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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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entgegen.
    »Schon okay, Harry.« Sheehans Stimme war sehr müde und heiser. »Agent Lindell hier hat mir alles erklärt. Zumindest einen Teil. Es warst nicht du, der … Das war ich selber. Weißt du, ich habe völlig vergessen, daß ich diesem Drecksack mal gedroht habe.«
    Bosch nickte.
    »Komm, Frankie. Ich fahre dich nach Hause.«
    Ohne sich viel dabei zu denken, ging Bosch mit ihm zum Lift, und sie fuhren zur Eingangshalle hinunter. Sie standen nebeneinander und sahen beide zu den Leuchtziffern über der Tür hoch.
    »Tut mir leid, daß ich an dir gezweifelt habe, Alter«, sagte Sheehan.
    »Mach dir da mal keine Gedanken, Alter. Damit sind wir quitt.«
    »Tatsache? Wieso?«
    »Wegen gestern abend, als ich dich nach den Fingerabdrücken gefragt habe.«
    »Hast du deswegen immer noch Zweifel?«
    »Nein. Nicht die geringsten.«
    In der Eingangshalle gingen sie durch einen Seiteneingang auf den Angestelltenparkplatz hinaus. Auf halbem Weg zu seinem Wagen hörte Bosch rasche Schritte, und als er sich umdrehte, sah er mehrere Reporter und Kameraleute auf sich zukommen.
    »Sag nichts«, wandte er sich rasch an Sheehan. »Sag kein Wort!«
    Die erste Welle Journalisten hatte sie rasch erreicht und umringte sie. Bosch konnte noch mehr kommen sehen.
    »Kein Kommentar«, sagte Bosch. »Kein Kommentar.«
    Aber es war nicht Bosch, an dem sie interessiert waren. Sie reckten ihre Mikrophone und Kameras Sheehan entgegen. Seine Augen, eben noch so müde, wirkten mit einem Mal wild, fast gehetzt. Bosch versuchte, seinen Freund durch das Gedränge zu seinem Wagen zu ziehen. Die Journalisten bombardierten ihn mit Fragen.
    »Detective Sheehan, haben Sie Howard Elias umgebracht?« schrie eine Frau, lauter als die anderen.
    »Nein«, antwortete Sheehan. »Habe ich nicht – ich habe nichts getan.«
    »Haben Sie bei einer früheren Gelegenheit dem Opfer gedroht?«
    »Tut mir leid, kein Kommentar«, sagte Bosch, bevor Sheehan etwas erwidern konnte. »Haben Sie gehört? Kein Kommentar. Lassen Sie uns –«
    »Warum wurden Sie vernommen?«
    »Sagen Sie uns, warum Sie vernommen wurden, Detective.«
    Sie hatten den Wagen fast erreicht. Einige Journalisten zogen sich bereits zurück, da sie gemerkt hatten, daß hier nichts für sie zu holen war. Aber die meisten Kameramänner blieben bei ihnen. Das Videomaterial konnten sie immer brauchen. Plötzlich riß sich Sheehan von Bosch los und wirbelte zu den Journalisten herum.
    »Wollen Sie wissen, warum ich vernommen wurde? Ich wurde vernommen, weil die Polizei einen Sündenbock braucht. Damit wieder Ruhe herrscht. Da spielt es keine Rolle, wer es ist, Hauptsache, sie bekommen, was sie wollen. Und ich kam ihnen dafür gerade recht. Ich habe ins Bild –«
    Bosch packte Sheehan und zerrte ihn weg von den Mikrophonen.
    »Komm, Frankie! Kümmere dich nicht um sie.«
    Sie gingen zwischen zwei geparkten Autos durch und konnten auf diese Weise die Journalistenmeute abschütteln. Bosch schob Sheehan rasch zu seinem Slickback und öffnete die Tür. Bis die Journalisten im Gänsemarsch nachkamen, saß Sheehan im Auto, wo er vor den Mikrophonen in Sicherheit war. Bosch ging auf die andere Seite und stieg ein.
    Sie fuhren stumm dahin, bis sie auf dem Freeway 101 waren. Erst jetzt sah Bosch zu Sheehan hinüber. Der blickte geradeaus nach vorn.
    »Das hättest du nicht sagen sollen, Frankie. Damit schürst du das Feuer.«
    »Das Feuer interessiert mich einen Scheiß. Jedenfalls nicht mehr.«
    Wieder legte sich Schweigen zwischen sie. Sie fuhren auf dem Freeway durch Hollywood, und es herrschte wenig Verkehr. Irgendwo im Südwesten konnte Bosch von einem Feuer Rauch aufsteigen sehen. Er überlegte, ob er das Radio anmachen sollte, merkte aber, daß er nicht wissen wollte, was der Rauch bedeutete.
    »Haben Sie dich wenigstens Margaret anrufen lassen?« fragte er nach einer Weile.
    »Nein. Sie wollten nichts anderes von mir als ein Geständnis. Ich bin wirklich heilfroh, daß du in die Stadt gekommen bist und mich rausgeboxt hast, Harry. Was du ihnen nun eigentlich genau erzählt hast, haben sie mir zwar nicht verraten, aber egal, es war meine Rettung.«
    Bosch wußte, was Sheehan wissen wollte, aber er war noch nicht bereit, es ihm zu sagen.
    »Wahrscheinlich warten schon die Geier von der Presse vor deinem Haus«, sagte er statt dessen. »Margaret war vermutlich überhaupt nicht darauf vorbereitet.«
    »Ich muß dir was sagen, Harry. Margaret hat mich vor acht Monaten verlassen. Sie ist mit den Mädchen nach

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