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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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dieses Mal nichts tun. Mal sehen, was wir hier haben.«
    Die nächsten neunzig Minuten brachten sie damit zu, Elias’ Unterlagen zum Fall Harris durchzusehen, sich gegenseitig auf bestimmte Punkte aufmerksam zu machen, wenn diese Berücksichtigung zu erfordern schienen, und unwichtig erscheinende Akten in die Schachtel zurückzuwerfen.
    Bosch nahm sich die Ermittlungsunterlagen vor, die Elias per Gerichtsbeschluß vom LAPD angefordert hatte. Er hatte eine Kopie der gesamten RHD-Akte gehabt. Als Bosch die täglichen Zusammenfassungen der Ermittlungsergebnisse las, die Sheehan und andere RHD-Detectives geschrieben hatten, fiel ihm die anfängliche Richtungslosigkeit der Ermittlungen auf. Stacey Kincaids Entführer hatte nachts mit einem Schraubenzieher ihr Schlafzimmerfenster aufgestemmt und dann das schlafende Mädchen unbemerkt aus dem Haus ihrer Eltern entführt. Die Detectives, die den Täter ursprünglich im Umfeld der Familie vermuteten, vernahmen die Gärtner, den Poolmann, einen Handwerker, einen Installateur, der zwei Wochen zuvor im Haus gewesen war, sowie die Müllmänner und Briefträger, auf deren Tour das Haus der Kincaids in Brentwood lag. Lehrer, Hausmeister und sogar Mitschülerinnen von Staceys Privatschule in West Hollywood wurden vernommen. Aber das breitgefächerte Netz, das Sheehan und seine Mannen ausgeworfen hatten, wurde abrupt wieder eingezogen, sobald im Labor die Übereinstimmung der Fingerabdrücke auf einem Schulbuch des vermißten Mädchens mit denen von Michael Harris festgestellt worden war. Von nun an konzentrierten sich die Ermittlungen ganz auf Harris, aus dem man nach seiner Festnahme herauszubekommen versuchte, was er mit dem Mädchen gemacht hatte.
    Der zweite Teil der polizeilichen Unterlagen befaßte sich auch mit den Ergebnissen der Spurensicherung am Tatort und mit den, allerdings erfolglosen, Bemühungen, mittels wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden nachzuweisen, daß Harris mit der Leiche des Mädchens in Berührung gekommen war. Die Leiche des Mädchens war von zwei Obdachlosen auf einem unbebauten Grundstück gefunden worden. Die Leiche war nackt und, da das Mädchen bereits seit vier Tagen tot war, stark verwest. Allem Anschein nach war die Leiche gewaschen worden, denn sie wies keinerlei signifikante mikroskopische Spuren auf, die sich analysieren und mit Harris’ Wohnung oder Auto in Verbindung hätten bringen lassen können. Obwohl das Mädchen vergewaltigt worden zu sein schien, konnten keine Körperflüssigkeiten entdeckt werden, die von ihrem Peiniger stammten. Ihre Kleider wurden nie gefunden. Die Leine, mit der sie stranguliert worden war, war von ihrem Mörder abgeschnitten worden und wurde ebenfalls nie gefunden. Alles in allem waren die einzigen Punkte, die Harris mit der Tat in Verbindung brachten, seine Fingerabdrücke auf dem Buch in Staceys Schlafzimmer und der Umstand, daß die Leiche auf einem unbebauten Grundstück gefunden worden war, das keine zwei Straßen von seiner Wohnung entfernt lag.
    Normalerweise, wußte Bosch, war das für eine Verurteilung mehr als genug. Er hatte Fälle gehabt, in denen es aufgrund geringfügigerer Beweise zu einem Schuldspruch gekommen war. Aber das war vor O. J. Simpson gewesen, als die Geschworenen der Polizei von Los Angeles noch nicht mit so viel Skepsis und Argwohn begegnet waren.
    Bosch stellte gerade eine Liste von Dingen zusammen, die getan, und von Personen, die vernommen werden mußten, als Edgar einen Schrei ausstieß.
    »Juhuu!«
    Bosch und Rider sahen ihn an und warteten auf eine Erklärung.
    »Könnt ihr euch noch an diese komischen Nachrichten erinnern?« fragte Edgar. »Die zweite oder dritte, die besagte, daß Nummernschilder seine Unschuld beweisen?«
    »Augenblick.«
    Bosch öffnete seine Aktentasche und nahm den Ordner mit den Nachrichten heraus.
    »Die dritte. ›Nummernschilder beweisen seine Unschult.‹ Eingang fünfter April. Unschuld falsch geschrieben.«
    »Okay, hier ist Elias’ Akte mit gerichtlichen Durchsuchungsbeschlüssen. Habe hier gerade einen vom fünfzehnten April für Hollywood Wax and Shine. Das ist die Firma, für die Harris vor seiner Festnahme gearbeitet hat. Er verlangt – ich zitiere – ›Kopien von allen Unterlagen und Belegen zu Auftragsbestätigungen und Rechnungen, auf denen Kfz-Kennzeichen besagter Kunden vermerkt sind, für den Zeitraum vom ersten April bis fünfzehnten Juni letzten Jahres‹. Das muß sein, was mit dieser Nachricht gemeint war.«
    Bosch lehnte

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