch?«
    Vage erinnerte er sich. Es war einer der Pläne, die durch seinen Kopf gegeistert waren.
    »Diese Ex-plo-sion möchte ich sehen«, sagte Martha. »Und lieber möcht ich selbst ex-plo-sieren,

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