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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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eigentlich nicht. Ich weiß, wie man diesen Bann von ihr nehmen kann, und dann ist sie auf unserer Seite. Und wir müssen nach New Portsmouth. Von dort aus müssen wir über viel mehr Wasser, als du je gesehen hast und dir vorstellen kannst. Die Leute in New Portsmouth haben die einzigen Schiffe, mit denen man über dieses Wasser gelangen kann.«
    »Wenn ich zuerst die Ex-plo-sion machen kann, hör ich auf, dir immer zu widersprechen.«
    »Na, wir werden sehen.«
    Sie lachte leise. »Na, okay. Wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.«
    Unwillkürlich überlegte Charles, wie es wohl wäre, mit einer Frau verheiratet zu sein, der man gar nichts vorflunkern konnte. Er schüttelte sich vor Entsetzen.
    Kennedy schnarchte. Er spähte durch eine Ritze in die Dunkelheit hinaus, sah eine schmale Mondsichel und hörte das Huschen kleiner Tiere. Wenn mich nur dieser kleine Teufel den Jeep nehmen ließe! überlegte er, aber Martha hatte gesagt, das ginge auf keinen Fall. Sie sagte, ihre Kraft sei durch das Eisen beeinträchtigt. Also mußte auch er den Jeep streichen.
    Jetzt müßte sie schon dabeisein, magische Ranken um die Hüten und quer über die Pfade zu ziehen. »Sie werden sich zu Tode ängstigen, wenn sie die sehen«, hatte Martha gesagt. »Ich weiß zwar nicht genau, was ich da alles tun muß, aber das wissen wieder die anderen nicht, daß ich's nicht weiß. Wenn dann sie aus dem Haus kommen, sind wir schon ein ganzes Stück weg, aber vielleicht kommt sie gar nicht heraus. Charles, weißt du sicher, daß ich die Ex-plo-sion machen kann? Vielleicht in New Portsmouth?«
    »Das läßt sich vielleicht machen.«
    »Dann muß ich wohl so lange warten«, seufzte sie.
    Er war ungeduldig, denn er konnte das Warten kaum mehr ertragen. Eilig deckte er das Versteck ab, in dem er das Pulver und ein Stück Wildfleisch aufbewahrte. Unter dem Sand war feuchter, fetter Lehmboden. An den Stellen, die er sich vorher für eine Sprengung ausgesucht hatte, grub er kleine Löcher in den Lehm, füllte sie mit Pulver und deckte sie mit Lehm ab. Das winzige Flämmchen im Herd nährte er mit trockenen Zweigen.
    »Charles?« hörte er sie flüstern. »Alles fertig. Mach jetzt die Ex-plo-sion.«
    Er nahm das restliche Pulver und legte sorgfältig eine Spur zu den Minen. Dann duckte er sich und wippte mit einem brennenden Zweig über die Pulverlinie. Mit einem Satz war er am anderen Hüttenende.
    Die Explosion schien die ganze Welt aufwecken zu wollen. Kennedy fuhr kreischend in die Höhe, und Millionen von Vögeln zwitscherten, krächzten und krähten. Charles griff nach seinem Stück Wildfleisch und sprang durch das Loch, das die Explosion gerissen hatte. Seine Haut war mit winzigen Steinchen und Splittern gespickt, aber er fühlte eine kleine Hand in der seinen.
    »Du bist ja ganz groggy«, stellte Martha fest, und ihre Stimme kam aus hundert Meilen Entfernung. »Jetzt aber schnell! Mensch, das war eine Ex-plo-sion!«
    Sie zerrte ihn durch Wald und Buschwerk, und solange sie ihn führte, schlug er nicht einmal an einen Baum, und nicht einmal stolperte er über eine Wurzel. Und wenn er jetzt an die Speermänner dachte, die ihnen vielleicht durch die Dunkelheit folgten, konnte er schon wieder lachen.
     
    In den folgenden vierundzwanzig Stunden machten sie nur dann ein paar Minuten Pause, wenn sie an einem Wasserlauf ihren Durst stillten oder an ihren mageren Vorräten knabberten. Und Charles wollte sich auf gar keinen Fall vor einem zehnjährigen Mädchen geschlagen geben. Es war mörderisch, was sie taten. Das Gesicht der Kleinen glich schon bald einem Totenschädel; ihre Augen waren rot, ihre Lippen trocken und aufgesprungen.
    »Wie schaffst du das?« fragte er sie erstaunt, als sie ihm über einen mit Felsbrocken und Buschwerk durchsetzten Steilhang vorankletterte. »Nimmt das denn gar kein Ende mehr?«
    »Ist bald zu Ende«, krächzte sie. »Dreimal haben wir sie ja schon abgeschüttelt. Es ist gar nicht so hart, wenn man's mit der richtigen Wut tut. Im vergangenen Jahr hab ich's schon einmal gemacht, um zu beweisen, daß ich die Kraft der Göttin hab. Rennen, Klettern, immer weiter, bis man meint, die Gedärme fallen einem aus dem Leib. Und dieses Jahr auch schon. Eine Woche lang hungern und ein Wild zu Tode hetzen.«
    Wirklich, die Kraft der Göttin ist teuer erkauft, überlegte Charles.
    Er hatte jedes Zeitgefühl verloren, als sie endlich auf der Kuppe eines Hügels standen und auf die See hinabschauten. »Jetzt ist's gut«, sagte

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