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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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Martha. »Sie ist ein gemeines Luder, aber eine Närrin ist sie nicht. Jetzt ruft sie ihre Männer zurück.« Martha fiel mitten im Schritt in sich zusammen. Charles, zu müde, um Angst zu fühlen, griff nach ihrem Puls und spürte ihn. Vermutlich war sie einfach zu müde gewesen und eingeschlafen. Und er schlief ebenfalls ein.
     
    Ein wundervoller Duft weckte ihn auf. Er folgte der Duftspur zu einem Felsgebilde, das aus zwei aufrechtstehenden Platten bestand, über denen eine dritte Platte ein Dach bildete. Dieses Dach war dicht mit Büschen und jungen Bäumen bestanden.
    Martha war über ein Feuer geduckt, über dem sie Steine erhitzte. Aus Rinden und Lehm hatte sie einen Topf geformt, und in den legte sie mit zwei kräftigen grünen Zweigen einen heißen Stein. Der Topfinhalt begann zu sprudeln und zu kochen und kochte eine Weile weiter. Und der Topfinhalt duftete verlockend.
    »Frühstück?« fragte er ungläubig.
    »Kaninchenragout«, erklärte sie. »Ich habe aus grünen Zweigen Schlingen gemacht. Zwei dicke alte Böcke kochen schon seit einer Stunde.«
    Schweigend nagten sie das Fleisch von den Knochen. »Hier können wir nicht bleiben«, erklärte sie zwischendurch einmal. »Zu nahe an der Küste. Ins Inland können wir nicht. Zu nahe an ihr. Und andere sind auch noch da. England. Wir müßten uns an die Küste halten, ein Boot stehlen und damit über das Wasser rudern. Dann könnten wir uns irgendwo niederlassen. Mich kannst du noch dreimal dreizehn Monate nicht haben, sonst verliere ich die Kraft. Aber wir können ja warten. Ich habe von England und den Engländern gehört. Die haben keine Herzen. Wir können so viele Sklaven haben, wie wir wollen. Sie greinen leicht, aber sie kämpfen nicht. Und keine von ihren Frauen hat die Kraft ... Du willst doch keine von ihren Frauen haben, oder?« fragte sie ein wenig ängstlich. »Und dann ganz bestimmt nicht, wenn du eine mit der Kraft hat, die auf dich wartet?«
    »Du weißt, daß das nicht meine Absicht war, Martha«, antwortete er nachdenklich. »Ich gehöre zu meinem eigenen Volk, das weit weg ist. Dorthin will ich wieder. Und ich dachte, dort müßte es auch dir gefallen. Schau in meinen Geist hinein, Martha, dann weißt du, was es für mich bedeutet.«
    Sie schaute lange und eindringlich und stand schließlich auf. Ihre Miene war undurchdringlich. »Glaubst du, ich hätte dich dafür gerettet?« fragte sie. »Und für sie? Ich nicht. Von jetzt an, Mister, kannst du dich selbst retten. Ich such mir einen Weg um die Küste herum und gehe nach England. Und mit dir will ich nichts mehr zu tun haben. Wenn es bei euch verrückten Ausländern was nützte, würd' ich dir deine Gedärme verdorren lassen mit einem Fluch.«
    Sie lief, hager und zerlumpt, wie sie war, den Hügel hinab, aber in ihrem ausgreifenden Schritt lag eine unbezwingliche Arroganz.
    Steifbeinig stand er auf und lief ihr nach, ehe sie im dichten Buschwerk verschwand. Doch dann verlor er ihre Spur und fand sie nicht wieder. Er kletterte zum Dolmen hinauf und blieb dort sitzen. Der Lehmtopf war an einer Stelle undicht geworden, und Wasser lief heraus. Das Feuer war erloschen. Wie hatte sie es zustande gebracht? Er hatte keine Ahnung. Und sie hatte Kaninchen mit Schlingen gefangen. Wie? Und wo? Wie mußte eine Schlinge aussehen und funktionieren? Wo und wie fand man einen Kaninchenwechsel? Jetzt mußte er schnell lernen.
    Er versuchte alles mögliche, doch er brachte keine haltbare Schlinge zusammen, und Metall hatte er nicht. Um die Mittagszeit trank er aus einem Bach und suchte nach eßbaren Pflanzen. Er fand zwiebelähnliche Wurzeln und aß sie. Kein Kaninchen ging in seine ungeschickt aufgestellten Fallen.
    Seine Lage war absolut scheußlich. Auf der einen Seite die Tarzans des Inlands, auf der anderen die Truppen der Regierung, und beide dürsteten nach seinem Blut.
    Dann wurde ihm übel, und er mußte heftig erbrechen. Die Wurzeln, die er gegessen hatte, schienen sich in ihm nicht wohl zu fühlen, und er gab alle von sich. Als die schlimmsten Krämpfe überstanden waren, kroch er in den fragwürdigen Schutz des Dolmen, doch er wußte, daß er eines psychologischen Schutzes noch mehr bedurfte als eines physischen. Bis zum Abend raste er unter den kühlen Steinen in einem schrecklichen Delirium. Manchmal glaubte er eine kühle Hand an seinem Kopf zu spüren, die mit Blättern die brennenden Schmerzen linderte.
    Manchmal war er im Syndikats-Territorium, manchmal im stinkenden Blockhaus bei

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