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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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eigentlich nicht langsam sagen, was das Ganze soll?«
    »Gleich. Nur noch eine Frage. Wieviel hast du Kincaid oder Richter über Michael Harris erzählt, weißt du das noch?«
    »Wie meinst du das?«
    »Hör zu, ich will hier auf keinen Fall sagen, du hättest was falsch gemacht. In einem Fall wie diesem, da bezieht man bei den Ermittlungen die Hauptbeteiligten mit ein, man hält sie auf dem laufenden. Bist du also zu ihnen gegangen und hast ihnen erzählt, daß du Harris wegen der Fingerabdrücke verhaftet hast und, du weißt schon, daß ihr ihn nach allen Regeln der Kunst ausgequetscht habt?«
    »Klar habe ich das. Das ist so üblich.«
    »Richtig. Und hast du ihm erzählt, wer Harris ist und was mit ihm war und so?«
    »Schätze schon.«
    Darauf ließ Bosch die Sache erst einmal beruhen. Er bog in die Woodrow Wilson und fuhr die gewundene Straße zu seinem Haus hinunter. Er stellte den Wagen in den Carport.
    »Sieht aber nett aus«, sagte Sheehan.
    Bosch stellte den Motor ab, stieg aber noch nicht aus.
    »Hast du den Kincaids oder Richter erzählt, wo Harris genau wohnte?« fragte er.
    Sheehan sah ihn an.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich frage dich was. Hast du ihnen gesagt, wo Harris wohnt?«
    »Schon möglich. Ich weiß es nicht mehr.«
    Bosch stieg aus und ging auf die Küchentür zu. Sheehan nahm seine Sachen vom Rücksitz und folgte ihm.
    »Jetzt laß uns endlich mal Klartext reden, Hieronymus.«
    Bosch schloß die Tür auf.
    »Ich glaube, du hast einen Fehler gemacht.«
    Er ging nach drinnen.
    »Bitte Klartext, Hieronymus.«
    Bosch führte Sheehan ins Gästezimmer, und Sheehan warf seine Tüte aufs Bett. Wieder draußen auf dem Gang, deutete Bosch ins Bad und ging ins Wohnzimmer zurück. Sheehan schwieg, wartete.
    »Die Spülung funktioniert nicht mehr richtig«, sagte Bosch, ohne ihn anzusehen. »Du mußt den Finger auf dem Drücker lassen, solange das Wasser läuft.«
    Jetzt sah er seinen ehemaligen Partner an.
    »Wir haben jetzt eine Erklärung für Harris’ Fingerabdrücke. Er hat Stacey Kincaid nicht entführt oder ermordet. Wir glauben inzwischen nicht mehr mal, daß es überhaupt eine Entführung gab. Kincaid hat seine Stieftochter umgebracht. Er hat sie mißbraucht und umgebracht und dann die Entführung vorgetäuscht. Zu allem Überfluß hatte er auch noch das unverschämte Glück, daß die Fingerabdrücke Harris belasteten. Das hat er sich zunutze gemacht. Wir glauben, es war er – oder dieser Richter –, der die Leiche in der Nähe von Harris’ Wohnung deponiert hat, weil er wußte, wo Harris wohnte. Deshalb denk jetzt bitte scharf nach, Francis, Ich will hier nichts von wahrscheinlich hören. Ich muß wissen, ob du Kincaid oder seinem Sicherheitstypen erzählt hast, wo Harris wohnt.«
    Sheehan war sprachlos, und er senkte den Blick zu Boden.
    »Soll das heißen, wir haben uns bei Harris getäuscht …«
    »Ihr hattet Scheuklappen auf, Mann. Sobald ihr diese Fingerabdrücke hattet, gab es nur noch Harris für euch.«
    Sheehan hielt den Blick auf den Boden gerichtet und nickte langsam.
    »Wir machen alle Fehler, Frankie. Setz dich und denk über das, was ich dich gerade gefragt habe, nach. Was hast du Kincaid erzählt, und wann hast du es ihm erzählt? Ich bin gleich wieder zurück.«
    Während Sheehan zu verdauen versuchte, was er gerade gesagt bekommen hatte, ging Bosch den Gang hinunter zum Schlafzimmer. Er betrat es und blickte sich darin um. Es sah aus wie immer. Er öffnete die Tür des begehbaren Kleiderschranks und machte das Licht an. Eleanors Kleider waren weg. Er sah auf den Boden. Auch ihre Schuhe fehlten. Auf dem Teppich sah er ein kleines Netz, das mit einem blauen Band zugebunden war. Er bückte sich und hob es auf. Das Netz enthielt eine Handvoll Reis. Er erinnerte sich, daß diese Reissäckchen Teil des Hochzeitspakets der Kapelle in Las Vegas gewesen waren – um das glückliche Paar damit bewerfen zu können. Eleanor hatte eines zur Erinnerung aufgehoben. Jetzt fragte sich Bosch, ob sie es vergessen oder einfach weggeworfen hatte.
    Bosch steckte das Säckchen in seine Tasche und machte das Licht aus.

28
    E dgar und Rider hatten den Fernseher aus dem Büro des Lieutenants gerollt und sahen sich die Nachrichten an, als Bosch, der gerade Sheehan bei sich zu Hause abgeliefert hatte, den Bereitschaftsraum betrat. Sie blickten kaum auf, um von seinem Erscheinen Notiz zu nehmen.
    »Was gibt’s Neues?« fragte Bosch.
    »Hat den Leuten anscheinend nicht gepaßt, daß wir

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