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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gesetzt. Allerdings kann ich das Protestgeschrei Preston Tuggins’ und seiner Anhängerschaft jetzt schon hören.«
    »Das ist nicht genug, Chief«, sagte Bosch. »Sie müssen sagen, seine Unschuld ist erwiesen. ›Vorbehaltlich weiterer Ermittlungsergebnisse?‹ Genausogut könnten Sie sagen, wir glauben, er war’s, und haben nur keine Beweise, um ihn unter Anklage zu stellen.«
    Irving wandte sich vom Fenster ab und sah Bosch an.
    »Unterstehen Sie sich, mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe, Detective. Sie tun Ihren Job, und ich tue meinen. Apropos, die Pressekonferenz ist in einer Stunde. Ich möchte auch Ihre Partner dabeihaben. Ich stelle mich nicht, umgeben von lauter weißen Gesichtern, hin und sage, wir lassen einen weißen Cop vorbehaltlich weiterer Ermittlungsergebnisse laufen. Diesmal will ich Ihre Leute dabeihaben. Und ich lasse keine Entschuldigung gelten.«
    »Sie werden dasein.«
    »Gut. Dann lassen Sie uns noch klären, was wir den Medien über die Richtung sagen, in der wir unsere Ermittlungen vorantreiben.«
     
    Die Pressekonferenz war kurz. Diesmal ließ sich der Polizeipräsident nicht blicken. Es blieb Irving überlassen, darauf hinzuweisen, die Ermittlungen würden in verstärktem Umfang weitergeführt. Außerdem gab er bekannt, der Polizist, der mehrere Stunden vernommen worden sei, werde freigelassen. Das zog einen sofortigen Chor von Fragen seitens der versammelten Journalisten nach sich. Irving hob die Hände, als könne er damit die Menge beschwichtigen. Das erwies sich als falsch.
    »Wir wollen hier keinen Schreiwettbewerb veranstalten«, rief er. »Ich werde eine Handvoll Fragen beantworten, und damit hat es sich. Wir haben ein Ermittlungsverfahren, dem wir uns wieder zuwenden müssen. Wir –«
    »Was meinen Sie mit freigelassen, Chief?« rief Harvey Button nach vorne. »Heißt das, seine Unschuld ist erwiesen, oder haben Sie nur nicht genügend Beweise, um ihn weiter festzuhalten?«
    Irving sah Button kurz an, bevor er antwortete.
    »Ich meine damit, daß die Ermittlungen jetzt in eine andere Richtung gehen.«
    »Dann ist also Detective Sheehans Unschuld erwiesen, richtig?«
    »Ich werde hier keine Namen von Personen nennen, mit denen wir sprechen.«
    »Chief, wir alle wissen den Namen. Warum können Sie die Frage nicht beantworten?«
    Bosch fand es auf eine zynische Art amüsant, diesen Wortwechsel zu verfolgen, weil Lindell ihm glaubhaft versichert hatte, daß es Irving gewesen war, der den Medien Frankie Sheehans Namen zugespielt hatte. Jetzt versuchte der Deputy Chief den Verärgerten zu spielen, daß er in aller Munde war.
    »Alles, was ich sage, ist, daß der Polizist, mit dem wir gesprochen haben, unsere Fragen bisher zufriedenstellend beantworten konnte. Er kann nach Hause gehen, und das ist alles, was ich –«
    »In welche andere Richtung zielen die Ermittlungen?« rief ein anderer Journalist.
    »Dazu kann ich mich nicht näher äußern«, erklärte Irving. »Vorerst muß Ihnen der Hinweis genügen, daß wir jeder Spur nachgehen.«
    »Können wir dem FBI-Agenten Fragen stellen?«
    Irving blickte sich nach Lindell um, der mit Bosch, Edgar und Rider am hinteren Ende des Podiums stand. Dann wandte er sich wieder den Scheinwerfern, Kameras und Journalisten zu.
    »FBI und LAPD sind übereingekommen, daß sich diese Angelegenheit am besten abwickeln läßt, wenn alle Informationen durch die Polizei weitergeleitet werden. Falls Sie also Fragen haben, richten Sie sie bitte an mich.«
    »Werden andere Cops vernommen?« rief Button.
    Irving mußte zweimal überlegen, um sicherzugehen, daß er die richtigen Wörter in die richtige Reihenfolge brachte.
    »Ja, es werden routinemäßig Polizeiangehörige vernommen. Im Moment gibt es keine Polizeiangehörigen, die wir als Verdächtige einstufen würden.«
    »Damit sagen Sie also, Sheehan ist kein Verdächtiger.«
    Button hatte ihn ausgetrickst. Irving wußte es. Er hatte sich in eine Zwickmühle manövrieren lassen. Aber er wählte den einfachen, um nicht zu sagen unaufrichtigen Ausweg.
    »Kein Kommentar.«
    »Chief«, fuhr Button, das Geschrei seiner Kollegen übertönend, fort. »Seit der Entdeckung der Morde sind jetzt fast achtundvierzig Stunden vergangen. Heißt das, es gibt immer noch keine handfesten Verdächtigen?«
    »Wir werden uns hier nicht darüber auslassen, was für Verdächtige es geben oder nicht geben könnte. Nächste Frage.«
    Um Button ins Abseits zu drängen, deutete Irving rasch auf einen anderen Journalisten.

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