Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
plötzlich wieder ungehindert fließen, und es folgten bald weitere Geistesblitze. So war es auch jetzt. Er sah, was er schon die ganze Zeit hätte sehen können und vielleicht auch sehen sollen.
    »Jerry, ruf Elias’ Sekretärin an. Sofort! Frag sie, ob er in der Kanzlei einen Farbdrucker hatte. Darauf hätten wir gleich kommen sollen – ich hätte darauf kommen sollen.«
    »Auf was?«
    »Ruf erst mal an.«
    Edgar begann in einem Notizbuch nach einer Telefonnummer zu suchen. Rider stand von ihrem Platz auf und stellte sich neben Bosch. Sie sah auf den Ausdruck hinab. Auch sie ließ sich jetzt von Boschs Welle mitreißen. Sie sah, wohin sie ihn trug.
    »Das hier war die erste«, sagte Bosch. »Nur hat er den Umschlag nicht aufgehoben, weil er wahrscheinlich dachte, die Nachricht wäre von irgendeinem Verrückten.«
    »Könnte sie doch auch gewesen sein«, sagte Edgar, das Telefon am Ohr. »Wir waren doch selbst dort, die Frau kannte den Mann nicht, und wußte nicht, was das Ganze –«
    Er verstummte und horchte, als jemand abnahm.
    »Mrs. Quimby? Hier Detective Edgar. Von gestern. Ich hätte nur eine kurze Frage. Wissen Sie, ob es in der Kanzlei einen Farbdrucker gab? Einen Drucker, der Sachen aus dem Computer ausdruckt. In Farbe.«
    Er hatte den Blick auf Bosch und Rider gerichtet, während er wartete und lauschte.
    »Danke, Mrs. Quimby.«
    Er hängte auf.
    »Kein Farbdrucker.«
    Bosch nickte und sah auf den Ausdruck von Mistress Regina.
    »Darauf hätten wir schon gestern kommen sollen«, sagte Rider.
    Bosch nickte und fragte Edgar gerade, ob er Pelfry, den Privatdetektiv, schon erreicht hätte, als sein Pager ertönte. Er stellte ihn ab und zog ihn vom Gürtel. Es war seine Privatnummer. Eleanor.
    »Ja, ich habe mit ihm gesprochen«, sagte Edgar. »Wir können heute mittag in sein Büro kommen. Von den Rechnungen oder dieser Regina habe ich nichts erwähnt. Nur, daß wir mit ihm sprechen müßten.«
    »Okay.«
    Bosch griff nach seinem Telefon und tippte seine Privatnummer ein. Eleanor meldete sich nach dem dritten Läuten. Sie hörte sich entweder schläfrig oder niedergeschlagen an.
    »Eleanor.«
    »Harry.«
    »Alles in Ordnung?«
    Er ließ sich in seinen Sitz zurücksinken, und Rider kehrte an ihren Platz zurück.
    »Alles bestens … Ich wollte nur …«
    »Wann bist du nach Hause gekommen?«
    »Vor einer Weile.«
    »Hast du gewonnen?«
    »Ich habe nicht richtig gespielt. Nach deinem Anruf gestern abend … bin ich gegangen.«
    Bosch beugte sich vor und stützte einen Ellbogen auf den Tisch, die Hand legte er an die Stirn.
    »Und … wo bist du hin?«
    »In ein Hotel … Harry, ich bin nur zurückgekommen, um Kleider und ein paar Sachen zu holen. Ich …«
    »Eleanor?«
    Aus dem Hörer kam langes Schweigen. Bosch hörte Edgar sagen, er wolle im Aufsichtsbüro Kaffee holen. Rider sagte, sie werde mitkommen. Allerdings wußte Bosch, daß sie keinen Kaffee trank. Sie hatte verschiedene Kräutertees in ihrer Schreibtischschublade.
    »Harry, es ist nicht richtig«, sagte Eleanor.
    »Was soll nicht richtig sein, Eleanor?«
    Wieder verstrich langes Schweigen, bevor sie antwortete.
    »Ich mußte an diesen Film denken, den wir uns letztes Jahr angesehen haben. Über die Titanic. «
    »Ja?«
    »Und über das Mädchen in dem Film. Sie verliebte sich in diesen Jungen, den sie erst auf dem Schiff kennengelernt hatte. Und es war … sie hat ihn so sehr geliebt. So sehr, daß sie am Ende das Schiff nicht verlassen wollte. Um bei ihm bleiben zu können, stieg sie nicht in das Rettungsboot.«
    »Ich weiß, Eleanor.«
    Er erinnerte sich, wie sie neben ihm geweint hatte und wie er gelächelt und nicht verstanden hatte, daß ein Film sie so rühren konnte.
    »Du hast geweint.«
    »Ja. Weil sich jeder nach dieser Art von Liebe sehnt. Und, Harry, du hättest sie von mir verdient. Ich –«
    »Nein, Eleanor, was du mir gibst, ist mehr als –«
    »Sie sprang aus einem Rettungsboot auf die Titanic zurück, Harry.« Sie lachte ein wenig. Aber für Bosch hörte es sich traurig an. »Mehr kann wahrscheinlich niemand tun.«
    »Ganz richtig. Niemand. Deshalb war es ja auch ein Film. Hör zu … Ich wollte nie jemand anderes als dich, Eleanor. Du brauchst nichts für mich zu tun.«
    »Doch, muß ich schon. Muß ich schon … Ich liebe dich, Harry. Aber nicht genug. Du hast etwas Besseres verdient.«
    »Eleanor, nicht … Ich bitte dich. Ich …«
    »Ich werde eine Weile weggehen. Über alles nachdenken.«
    »Würdest du bitte warten?

Weitere Kostenlose Bücher