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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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er unschuldig ist, kann er nach Hause. Ich will wissen, wie wir bei Kincaid weiter vorgehen sollen. Es sieht so aus, als …«
    Bosch ignorierte sein Zögern.
    »Wir machen mit dem weiter, was wir gerade tun«, erklärte er. »Wir lassen uns Durchsuchungsbefehle ausstellen, damit wir jederzeit zuschlagen können. Ich bin morgen vormittag mit Mrs. Kincaid in ihrem alten Haus verabredet. Ich fahre hin, sehe, wie die Sache läuft, und versuche ein Geständnis aus ihr herauszukitzeln. Sie macht den Eindruck, als bräuchte man sie nur kurz anzutippen, um sie zum Umfallen zu bringen. So oder so, wir halten ihnen die Durchsuchungsbefehle unter die Nase. Wir knöpfen uns alle vor und schlagen überall gleichzeitig zu – die Häuser, die Autos, die Büros. Wir sehen, was dabei herauskommt. Außerdem werden wir Unterlagen aus seinen Autohäusern einziehen müssen. Um festzustellen, welche Autos Kincaid letzten Juli fuhr. Und Richter.«
    »Richter?«
    »Der Sicherheitstyp.«
    Diesmal stand Irving auf und ging ans Fenster.
    »Wir haben es hier mit einer Familie zu tun, die mitgeholfen hat, diese Stadt aufzubauen. Mit dem Sohn Jackson Kincaids.«
    »Ich weiß«, erwiderte Bosch. »Der Kerl stammt aus einer einflußreichen Familie. Er erhebt sogar Anspruch auf den Smog, betrachtet ihn als Errungenschaft seiner Familie. Aber das spielt alles keine Rolle, Chief. Nicht nach dem, was er getan hat.«
    Irvings Augen senkten sich, und Bosch wußte, er blickte auf die Demonstranten hinab.
    »Der Zusammenhalt der Stadt wird …«
    Er sprach nicht zu Ende. Bosch wußte, was er dachte. Daß die Menschen da unten auf dem Bürgersteig auf die Nachricht von einer Anklageerhebung warteten – gegen einen Cop.
    »Wo stehen wir bei Detective Sheehan?« fragte Irving.
    Lindell sah auf seine Uhr.
    »Wir sprechen jetzt sechs Stunden mit ihm. Als ich ging, hatte er nicht ein Wort gesagt, das ihn als Mörder von Howard Elias ausweisen könnte.«
    »Er hat dem Opfer mit dem Tod gedroht, und das auch noch genau so, wie das Opfer schließlich tatsächlich ermordet wurde.«
    »Das ist lange her. Außerdem wurde diese Drohung in der Öffentlichkeit ausgesprochen, vor Zeugen. Aus Erfahrung weiß ich, daß Menschen, die solche Drohungen aussprechen, sie in der Regel nicht in die Tat umsetzen. In den meisten Fällen lassen sie damit nur Dampf ab.«
    Irving, der das Gesicht immer noch dem Fenster zugewandt hatte, nickte.
    »Was gibt es von der Ballistik?« fragte er.
    »Noch nichts. Mit Elias’ Obduktion sollte heute nachmittag begonnen werden. Ich habe Detective Chastain hingeschickt. Sie holen ihm die Geschosse raus, und er bringt sie in die Schußwaffenabteilung rüber. Sie zu meinen Leuten nach Washington zu schicken würde zu lange dauern. Aber vergessen Sie nicht, Chief, Sheehan hat seine Waffe freiwillig herausgerückt. Er sagte: ›Macht eine ballistische Untersuchung.‹ Ja, er hat eine Neuner, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er die Waffe herausgerückt hätte, wenn er nicht sicher wäre, daß die Kugeln nicht aus ihr abgefeuert wurden.«
    »Und sein Haus?«
    »Wir haben es von oben bis unten durchsucht – ebenfalls mit seiner Einwilligung. Nichts. Keine anderen Schußwaffen, keine schriftlichen Haßtiraden gegen Elias, nichts.«
    »Alibi?«
    »Das ist die einzige Schwachstelle. Am Freitag abend war er allein zu Hause.«
    »Was war mit seiner Frau?« fragte Bosch.
    »Die Frau und die Kinder waren oben in Bakersfield«, sagte Lindell. »Dort sind sie anscheinend schon eine ganze Weile.«
    Das war eine weitere Überraschung, was Sheehan anging. Bosch fragte sich, warum Sheehan es nicht erwähnt hatte, als er sich nach seiner Familie erkundigt hatte.
    Irving schwieg, und Lindell fuhr fort: »Ich würde sagen, wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder wir behalten ihn noch so lange hier, bis wir morgen den Bericht von der Ballistik kriegen und er endgültig entlastet ist. Oder wir schicken ihn, wie Harry vorschlägt, sofort nach Hause. Wenn wir ihn allerdings über Nacht hierbehalten, wecken wir bei den Leuten da draußen nur noch höhere Erwartungen …«
    »Wenn wir ihn andererseits ohne Erklärung freilassen, könnten wir dadurch schwere Unruhen auslösen«, wandte Irving ein.
    Der Deputy Chief blickte weiter nachdenklich aus dem Fenster. Diesmal wartete Lindell.
    »Lassen Sie ihn um sechs frei«, sagte Irving schließlich. »Bei der Pressekonferenz um fünf werde ich sagen, er wird vorbehaltlich weiterer Ermittlungsergebnisse auf freien Fuß

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