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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Die Fragen gingen noch zehn Minuten weiter. Irgendwann sah Bosch zu Rider hinüber, und sie antwortete mit einem Blick, der sagte: Was machen wir hier eigentlich? Und Bosch antwortete mit einem Blick, der sagte: Unsere Zeit vergeuden.
    Als es schließlich vorbei war, stand Bosch auf dem Podium mit Edgar und Rider zusammen. Seine beiden Partner waren erst unmittelbar vor Beginn der Pressekonferenz von der Hollywood Station hergekommen, und er hatte keine Zeit mehr gehabt, mit ihnen zu sprechen.
    »Wie sieht es mit den Durchsuchungsbefehlen aus?« fragte er.
    »Fast fertig«, antwortete Edgar. »Der Auftritt bei diesem Affentheater hat uns jedenfalls keinen Schritt weitergebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Harry, ich dachte, du wolltest uns diesen Quatsch vom Hals halten«, sagte Rider.
    »Ich weiß. Das war egoistisch. Frankie Sheehan ist ein Freund von mir. Was sie ihm da angetan haben, seinen Namen den Medien zuzuspielen, ist eine Sauerei. Ich hatte gehofft, eure Anwesenheit würde der Ankündigung seiner Freilassung etwas zusätzliche Glaubwürdigkeit verleihen.«
    »Du hast uns also genauso benutzt, wie Irving das gestern vorhatte. Ihm hast du es nicht durchgehen lassen, aber bei dir selbst findest du so etwas offensichtlich in Ordnung.«
    Bosch versuchte ihre Miene zu deuten. Es war offensichtlich, daß sie wirklich wütend war, auf diese Weise benutzt worden zu sein. Bosch wußte, es war ein Verrat. In seinen Augen zwar nur ein kleiner, aber trotzdem ein Verrat.
    »Hör zu, Kiz, könnten wir uns darüber vielleicht später unterhalten? Aber wie gesagt, Frankie ist ein Freund. Und wegen dieser Sache ist er jetzt auch dein Freund. Das könnte eines Tages wichtig werden.«
    Er wartete und sah sie an, und schließlich nickte sie kaum merklich. Die Sache war erledigt, vorerst.
    »Wie lange braucht ihr noch?« fragte er.
    »Etwa eine Stunde«, sagte Edgar. »Dann müssen wir einen Richter finden.«
    »Warum?« fragte Rider. »Was hat Irving gesagt?«
    »Irving ist noch unentschieden. Deshalb möchte ich alles fertig haben. Ich möchte jederzeit zuschlagen können. Morgen früh.«
    »Morgen früh ist kein Problem«, sagte Edgar.
    »Gut. Dann fahrt ihr zwei jetzt mal zurück und erledigt den Rest. Geht noch heute abend zu einem Richter. Morgen werden wir –«
    »Detective Bosch?«
    Bosch drehte sich um. Vor ihm standen Harvey Button und sein Produzent Tom Chainey.
    »Ich darf nicht mit Ihnen sprechen«, sagte Bosch.
    »Wir haben gehört, Sie rollen den Fall Stacey Kincaid neu auf«, sagte Chainey. »Darüber würden wir gern mit Ihnen –«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?« fuhr Bosch sie an. Aus seiner Miene sprach Wut.
    »Wir haben eine Quelle, die –«
    »Na schön, dann sagen Sie Ihrer Quelle, sie soll nicht solchen Scheiß erzählen! Kein Kommentar.«
    Ein Kameramann kam dazu und hielt sein Objektiv über Buttons Schulter. Button hob ein Mikrophon.
    »Haben Sie Michael Harris entlastet?« platzte Button heraus.
    »Ich sagte, kein Kommentar«, knurrte Bosch. »Nehmen Sie das weg da.«
    Bosch streckte den Arm nach der Kamera aus und hielt die Hand vor das Objektiv. Der Kameramann brüllte: »Finger weg von meiner Kamera! Das ist Privateigentum.«
    »Das ist mein Gesicht auch. Nehmen Sie das Ding da weg. Die Pressekonferenz ist vorbei.«
    Bosch legte Button die Hand auf die Schulter und schob ihn vom Podium. Der Kameramann folgte ihm. Das tat auch Chainey, aber betont ruhig und langsam, als wolle er Bosch provozieren, auch ihn so unsanft zu behandeln. Sie starrten sich gegenseitig an.
    »Sehen Sie sich heute abend die Nachrichten an, Detective«, sagte Chainey. »Könnte ganz interessant für Sie werden.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Bosch.
     
    Zwanzig Minuten später saß Bosch auf einem leeren Schreibtisch am Zugang zu dem Flur, der zu den RHD-Verhörräumen im zweiten Stock führte. Er dachte noch immer über die Begegnung mit Button und Chainey nach und fragte sich, was sie wußten. Er hörte, wie eine der Türen aufging, und blickte auf. Frankie Sheehan kam mit Lindell den Gang herunter. Boschs alter Partner wirkte erschöpft. Sein Gesicht war eingefallen, sein Haar ungekämmt, und seine Kleidung – dieselbe, die er am Abend zuvor in der Bar getragen hatte – war zerknittert. Bosch rutschte vom Schreibtisch und stand auf, bereit, notfalls einen Angriff abzuwehren. Doch offensichtlich deutete Sheehan seine Körpersprache richtig und hob ihm mit einem schiefen Grinsen die Handflächen

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