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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sich in seinen Stuhl zurück, um darüber nachzudenken.
    »Das ist die Bestätigung eines Durchsuchungsbeschlusses, richtig? Er wurde genehmigt.«
    »Ja.«
    »Gut. Erster April bis fünfzehnter Juni, das sind fünfundsiebzig Tage. Das –«
    »Sechsundsiebzig Tage«, korrigierte ihn Rider.
    »Sechsundsiebzig Tage. Das müßten eine Menge Rechnungen sein. Wir haben hier aber keine einzige, und in der Kanzlei habe ich auch keine gesehen. Da müßten an sich Schachteln voller Rechnungen und Auftragsbestätigungen sein.«
    »Vielleicht hat er sie zurückgegeben«, sagte Edgar.
    »Hast du nicht gesagt, er hat Kopien angefordert.«
    Edgar hob die Schultern.
    »Ein weiterer Punkt«, fuhr Bosch fort. »Warum ausgerechnet dieser Zeitraum? Das Mädchen wurde am zwölften Juli ermordet. Warum hat er nicht die Herausgabe der Belege bis zu diesem Zeitpunkt verlangt?«
    »Weil er wußte, wonach er suchte«, sagte Rider. »Oder es zumindest innerhalb dieses zeitlichen Rahmens wußte.«
    »Was soll er gewußt haben?«
    Sie verfielen in Schweigen. Bosch zermarterte sich den Kopf, kam aber auf keine Lösung. Der Hinweis auf die Nummernschilder war weiterhin so rätselhaft wie die Mistress-Regina-Spur. Als er die beiden Rätsel miteinander in Verbindung brachte, kam ihm schließlich doch eine Idee.
    »Wieder Pelfry«, sagte er. »Wir müssen mit ihm reden.«
    Er stand auf.
    »Jerry, klemm dich hinters Telefon! Sieh zu, ob du Pelfry erreichen kannst, und vereinbare so bald wie möglich einen Termin mit ihm. Ich gehe mal ein paar Minuten nach draußen.«
    Wenn Bosch seinen Partnern sagte, er ginge nach draußen, bedeutete das normalerweise, daß er das Gebäude verließ, um eine Zigarette zu rauchen. Als er in Richtung Tür ging, rief ihm Rider nach.
    »Harry, tu’s nicht!«
    Er winkte, ohne sich umzudrehen.
    »Keine Sorge.«
    Draußen auf dem Parkplatz sah Bosch sich um. Er wußte, einige seiner besten Ideen waren ihm gekommen, wenn er vor der Tür gestanden und geraucht hatte. Er hoffte, jetzt auch ohne die Hilfe einer Zigarette ein paar brauchbare Gedanken zuwege zu bringen. Er sah in den sandgefüllten Kübel, den die Raucher der Polizeistation benutzten, und sah eine halb gerauchte Zigarette im Sand stecken. Auf dem Mundstück war Lippenstift. Aber so verzweifelt war er noch nicht.
    Er dachte über die rätselhaften Nachrichten nach. Wegen der Poststempel und der Vermerke, die sich Elias auf den Zetteln gemacht hatte, wußte er, sie hatten Nachricht zwei, drei und vier, aber nicht die erste. Was die vierte Nachricht bedeutete – die Warnung, die Elias einstecken gehabt hatte –, lag auf der Hand. Einen ersten Anhaltspunkt für die Bedeutung der dritten Nachricht hatten sie dank des Untersuchungsbeschlusses, auf den Edgar gestoßen war. Aber die zweite Nachricht – mach das tüpfelchen auf das i humbert humbert – ergab für Bosch noch immer keinen Sinn.
    Sein Blick wanderte wieder zu der im Sand steckenden Zigarette, aber er verwarf den Gedanken. Außerdem fiel ihm ein, daß er weder Feuerzeug noch Streichhölzer dabei hatte.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß das andere Teilchen des Puzzles, das, zumindest bisher, keinen Sinn zu ergeben schien, diese Mistress-Regina-Geschichte war – was immer es damit auf sich hatte.
    Bosch drehte sich um und ging rasch in die Polizeistation zurück. Edgar und Rider waren über ihre Unterlagen gebeugt, als er an den Tisch trat. Bosch machte sich sofort daran, die Stapel von Akten durchzusehen.
    »Wer hat den Mistress-Regina-Ordner?«
    »Hier.« Edgar reichte Bosch den Ordner.
    Bosch schlug ihn auf und nahm den Fotoausdruck der Domina heraus. Dann legte er ihn neben eine der rätselhaften Nachrichten, um die Handschriften auf der Nachricht und dem Ausdruck zu vergleichen – die Adresse der Internetseite. Er hätte nicht sagen können, ob die beiden Zeilen von derselben Person stammten. Er verstand nichts davon, und die Schriften wiesen keine auffälligen Besonderheiten auf, die einen Vergleich ermöglichten.
    Als Bosch die Hand vom Ausdruck nahm, hoben sich seine oberen und unteren Ränder etwa zwei Zentimeter von der Schreibtischplatte, was darauf hindeutete, daß das Blatt einmal in der Mitte gefaltet worden war, möglicherweise, um in einen Umschlag gesteckt zu werden.
    »Ich glaube, das hier ist die erste Nachricht«, sagte er.
    Bosch hatte festgestellt, wenn er einen Geistesblitz hatte, war das häufig, als würde ein verstopftes Abflußrohr durchgeputzt. Die Gedanken konnten

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